Dave Mustaine gilt spätestens seit seinem spektakulären Rauswurf bei Metallica als Enfant Terrible der Metalszene. Hatte er gemeinsam mit ihnen den Thrash Metal aus der Taufe gehoben, hievte er dessen Konzept mit Megadeth auf ein höheres Level und sorgte im Laufe der Jahre ständig für neue Superlative. Dabei begleitete ihn stets das Trauma seiner Jugend: Chaotische Familienverhältnisse, zweifelhafte spirituelle Erfahrungen, Drogen, sexuelle Eskapaden und nicht zuletzt das Zerwürfnis mit seinen ehemaligen Kollegen Lars Ulrich und James Hetfield, die er immer wieder zu übertrumpfen trachtete. Von dort aus hat Mustaine einen weiten Weg beschritten: Der mehrfach mit Platin ausgezeichnete Musiker gehört mit seiner eigenen Band Megadeth zu den "Big Four" des Thrash Metal und ist heute ausgeglichener denn je, nachdem er seinen Glauben an Gott wiedergefunden hat. In seiner Autobiografie berichtet er, wie alles seinen Anfang nahm, worüber das Feuilleton schweigt und die alten Wegbegleiternichts wissen wollen. Es ist die Erfolgsgeschichte einer außergewöhnlichen Persönlichkeit, welche beweist, dass man selbst im Heavy Metal nicht immer den direkten Weg gehen muss, um sein Ziel zu erreichen. Was die Zeugen Jehovas, an der Nadel hängende Therapeuten und schiebende Affen damit zu tun haben, erzählt der Sänger und Gitarrist neben zahlreichen weiteren, bislang unbekannten Anekdoten in diesem einzigartigen Buch.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.07.2011Musik/Literatur Aus dem Berliner Verlag Iron Pages kommen immer mal wieder sehr überraschende Bücher. Vor einigen Jahren war da zum Beispiel die Autobiographie der Cockney Rejects, und wer hatte das Vorwort geschrieben? Morrissey! Der Briten härteste Hooligankapelle und ihr wehklagendster Schmachtesänger - die beiden hätte man sich ja früher nun nicht unbedingt zusammen auf eine Mix-Cassette zu tun getraut. Heute weiß man natürlich, dass in Wahrheit Morrissey der Hooligan ist und die Rejects das Romantik-Projekt, und dass das natürlich super zusammenpasst. Und jetzt ist bei Iron Pages eben erschienen: die deutsche Ausgabe von "Mustaine" (21,90 Euro), die Autobiographie von Dave Mustaine, also dem Mann, der es schaffte, wegen Alkohol und Eskapaden bei Metallica rauszufliegen - und der das nie verwunden hat, der seitdem daran arbeitet, seine gehasste Lieblingsband zu übertrumpfen, der tiefe Abstürze erlebt hat und nun von Satan doch noch zu Gott und angeblich zur inneren Ruhe gefunden hat: eines der größten Dramen des zwanzigsten Jahrhunderts. Und das ist eben nicht nur Insiderkram für Fans und Fachleute, sondern kulturell sehr erhellend und vor allem überaus lustig.
ripe
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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