Das Verhältnis von Musik und literarischem Lernen ist zuletzt kaum Gegenstand einer vertieften fachdidaktischen Auseinandersetzung gewesen. Möglicherweise stand im Zuge der Kompetenzorientierung die Frage nach der Mess- und Operationalisierbarkeit literarischen Verstehens so sehr im Zentrum des Interesses, dass Grenzbereiche wie die zwischen literarischem Lesen und Musikhören, zwischen literarischem Sprechen und Musikmachen eher vernachlässigt wurden. Gleichwohl dürfte nach wie vor ein breiter Konsens darüber bestehen, dass der Deutsch- und Literaturunterricht den domänenübergreifenden Austausch mit musischen Fächern suchen sollte, wo immer das sinnvoll und möglich erscheint. Gerade die besondere Nähe von Literatur und Musik, die sich aus gemeinsamen strukturellen Momenten der Klanglichkeit, der stimmlichen Realisierung und der zeitlichen Entfaltungsdimension ergibt, legt den Gedanken nahe, dass literarisches Lernen von der Beschäftigung mit Musik nur profitieren kann. Die Beiträge dieses Sammelbandes verfolgen diesen Grundgedanken mit den unterschiedlichsten Schwerpunktsetzungen. Sie gehen auf Vorträge zurück, die bei einer interdisziplinären Tagung an der Universität Innsbruck gehalten wurden und in denen Expertinnen und Experten aus den Bereichen Komparatistik, Literaturwissenschaft und -didaktik sowie Musikwissenschaft und -pädagogik ihre je eigenen Perspektiven auf das Potenzial der Musik für das literarische Lernen eröffneten.