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Kinder sind eine Enttäuschung, findet Mrs. Collett, und sie hat vier davon. Barbara, William, Tory und Gillyflower. Der große, alte Garten der Villa bedeutet für alle vier immer noch das Paradies der Kindheit, von dem sie sich nicht trennen mögen. Doch Mrs. Collett erteilt ihren Kindern eine gnadenlose Lektion in Sachen Erwachsenwerden und verwirklicht ihr ganz persönliches Waldsterbenprojekt...

Produktbeschreibung
Kinder sind eine Enttäuschung, findet Mrs. Collett, und sie hat vier davon. Barbara, William, Tory und Gillyflower. Der große, alte Garten der Villa bedeutet für alle vier immer noch das Paradies der Kindheit, von dem sie sich nicht trennen mögen. Doch Mrs. Collett erteilt ihren Kindern eine gnadenlose Lektion in Sachen Erwachsenwerden und verwirklicht ihr ganz persönliches Waldsterbenprojekt...
Autorenporträt
Anne Fine, geboren 1947 in Leicester/England, Studium der Geschichte und Politikwissenschaft und lebte in Kanada und den Vereinigten Staaten. Die Autorin lebt heute in Durham/England.
Rezensionen
"Eine herrliche Tirade gegen den Mutterschaftskitsch."(The Observer)
"Ein Buch, das sich in einem Zuge liest und allen verklärten Mutterschaftsgedanken den Boden entzieht."(Norddeutscher Rundfunk)
"Eine unwiderstehliche Komödie."(Madame Figaro)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.10.1996

Der Plan der dicken Barbara
Gut angefangen und heftig nachgelassen: Anne Fines "Mutterglück"

Hinter dem braven Titel "Mutterglück" verbirgt sich Anne Fines dritter Roman für Erwachsene, der im Original "In Cold Domain" heißt. Damit die deutschen Leser den neuen Titel nicht mißverstehen, rückt ihn der Verlag durch den Untertitel "Eine schwarze Komödie" in die Sphäre der zynischen Ironie, in der Anne Fine seit Romanen wie "Killjoy" und "Wer dem Teufel glaubt" zu Hause ist. Heldin ihres neuesten Buches ist Moira Lilith Collett, und schon ihre beredten Vornamen machen deutlich, daß mit ihr nicht gut Kirschen essen ist.

Mrs. Collett haßt ihre erwachsenen Kinder. William ist schwul, Barbara ist fett, Victoria moralisiert zuviel, und Gillian ist eine graue Maus. Um ihren längst außer Haus lebenden Nachwuchs zu tyrannisieren, zerstört Mrs. Collett mit bewundernswürdiger Systematik den Garten des Anwesens "Cold Domain", einen Garten, in dem die Collett-Kinder ein verlorenes Traumreich sehen. Bei einem albtraumhaften Familientreffen beobachtet Caspar (er ist Gynäkologe, der Freund Williams und Komplize des Lesers), wie die hortikulturellen Verwüstungen die vier Kinder in hilflose Duckmäuser verwandeln.

Autoren wie Ian McEwan schildern solchen familiären Terror peinigend und beklemmend - Anne Fine erzählt davon mit gelassener Komik, und so liest sich der erste Teil des Romans wie eine verschärfte screwball comedy (die Idealbesetzung des Caspar wäre wohl Gary Grant). Anne Fines Stil ist knapp und pointenreich, die Dialoge sind treffend, Menschenkenntnis und flüssige Übersetzung sorgen für amüsante Lektüre - so weit, so gut, aber der Roman hat auch eine Handlung: Die dicke Barbara will heiraten.

Und zwar einen spanischen Kellner des benachbarten "Rebhuhns", der den Namen Miguel-Angel Gippini Algarón Lopez de Rego trägt. Die bevorstehende Heirat bestärkt Mrs. Collett in ihrem Entschluß, den Garten an das "Rebhuhn"-Unternehmen zu verkaufen und nach "Frosthole Close" zu ziehen, um den Kontakt zu ihren Kindern völlig zu beenden, doch da verebbt die fröhliche Geschwindigkeit des ersten Teils, die Komödie wird zur Soap-Opera, und der Leser argwöhnt, alles schon einmal im Fernsehen gesehen zu haben.

Es scheint, als habe Anne Fine plötzlich die Lust verloren, denn in dem Roman, der sich von nun an behäbig auf die Hochzeit zuwälzt, verwandeln sich Charaktere in farblose Typen. Auffallend ist, daß Anne Fine glaubt, alles erklären zu müssen. "Panik befiel Barbara", heißt es beispielsweise, "als ihr zum zweiten Mal an diesem Tag klarwurde, wie sehr sie ins Ungewisse hinein heiratete". Ihr Verlobter wird als "Mann voller Geheimnisse" und die Hochzeit als "Sprung ins Dunkle" bezeichnet.

Daß Dinge ausgesprochen werden, die der Leser ohnehin schon weiß, stört besonders, weil das Tempo immer schleppender wird - bis sich am Ende alles in Wohlgefallen auflöst, als sich der vermeintliche Kellner und frischgebackene Ehemann mit dem exotischen Namen als neuer Besitzer des "Rebhuhns" und somit auch als neuer Besitzer des Gartens entpuppt. Alle sind glücklich, und die Deus-ex-machina-Truhe wird zugeklappt. Das könnte ein amüsanter Film werden, wenn Robin Williams den Part der Mrs. Collett übernimmt. CHRISTOPHER ECKER

Anne Fine: "Mutterglück". Eine schwarze Komödie. Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Barbara Heller. Diogenes Verlag, Zürich 1996. 255 S., geb., 36,- DM.

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