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Die Arbeit vertritt die These, daß dem Symbolkomplex der antiken Mysterien eine für die Selbstdeutung der frühromantischen Generation zentrale Rolle zukommt. Kunsttheoretische Schriften und Dichtungen von Schlegel, Schleiermacher, Novalis, Loeben und Eichendorff konturieren mit diesem Sprachfeld ein nicht mythologisch-allgemeines, exklusives 'Wissen', das nur in besonderen Redeweisen sagbar ist. Die entsprechende Form intellektueller Identitätsbildung wird als Reaktion auf wissens- und sozialgeschichtliche Modernisierungsprozesse gedeutet. Um der konnotativen Fülle der romantischen Schriften…mehr

Produktbeschreibung
Die Arbeit vertritt die These, daß dem Symbolkomplex der antiken Mysterien eine für die Selbstdeutung der frühromantischen Generation zentrale Rolle zukommt. Kunsttheoretische Schriften und Dichtungen von Schlegel, Schleiermacher, Novalis, Loeben und Eichendorff konturieren mit diesem Sprachfeld ein nicht mythologisch-allgemeines, exklusives 'Wissen', das nur in besonderen Redeweisen sagbar ist. Die entsprechende Form intellektueller Identitätsbildung wird als Reaktion auf wissens- und sozialgeschichtliche Modernisierungsprozesse gedeutet. Um der konnotativen Fülle der romantischen Schriften gerecht zu werden, enthält die Arbeit jeweils ein ausführliches Kapitel zur Antike und zu den unmittelbaren Voraussetzungen der romantischen Selbstdeutung in der deutschen Aufklärung.

This work advances the thesis that the symbolism of the ancient mysteries was of central significance for the self-interpretation of the early generation of German Romantics. Literary works and writings on the theory of art by Schlegel, Schleiermacher, Novalis, Loeben and Eichendorff draw upon this source to outline an exclusive form of 'knowledge' that is neither mythodological nor general and can only be communicated by special modes of discourse. The resulting form of intellectual identity formation is interpreted here as a reaction to modernization processes taking shape in society and in the communication of knowledge. With a view of doing justice to the connotative richness of these Romantic writings, there are also detailed chapters on Antiquity and the immediate wellsprings of Romantic self-interpretation to be found in German Enlightenment thinking.
Die Arbeit geht von der Beobachtung aus, daß dem Zeichenkomplex der antiken Mysterien und seiner Adaption in einer Mysterientradition eine für die Selbstdeutung der frühromantischen Generation zentrale Rolle zukommt. Die romantische Mysterienmetaphorik dient zur Konturierung eines nicht mythologisch-allgemeinen, sondern exklusiven 'Wissens', das nur in besonderen ästhetischen Redeweisen sagbar ist. Relevant wird die entsprechende Form der Identitätsbestimmung dort, wo rezeptionsgeschichtliche Enttäuschungen, der Einbruch der Revolutionskriege in Deutschland und generelle Einsichten in die Partikularisierung des modernen Wissens und der Gesellschaft zu einer Erschütterung der frühen universalistischen Emphase führen. Die untersuchten kunsttheoretischen Schriften und Dichtungen von Schelling, Schlegel, Schleiermacher, Novalis, Loeben und Eichendorff reflektieren die Einsicht in die eigene Minorität und deuten sie in Formen, die für die gesamte moderne Kunst wegweisend sind (Avantgardestilisierung; Ästhetizismus; Anschluß der Kunst an positive gesellschaftliche Größen wie Staat, Kirche). Um der konnotativen Fülle der romantischen Schriften gerecht zu werden, setzt die Arbeit in der Antike ein und analysiert dort Schriften Platons, der Neuplatoniker und christlicher Denker, die das Sprachfeld Mysterien als Symbolkomplex erschlossen haben. Anschließend werden die unmittelbaren Voraussetzungen der Romantik betrachtet: Denn schon in der Spätaufklärung - und hier wird ausführlich auf das Werk Wielands eingegangen - kommt es zur Reflexion der problematischen Identität als Intellektueller in der Moderne, geraten die Idee einer möglichen Einheit der Gesellschaft und der universalistische Wahrheitsbegriff ins Wanken. Die Arbeit ist ideen- und sozialgeschichtlich ausgerichtet. Sie nimmt Bezug auf die (oft apologetischen) Forschungen zu einer Neuen Mythologie in der Romantik, thematisiert Probleme einer autonom werdenden Kunst und ist auch als Beitrag zu einer Geschichte der Intellektuellen in der Moderne lesbar.