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Produktdetails
  • Verlag: Gütersloher Verlagshaus
  • Seitenzahl: 205
  • Erscheinungstermin: 16. April 2012
  • Abmessung: 215mm x 135mm
  • Gewicht: 395g
  • ISBN-13: 9783579066622
  • Artikelnr.: 34505557
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.05.2012

Oles
Märchenstunde
Vom Mäusi zum Drachentöter:
Eine Karriere in Hamburg
Bis Ronald Barnabas Schill ins Spiel kommt, ist dieses Buch eine amüsante Anekdotensammlung, die harmlose Biografie eines Hamburger Jungen, der sich zwischen Eigenbrötlerei und Geltungsdrang verliert und den seine Mutter „Mäusi“ und seine Oma „Ole Popp“ nennen, alte Puppe, obwohl der kleine Freiherr ja Carl-Friedrich Arp heißt. Später lässt er sich den Spitznamen amtlich eintragen und wird damit der Mann, der später in die Hamburger Geschichte eingehen soll: Ole von Beust, Erster Bürgermeister der Hansestadt Hamburg von 2001 bis 2010 – und Drachentöter.
Das muss ihm sehr gefallen haben, dieses in der öffentlichen Meinung entstandene Bild, er habe einen Drachen getötet, als er den Rechtspopulisten Schill aus der ersten von ihm gebildeten Regierung warf. Der gute Ole befreite Hamburg vom Richter Gnadenlos, von diesem in der Öffentlichkeit mit einem Revolver bewaffneten Mann, der für Recht und Ordnung hielt, was im Wilden Westen unter Cowboys Recht gewesen sein mag, einer liberalen Stadt wie Hamburg aber in der Seele brennen musste. In seinem Buch „Mutproben“ – oder „Mut proben“, wie man möchte – badet Ole von Beust in diesem Drachenblut, aus dem er als bisher einziger allmächtiger CDU-Regent in der Hamburger Geschichte wieder auftauchte. Auf ein Wort des Bedauerns, ja auf eine Entschuldigung dafür, die Bestie überhaupt erst selbst aus dem Käfig gelassen zu haben, wartet man vergeblich – wieder einmal. Der einst erste Mann der Stadt verpasst auch mit einigem Abstand zur Macht die Gelegenheit, sich von der Koalition mit Schill und dessen Partei zu distanzieren; es war nun mal, so schreibt Beust, der einzige Weg zur Macht. „Vielleicht“, so Beust nur, „habe ich mir Schill schöngeredet.“
Das Märchen vom Drachentöter hat letztlich die Karriere des Politikers Ole von Beust vollendet, die nach dem Scheitern der schwarz-grünen Koalition und seinem von schwerer Amtsmüdigkeit begleiteten Rücktritt inzwischen beendet ist. Beust, 57, lebt nun wieder im stetigen Wechsel zwischen Einsamkeit und Öffentlichkeit. Die CDU der Hansestadt hat er nicht verändert, und diesem eigentümlich harmlosen Buch wird das auch nicht gelingen.
RALF WIEGAND
OLE VON BEUST: Mutproben – Ein Plädoyer für Ehrlichkeit und Konsequenz, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2012. 205 Seiten, 19,99 Euro.
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