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Das Muldental mit seinen alten Alleen und den halbverlassenen Dörfern ist nur auf den ersten Blick idyllisch. Dahinter tun sich die Abgründe der ostdeutschen Provinz auf. In ihrem neuen Buch lotet Daniela Krien sie subtil und meisterhaft aus. Sie können selbst nicht fassen, was sie da tun, und doch tun sie es. Und es geht erstaunlich leicht. Halb aus Spaß, halb aus Verzweiflung setzen die Freundinnen den langgehegten Plan B in die Tat um: Sie mieten eine Wohnung und lassen sich über einen gemeinsamen früheren Freund Freier beschaffen Das größte Glück und der tiefste Abgrund liegen immer nur…mehr

Produktbeschreibung
Das Muldental mit seinen alten Alleen und den halbverlassenen Dörfern ist nur auf den ersten Blick idyllisch. Dahinter tun sich die Abgründe der ostdeutschen Provinz auf. In ihrem neuen Buch lotet Daniela Krien sie subtil und meisterhaft aus.
Sie können selbst nicht fassen, was sie da tun, und doch tun sie es. Und es geht erstaunlich leicht. Halb aus Spaß, halb aus Verzweiflung setzen die Freundinnen den langgehegten Plan B in die Tat um: Sie mieten eine Wohnung und lassen sich über einen gemeinsamen früheren Freund Freier beschaffen
Das größte Glück und der tiefste Abgrund liegen immer nur eine Handbreit auseinander. So auch bei Marie, die vergeblich versucht der Erpressung durch die Stasi standzuhalten. Aber nun, an einem der heißesten Tage des Sommers, kommt es zur Eskalation.
In zehn Geschichten schildert Daniela Krien Menschen, deren Hoffnungen und Pläne nach der Wende erfüllt oder betrogen wurden. Der klare Sprachstil, die Sinnlichkeit ihrer Beschreibungen und die Direktheit ihrer Dialoge machen aus jeder der Geschichten ein spannungsgeladenes kleines Meisterwerk.
Autorenporträt
Daniela Krien, geboren 1975, aufgewachsen in einem Dorf im Vogtland, lebt mit ihren Töchtern in Leipzig.
Ihr Romandebüt "Irgendwann werden wir uns alles erzählen" (2011) ist ein Bestseller, der in 15 Sprachen erscheint. Die Verfilmung ist in Vorbereitung
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Das „Muldental“ ist eine Landschaft in der sächsischen Provinz, aber auch der Begriff für eine bestimmte Talform. Und so spiegeln auch die Menschen in den Geschichten von Daniela Krien nicht nur die Schicksale einzelner Personen, sondern stehen meist exemplarisch für ein Lebensmodell. Für ihre sensible Beschreibung wurde die Autorin 2015 mit dem Nicolas-Born-Debütpreis ausgezeichnet. Erweitert um eine neue Geschichte und ein Vorwort erscheint der Erzählband „Muldental“ nun auch als Hörbuch. Die kleinen, feinen Miniaturen spielen Anfang der Neunzigerjahre. Manche Storys sind nur vor dem Hintergrund der ostdeutschen Vergangenheit denkbar wie die Geschichte einer Stasi-Bespitzelung durch die eigene Ehefrau. Andere zeigen gestrauchelte Existenzen, wie sie auch in den westlichen Bundesländern vorkommen könnten. Zum Beispiel der junge 30-jährige Mörder, der sein halbes Leben in Haft verbringt und anschließend in sein inneres Gefängnis zurückkehrt. Daniela Krien liest alle Episoden mit klarer, nuancenreicher Stimme und viel Sympathie für ihre Protagonisten. Ihre unaufgeregte Schilderung gepaart mit psychologischer Tiefe erzeugt nicht nur beim Lesen einen ungeheuren Sog.

© BÜCHERmagazin, Angelika Kalenbach

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Freudig verkündet Rezensent Alexander Kosenina, dass unter dem Titel "Muldental" nun ein neuer Erzählband Daniela Kriens erschienen ist. Das Buch, das den Kritiker lange nicht losgelassen hat, erzähle protokollierend, nie moralisierend aber dennoch anteilnehmend von den Schicksalen ostdeutscher Bürger nach der Wende, so der Kritiker der vor allem die "existentielle Wucht" bewundert, mit der Krien ihre Geschichten entfalte. So begleitet er hier etwa Menschen, die in Arbeitslosigkeit und Alkoholismus abrutschen, ihre Identität verlieren oder im Westen Demütigungen erleben. Insbesondere lobt der Rezensent Kriens Vermögen, von diesen Schicksalen in einem ganz neuen Ton zu erzählen und sie darüber hinaus ins Allgemeinmenschliche zu erheben.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Diese Kurzprosa hat es in sich.", FAZ, Alexander Kosenina, 03.01.2015

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.01.2015

Die verstehen uns hier nicht
"Muldental": Daniela Kriens Kurzgeschichtenband

Viel, sehr viel ist in diesem Jahr über den Mauerfall vor fünfundzwanzig Jahren geschrieben worden: Dokumentationen, Augenzeugenberichte und Analysen haben die ergreifendsten Ereignisse der jüngsten deutschen Geschichte wieder lebendig gemacht. Unter den literarischen Stimmen wurde dabei eine weitgehend überhört: Daniela Krien, deren Debüt über eine verrückte Liebe in der sich auflösenden DDR damalige Leser unmöglich vergessen haben können, hat jetzt neue Kurzgeschichten vorgelegt. Wie ihr vorangehender Roman "Irgendwann werden wir uns alles erzählen" (2011) beschäftigt einen die Erzählsammlung "Muldental" auf seltsam unentrinnbare Weise noch weit über die Lektüre hinaus.

Die Gründe dafür liegen zu gleichen Teilen in der existentiellen Wucht der Gegenstände wie der leisen, sparsamen Intensität der Darstellung, die protokolliert, ohne zu erklären, zu deuten oder gar zu moralisieren. "Nüchtern" wäre dafür dennoch das falsche Wort, denn Nähe und Anteilnahme stellen sich durchaus von selbst ein, nur eben nicht durch Erregung von Mitleid oder Rührung. Vielleicht ist es einfach die verblüffende Evidenz der Schicksale, die in jeder dieser Geschichten knapp, präzise und sachlich entwickelt wird, um dann in prägnanten Schlusswendungen vom Individuellen ins Allgemeine erhoben zu werden.

Die Begriffe "Wendeopfer" oder "Kapitalismusopfer" fallen nur an einer einzigen Stelle, weil Krien sich nichts aus larmoyanten Formeln macht. Dennoch sind diese Begriffe präsent, wenn sie nicht überhaupt die hier behandelten Strukturen ökonomischer Veränderungen und sich wandelnder sozialer Machtverhältnisse präzise bezeichnen. Einige Geschichten führen in das sächsische "Muldental", das nicht bloß von natürlichen Überflutungen heimgesucht wird. Vielen Menschen steht dort in den neunziger Jahren das Wasser auch so bis zum Hals. Für manche wie den Werkzeugmacher Otto scheint es zunächst bergauf zu gehen, doch dann folgen rasche Krediteinkäufe, Firmenschließungen und der alles zerstörende Alkohol. Andere, wie Maren und Betti, suchen ihr Glück im nahen Leipzig. Doch mit Glück hat ihr "Plan B" überhaupt nichts zu tun, denn der verlangt maximale Selbstverleugnung und wäre den jungen Frauen früher nie in den Sinn gekommen. "Mimikry" erzählt von anderen, alltäglichen Demütigungen ehemaliger DDR-Bürger im Westen, die trotz mancher kleinen Rache ratlos resigniert feststellen: "Die verstehen uns hier nicht."

Der Einwand, dass solche Probleme nicht neu seien, trifft nur bedingt zu, weil Krien die in manchen Regionen alltäglichen Zustände von Arbeitslosigkeit, Ehezerrüttung, Alkoholismus, Stasi-Verstrickung durch ihr Erzählverfahren neu erfindet. Minimalistische Protokollsätze werden von personalen Perspektiven und wörtlicher Figurenrede abgelöst, das Kommentieren und Urteilen bleibt dann aber dem Leser überlassen. Leicht fällt das durchaus nicht. Denn diese Kurzprosa hat es in sich. Unwahrscheinlich, dass es für die hier dargestellten Varianten des Wahrscheinlichen keine Vorbilder gab. Doch darauf kommt es nicht an. Denn solche Schicksale fanden sich infolge der Wende ebenso wie davor oder danach, im Osten wie im Westen. Gültig sind sie durch ihre allgemeinmenschliche Wahrheit.

ALEXANDER KOSENINA.

Daniela Krien: "Muldental". Graf Verlag, München 2104. 224 S., geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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