Haben Sie je einen Gedanken daran verschwendet, wie der in Prag und Tschechien geläufige Gruß »Ahoi« in die Seefahrt geriet? Warum Messwein weiß und nicht rot ist? Warum das Edelweiß so hochgeschätzt wird und Kaiserin Maria Theresia Perlmuttknöpfe für ihre Soldaten haben wollte? Wer kam als Erster auf die Idee, hohe Berge zu erklimmen, weil dort oben die Aussicht besser ist? Welche noch heute sichtbaren Spuren hat Casanova bei seinem Besuch im Dogenpalast hinterlassen?Große Fragen, ausgelöst durch kleine Dinge, denen Roland Albrecht ein ganzes Museum gewidmet hat: dem Stein, der Thomas Mann inspirierte, dem Schreibmaschinenteilchen, das Walter Benjamin plötzlich fehlte, den Spuren eines Gedankenblitzes ... Die Dinge finden ihn, und er ist bereit, ihnen zuzuhören und ihre Geschichten aufzuzeichnen. Phantasievoll und mit Augenzwinkern führt er uns in die Irre, aufs Glatteis - oder vielleicht doch auf den rechten Pfad großartiger Entdeckungen? Lesen und staunen Sie angesichts dieserWunderkammer.Mit zahlreichen neuen skurrilen Gegenständen und Texten.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.11.2019NEUE TASCHENBÜCHER
Augenzwinkern
in Geschichten
Herrlich, so etwas gibt’s im realen Leben – ein Museum der Unerhörten Dinge, in Berlin-Schöneberg. Der aus dem Allgäu stammende Roland Albrecht hat es 1997 in der Crellestraße eröffnet und führt es bis heute. Dort lässt sich endlich der „Geduldsfaden“ oder Grimms „Buchstabensuppe“ dingfest machen. Im Buch gleichen Namens beginnen die Dinge sogar zu reden, denn Roland Albrecht liefert Fundzusammenhänge, Dingbeschreibungen, skurrile Sinnperspektiven, indem er Wahrheit mit Dichtung so präzise wie erfindungsreich und meistens amüsant verknüpft, sie erzählt. Etwa das Fernrohr des Kolumbus, mit dem dieser, es war der 12. Oktober 1492, Amerikas ansichtig wurde, bekanntlich war es Indien. Und Albrecht stellt endlich den Beuys’schen „Ur-Hasen“ vor oder einen Splitter des Felsens, auf dem Francesco Petrarca am 26. April 1336 auf dem südfranzösischen Mont Ventoux saß, nach der ersten Bergbesteigung der Geschichte. Und was ist mit der komplizierten „Goethe-Rose“ los? Die Dinge vertragen perfekt das Augenzwinkern, der Leser gelangt zu seiner Verwirrungslust auf die Nebenbühnen und Rückseiten der Realität.
WOLFGANG SCHREIBER
Roland Albrecht: Museum der Unerhörten Dinge. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2019. 127 Seiten, 10,90 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Augenzwinkern
in Geschichten
Herrlich, so etwas gibt’s im realen Leben – ein Museum der Unerhörten Dinge, in Berlin-Schöneberg. Der aus dem Allgäu stammende Roland Albrecht hat es 1997 in der Crellestraße eröffnet und führt es bis heute. Dort lässt sich endlich der „Geduldsfaden“ oder Grimms „Buchstabensuppe“ dingfest machen. Im Buch gleichen Namens beginnen die Dinge sogar zu reden, denn Roland Albrecht liefert Fundzusammenhänge, Dingbeschreibungen, skurrile Sinnperspektiven, indem er Wahrheit mit Dichtung so präzise wie erfindungsreich und meistens amüsant verknüpft, sie erzählt. Etwa das Fernrohr des Kolumbus, mit dem dieser, es war der 12. Oktober 1492, Amerikas ansichtig wurde, bekanntlich war es Indien. Und Albrecht stellt endlich den Beuys’schen „Ur-Hasen“ vor oder einen Splitter des Felsens, auf dem Francesco Petrarca am 26. April 1336 auf dem südfranzösischen Mont Ventoux saß, nach der ersten Bergbesteigung der Geschichte. Und was ist mit der komplizierten „Goethe-Rose“ los? Die Dinge vertragen perfekt das Augenzwinkern, der Leser gelangt zu seiner Verwirrungslust auf die Nebenbühnen und Rückseiten der Realität.
WOLFGANG SCHREIBER
Roland Albrecht: Museum der Unerhörten Dinge. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2019. 127 Seiten, 10,90 Euro.
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