Das Werk Robert Musils ist wie das vieler österreichischer Autoren des 20. Jahrhunderts - man denke nur an Hofmannsthal und Rilke - ohne sein Italien-Erlebnis nicht denkbar. Bis zum Ersten Weltkrieg reiste er immer wieder in den Süden, und so hinterließen Venedig, Ancona, Rom und Anzio zahlreiche Spuren in seinem Oevre. Die schönsten Prosastücke im "Nachlass zu Lebzeiten" - "Das Fliegenpapier", "Die Affeninsel", "Kann ein Pferd lachen?", "Schafe anders gesehen", "Sarkophagdeckel", "Hellhörigkeit" und "Pension Nimmermehr" verdanken wir einem Romaufenthalt 1913, und nicht anders "Die Reise ins Paradies", die auf einen Urlaub in Porto dAnzio währen d der Wochen zuvor zurückgeht: ein Schlüsselkapitel für Musils großen Roman, weil es vom Inzest der Protagonisten erzählte und den Abstieg in den Ersten Weltkrieg vorbereiten sollte. Frappierend, wie Musil immer wieder Transpositionen vornahm: er verlegte Ereignisse nach Österreich, wie auf der Suche nach einer heroisch-idealen Landschaft, in den Süden, und verschob römische Erfahrungen - den Besuch des manicomio - aus der ewigen Stadt nach Wien. Hatte er beim Abituraufsatz von 1904 über Rom nach eigenem Bekenntnis nur einen schwachen Mittelplatz belegt, so rehabilitierte er sich im folgenden Jahrzehnt auf das Glänzendste. Mit dem "Fliegenpapier" und der "Affeninsel" von 1914ff und die totalitären Gesellschaften des 20. Jahrhunderts vorwegnahmen. Der vorliegende Band versammelt die italienischen Texte Musils und konfrontiert sie wo immer möglich mit Fotos, in der Hoffnung auf wechselseitige Erhellung.