Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Französische Philologie - Literatur, Note: 1,3, Universität Duisburg-Essen (Romanistik), Veranstaltung: Hauptseminar: Diderot, Sprache: Deutsch, Abstract: 1798, vor mehr als zweihundert Jahren, wurde Denis Diderots Supplément au voyage de Bougainville veröffentlicht. Bougainville, der Verfasser des authentischen Reiseberichts auf den Diderot sich bezieht, strebte danach, das Tahiti, das er auf seiner Weltumsegelung kennengelernt hatte, zu beschreiben und in die Debatte um die Existenz des Naturzustandes einzubringen. Diderot fokussierte sich auf genau diese ideologische Debatte und den damit verbundenen Diskurs und deckte die darin formulierten Wahrnehmungsmuster der Identität und der Alterität auf. Warum beschäftigt uns dieses Werk Diderots nachhaltig? Die Begegnung mit fremden Kulturen war für Diderots Zeitgenossen ein außergewöhnliches und spektakuläres Erlebnis, dass sich im Rahmen von Forschungsexpeditionen und im Kontext eines imperialistischen Expansionsstrebens ereignete. Heute haftet der Begegnung mit fremden Kulturen kaum noch etwas Ungewöhnliches oder Exotisches an. Europa ist geprägt durch eine hohe Mobilität und Immigrationsprozesse. Die Begegnung mit anderen Kulturen ist ein Teil unseres Alltags, doch die von Diderot beschriebenen Wahrnehmungsmuster lassen sich heute genauso wie früher erkennen. So ist die Frage, wie man mit dem Fremden umgehen soll, noch immer aktuell. Vorurteile und Stereotype beeinflussen vordergründig unsere Wahrnehmung. Die Staatsräson und unsere Ethik fordern das Ideal einer toleranten und offenen Gesellschaft. In der konkreten Begegnung mit Vertretern anderer Kulturen stellt sich die Umsetzung dieser Wertvorstellung aber als sehr komplex und konfliktreich dar. Sie ist Gegenstand wiederkehrender Diskussionen und Grundsatzerklärungen. Unsere Gesellschaft und unsere Ethik und Moral müssen sich daran messen lassen, wie sie mit dem Fremden umgehen. Immer schwieriger ist es, die eigene Identität zu definieren. Rufe nach einer Leitkultur werden laut und die Angst vor Überfremdung äußert sich gewalttätig wie zuletzt in den sog. Dönermorden. Die folgende Arbeit untersucht, wie es Diderot gelingt in seinem Text einen konstruktiven Umgang mit dem Fremden aufzuzeigen, der das Selbstbild beeinflussen und das Konzept von Identität bereichern und vorantreiben kann. Anhand der vier Kapitel des Suppléments sollen die Methode und die Thesen dieses Erkenntnisfindungsprozesses nachvollzogen werden.
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