Das Buch hat alle meine Kindheitserinnerungen wieder wachgerüttelt. Schon das Foto auf dem Buch versetzte mich in die Küche meines Elternhauses in den 50er Jahren. Ich bin 1950 geboren in einer Familie mit 6 Kindern, also einer Großfamilie, die zu der Zeit noch großen Stellenwert hatte. Meine Eltern
waren Tag und Nacht am Arbeiten, um die große Familie satt zu bekommen und den Wiederaufbau…mehrDas Buch hat alle meine Kindheitserinnerungen wieder wachgerüttelt. Schon das Foto auf dem Buch versetzte mich in die Küche meines Elternhauses in den 50er Jahren. Ich bin 1950 geboren in einer Familie mit 6 Kindern, also einer Großfamilie, die zu der Zeit noch großen Stellenwert hatte. Meine Eltern waren Tag und Nacht am Arbeiten, um die große Familie satt zu bekommen und den Wiederaufbau voranzutreiben für ein besseres Leben. Wir wohnten bei meiner Geburt mit 8 Personen in zwei erbärmlichen Zimmern und wohnten dort 6 Jahre. Danach bezogen wir ein eigenes Haus, das in Siedlungen für Flüchtlingsfamilien gebaut wurde. Von da an gings berauf. Immer neue technische Geräte kamen ins Haus. Beste Erinnerung für mich der Staubsauger Piccolo. Ich habe mich immer gewundert wie meine Mutter aus dem Staubsauger einen Mixer zauberte, wenn es mal wieder Kartoffelpuffer gab. Am nächsten Tag schoben meine Schwester und ich den Piccolo über die gebohnerten Böden. Melitta Geschirr (habe ich einige Teile in rose und bleu noch gerettet aus dem Elternhaus), der erste Bosch-Kühlschrank (sah aus wie schwanger, mit dem dicken Bauch), die Trockenhaube, mit der Mutter dick mit Lockenwicklern bepackt, durchs Haus lief. Und nicht zu vergessen die Kittelschürze. Ich kenne meine Mutter nur mit Kittelschürze. Ständig wurde gefeiert, wobei der Partyigel mit Käse und Weintrauben nicht fehlen durfte. Die Schaschlikstäbchen waren auf einem halben Kohl, der mit Folie umwickelt war, draufgepickst, darum sah es aus wie ein Igel. Verpoorten Eierlikör, Eckes Edelkirsch gehörten ebenso auf den Tisch wie Bier und Zigarretten. Wir Kinder waren immer versorgt von Großeltern, Tanten, Nachbarn. Es herrschte Zucht und Ordnung, man hatte Respekt voreinander. Ata, Imi, Henkel beherrschten das Putzvergnügen der Hausfrau, Neckermann und Quelle erlebten einen Kaufrausch, wobei natürlich alles auf Raten gekauft wurde. Clemens Wilmenrod machte die erste Kochsendung im Fernsehen und ganz Deutschland kochte am nächsten Tag einheitlich. Perlonstrümpfe und Petticoats, echte Pelze, wer es sich leisten konnte, waren angesagt. Hosen für die Frau ein tabu. Die Frauen waren stolz auf ihre Kinder und ihre Familie und genossen hohes Ansehen in der Bevölkerung.
Es war eine schöne Zeit, voller Entbehrungen, und voller Neuentdeckungen und Aufbrechen in eine andere Welt. Niemals mehr haben ich solch einen technischen Aufwand im Haushalt wiedererlebt wie in den 50er und 60er Jahren. Es hat ermöglicht, daß die Kriegsgeneration der Frauen es im Haushalt wesentlich leichter hatte.