J. B. Metz steht für eine Theologie, die Mystik und politisches Leben, Christentum und Öffentlichkeit, Glaubensgeschichte und Lebensgeschichte in einer neuen Weise zu verbinden sucht. Mit seinem Buch greift er aus theologischer Perspektive in die heute ebenso verbreitete wie weithin unbestimmte Rede von Spiritualität und Spiritualitäten ein. Sein Vorschlag einer Mystik der offenen Augen bringt nicht nur ein unverzichtbares Profil christlicher Spiritualität zur Sprache. Vielmehr schaltet sich Metz auch in die gegenwärtigen Krisendiskussionen um Gott und Kirche, Religionen und säkulare Welten ein - mit der ihm eigenen gedanklichen Präzision, die festgefahrene Vorstellungen aufbricht.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Wichtig, jedenfalls als Korrektiv, findet der Rezensent Jan-Heiner Tück das Plädoyer für eine "Mystik der offenen Augen" des Theologen Johann Baptist Metz - und zwar als Korrektiv, das den Wert der "Gerechtigkeit" gegen das der bloßen "Liebe" stellt, das Papst Benedikt als Theologe betont. Metz hat die Gräuel des Zweiten Weltkriegs erlebt und die Auseinandersetzung mit der Frankfurter Schule gesucht. Er kritisiert das Weltabgewandte mancher mystischen Richtung, stellt die Theodizee als Aufgabe ins Zentrum seiner Theologie, betont das Gedankengut der Apokalypse und den Aspekt der Befristung des Lebens. Tück lobt Metz als "Meister des essayistischen Stils", wird im letzten Absatz der Besprechung dann allerdings doch ziemlich kritisch. Viel Neues nämlich, bedauert er, sei in diesem Band nicht zu erfahren, Ähnliches habe man von Metz in den letzten Jahrzehnten oft gelesen. Die "Leidenschaft", die aus Metz' Texten spricht, lässt ihn dennoch nicht völlig unbeeindruckt zurück.
© Perlentaucher Medien GmbH
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