Der Nordosten Indiens zählt zu den abgeschiedensten und kaum erforschten Regionen des Subkontinents. Nur durch einen schmalen Landstreifen mit den übrigen Landesteilen verbunden, konnten in diesem geographisch isolierten Gebiet zahlreiche Ethnien ihre Jahrhunderte alten religiösen Traditionen bewahren. Die Misings, eine ethnische Minderheit mit tibetisch-chinesischen Wurzeln, die in den Bundesstaaten Assam und Arunachal Pradesh leben, stehen im Blickpunkt dieses Buches. Ursprünglich über eine rein animistisch geprägte Kultur verfügend, fanden durch vermehrten Kontakt zu anderen indischen Bevölkerungsgruppen auch hinduistische und christliche Glaubensströme Einzug in ihre Gesellschaft. In welcher Art und Weise sich die verschiedenen Religionen auf die Identität der Volksgruppe auswirken, und inwieweit innerhalb der Gesellschaft eine kollektive tribale Identität erkennbar ist, ist Gegenstand dieser Arbeit. Zusätzlich liefert das Buch eine Einführung in tiefenpsychologische Religions- und Identitätstheorien, auf deren Grundlage die Ergebnisse der Feldforschung diskutiert werden.