Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München, Sprache: Deutsch, Abstract: 1. EinleitungIch habe für die vorliegende Arbeit die beiden Romane The Life and Opinions of Tristram Shandy, Gentleman von Laurence Sterne und Se una notte d´inverno un viaggiatore von Italo Calvino ausgewählt, da beide in besonderer Weise mit dem Problem des Anfangens spielen. In TS befindet sich der Erzähler auf einer unendlichen Suche nach dem Anfang seiner selbst und seines Unglücks. Zu diesem Zweck wird der Anfang immer wieder aufgeschoben bzw. der Erzähler bricht ab und setzt an einer anderen Stelle neu an. Italo Calvinos SNIV besteht aus zehn aneinandergereihten Romananfängen, die durch eine Rahmenhandlung verbunden werden und mit deren Kapiteln abwechseln. Auf der Ebene dieser Rahmenhandlung befinden sich die Figuren eines Leser und einer Leserin auf der erfolglosen Suche nach der Fortsetzung der Romanfragmente, die, nach dem experimentellen Muster eines permutativen Durchspielens verschiedener Möglichkeiten aneinandergereiht, als `Stilübung` im Anfangen erscheinen. Interessant für die vorliegende Arbeit ist, dass Calvino im Rahmen der Charles Eliot Norton Poetry Lectures an der Harvard-Universität 1984 eine eigene Vorlesung zum Thema Über das Anfangen und das Beenden von Romanen geplant hatte, zu der jedoch im Nachlass keine Aufzeichnungen gefunden wurden (Vgl. Calvino 1995: 7). Die Annahme liegt nahe, dass SNIV als Beispiel hätte dienen können.In gewisser Weise könnten die beiden zu behandelnden Werke als komplementär angesehen werden, da in TS ein Erzähler seinen Anfang nicht findet, während in SNIV ein Leser endlos auf der Suche nach einem Ende ist. An dieser Gegenüberstellung wird bereits eine Verlagerung des Schwerpunkts vom Erzähler auf den Leser deutlich, der unter Punkt vier nachgegangen werden soll. Beide Romane wollen die Möglichkeiten ihres eigenen Genres ausloten, worauf für SNIV bereits die konditionale Formulierung des fragmentarisch anmutenden Titels verweist. Weitere Gemeinsamkeiten sind der wiederholte Einsatz von Unterbrechungen auf der Ebene der Makrostruktur sowie eine stark selbstreflexive Komponente. Scheffel vertritt in seiner Typologie des selbstreflexiven Erzählens im Gegensatz zu Theoretikern wie Robbe-Grillet oder Ricardou die Auffassung, dass Selbstbezüglichkeit keine Besonderheit des nouveau (nouveau) roman oder des 19. und 20. Jahrhunderts darstellt, sondern schon vorher zu finden ist. Für ihn überwiegen die Gemeinsamkeiten selbstreflexiver Romane eine epochale Trennung bei weitem (Vgl. Scheffel 1997: 2-5).(...)
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