Als Ursachen von Sprachentwicklungsstörungen werden in den letzten Jahren immer häufiger Vorausläuferfähigkeiten der Sprachentwicklung verantwortlich gemacht, da die betreffenden Kinder zu einem deutlich verspäteten Zeitpunkt beginnen, erste Wörter zu sprechen. Die Betrachtung der vorsprachlichen Entwicklung stellt dabei mit Sprachrhythmus, Sprachmelodie und Prosodie etc. vorrangig musikalische Parameter des sprachlichen Signals in den Mittelpunkt.Für den normalen Erst- und Zweitsprach erwerb konnte die Bedeutung der rhythmisch-prosodischen und melodischen Verarbeitung gezeigt werden. Im Gegensatz dazu profitieren Kinder mit spezifischen Sprachentwicklungsstörungen in Sprachlernsituationen nicht von zusätzlichen rhythmisch-prosodischen Informationen im Sprachsignal. Diese Arbeit versucht durch eine Verknüpfung von sprachlicher und musikalischer Entwicklung neue interdisziplinäre Ansatzpunkte für die Ätiologieforschung bei spezifischen Sprachentwicklungsstörungen zu finden. Dafür wurden sprachliche und musikalische Fähigkeiten in den Bereichen Verstehen, Produktion und Arbeitsgedächtnis bei 4- und 5-jährigen Kindern mit und ohne Sprachentwicklungsstörung miteinander verglichen. Die Ergebnisse lassen Rückschlüsse auf den Einfluss der musikalischen Verarbeitung auf den normalen und gestörten Spracherwerb zu.