Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.11.2021Was mit Bären
Haruki Murakami sammelt T-Shirts
Eines Tages stieß Haruki Murakami auf der Insel Maui auf ein gelbes, schon etwas verblichenes T-Shirt mit der Inschrift „Tony Takitani – House – D“. Was hatte das zu bedeuten? Da niemand es ihm erklärte, machte er sich selbst einen Reim darauf: So entstand die Erzählung „Tony Takitani“. Mit solchen scheinbar belanglosen Fundstücken fängt Murakami ja gerne an. Dieses T-Shirt rangiert jedenfalls zu Recht als die Nummer eins unter Murakamis „Gesammelten T-Shirts“; es folgen 107 weitere. Zu jedem weiß er etwas zu sagen: wann und wo er dazu kam, wie es ihm gefällt, ob er es oft trägt oder auch gar nicht.
Murakami hat seine Shirts locker in Gruppen geordnet, die heißen „Was mit Bären“, „Summer Surfing“, „Springsteen und Brian“ (ohne Letzteren klingen die Beach Boys etwas opahaft, meint Murakami). Man erfährt nebenher eine Menge über den Menschen und Schriftsteller, der sich mit so freundlicher Neugier den Objekten der Popkultur annähert, welche von anderen Literaten als trivial verschmäht worden sind. Am Ende hat man ein ganzes biografisches Mosaik vor sich. Hervorgegangen ist diese Galerie aus einer Kolumne in der Zeitschrift Popeye, angereichert um zwei Interviews, wo Fragende und Befragter viel lachen. – Und wie war das mit Tony Takitani? Irgendwann meldet sich der Träger des Namens beim inzwischen berühmten Autor und offenbart das Geheimnis: Er hat als Demokrat für das Repräsentantenhaus von Hawaii kandidiert (daher „House“ und „D“); und obwohl er durchfiel, lädt er Murakami zu einer Runde Golf ein. Schade, meint Murakami, dass er kein Golfer ist, sondern für Baseball schwärmt, speziell den japanischen. Go, Yakult, go!
BURKHARD MÜLLER
Haruki Murakami:
Murakami T.
Gesammelte T-Shirts. Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe.
Dumont, Köln 2021.
192 Seiten, 24 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Haruki Murakami sammelt T-Shirts
Eines Tages stieß Haruki Murakami auf der Insel Maui auf ein gelbes, schon etwas verblichenes T-Shirt mit der Inschrift „Tony Takitani – House – D“. Was hatte das zu bedeuten? Da niemand es ihm erklärte, machte er sich selbst einen Reim darauf: So entstand die Erzählung „Tony Takitani“. Mit solchen scheinbar belanglosen Fundstücken fängt Murakami ja gerne an. Dieses T-Shirt rangiert jedenfalls zu Recht als die Nummer eins unter Murakamis „Gesammelten T-Shirts“; es folgen 107 weitere. Zu jedem weiß er etwas zu sagen: wann und wo er dazu kam, wie es ihm gefällt, ob er es oft trägt oder auch gar nicht.
Murakami hat seine Shirts locker in Gruppen geordnet, die heißen „Was mit Bären“, „Summer Surfing“, „Springsteen und Brian“ (ohne Letzteren klingen die Beach Boys etwas opahaft, meint Murakami). Man erfährt nebenher eine Menge über den Menschen und Schriftsteller, der sich mit so freundlicher Neugier den Objekten der Popkultur annähert, welche von anderen Literaten als trivial verschmäht worden sind. Am Ende hat man ein ganzes biografisches Mosaik vor sich. Hervorgegangen ist diese Galerie aus einer Kolumne in der Zeitschrift Popeye, angereichert um zwei Interviews, wo Fragende und Befragter viel lachen. – Und wie war das mit Tony Takitani? Irgendwann meldet sich der Träger des Namens beim inzwischen berühmten Autor und offenbart das Geheimnis: Er hat als Demokrat für das Repräsentantenhaus von Hawaii kandidiert (daher „House“ und „D“); und obwohl er durchfiel, lädt er Murakami zu einer Runde Golf ein. Schade, meint Murakami, dass er kein Golfer ist, sondern für Baseball schwärmt, speziell den japanischen. Go, Yakult, go!
BURKHARD MÜLLER
Haruki Murakami:
Murakami T.
Gesammelte T-Shirts. Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe.
Dumont, Köln 2021.
192 Seiten, 24 Euro.
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