Im Jahr 1937, dem fünften Jahr von Hitlers Herrschaft und am Höhepunkt des Kirchenkampfes, stiftete die gebürtige Lessauerin Margarete Schilling ein übermannsgroßes evangelisches Marterl mit Granitsockel und Metallkreuz und ließ es auf der Bocksleite oberhalb von Weidenberg aufstellen. Sechs aufgesetzte bzw. eingemeißelte Verse aus der Luther-Übersetzung der alttestamentlichen Profeten und ein Liedvers aus dem Evangelischen Gesangbuch formulierten einen leidenschaftlich vorgetragenen Widerspruch gegenüber dem totalitären Anspruch des nach göttlicher Allmacht heischenden Diktators Adolf Hitler und riefen zum Vertrauen auf gegenüber einem Gott, der auch der Menschenverachtung eines vermeintlich "tausendjährigen Dritten Reichs" Grenzen setzt. Dieses bewegende und wohl weltweit einzigartige Zeichen des "kleinen Widerstandes von unten" im Dritten Reich wird zum Ausgangspunkt einer spannenden und exemplarischen Zeitreise in die bislang kaum erforschte jüngere Geschichte des oberfränkischen Marktortes Weidenberg. Vorgestellt werden in Folge 1 des Projektes "Myrten für Dornen" (408 Seiten, 116 Abb.) das Bekenntnismarterl und seine Stifterin, sowie andere grundlegende Geschichtsquellen aus sechs Jahrhunderten, darunter die vollständige Weidenberger Pfarrbeschreibung von 1914, die Kirchen- und Ortsgeschichte von Pfarrer J.M. Einfalt von 1896 und die Geschichte der neun Steinkreuze um Weidenberg. Die weiteren Folgen des auf sechs Bände angelegten Geschichtsprojektes beleuchten in Lebensbildern den Alltag und die Entscheidungen der Menschen in Weidenberg in der Zeit von Pfarrer Georg Redenbacher 1919-1949. Historischer Hintergrund sind die vorausgehende Sozial- und Kulturgeschichte des Marktortes und insbesondere der Aufstieg und das Wirken der Nationalsozialisten bis Kriegsende, der Kirchenkampf und die ersten Nachkriegsjahre.
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