Was den einen prickelndes Vergnügen, war den anderen strapaziöse Arbeit: Musiker_innen hatten (auch) in der späten Habsburgermonarchie oft ein schweres Los. Dieses zu verbessern, setzte sich der 1896 gegründete Oesterreichisch-Ungarische Musikerverband zur Aufgabe. Dazu griff er monarchieweit und auf vielfältige Weise in den Musikbetrieb ein. Er krempelte das Stellenvermittlungswesen um, betätigte sich als umtriebiger Orchestergründer und Konzertorganisator, bemühte sich um reichsweite Tarifregulierungen, bewirkte (unfreiwillig) die Bildung von Konkurrenzverbänden in Ungarn und Böhmen, kämpfte erbittert gegen Militärkapellen und verbündete sich dazu mit Gruppierungen an den politischen Rändern. Fritz Trümpis detailreiche Studie über diese von der Musikgeschichte bisher kaum beachtete Organisation liefert zugleich eine profunde Analyse des Musikbetriebs im Fin de Siècle, welcher ohne sie wohl um einiges anders ausgesehen hätte.