Seit der Aufnahme der bildenden Künste in den Kreis der artes liberalis avancierte die Künstlerfigur zu einer emanzipierten Persönlichkeit. Die neugewonnene Autonomie manifestierte sich zunächst in den Künstlerviten, in denen mythische und anekdotenreiche Erzählungen die künstlerische Autorschaft besonders illustrierten. Seit der wiederholt kritischen Befragung der gesellschaftlichen Position des Künstlers wurde allerdings die Tendenz zur Glorifizierung in den 1960er Jahren energisch debattiert. Haben also Künstlermythen in der zeitgenössischen Kunstszene noch Bestand? Unter diesem Aspekt ist es Gegenstand der Arbeit, Identifikationskriterien zeitgenössischer Künstler herauszuarbeiten und Aktualisierungen nachzuspüren. Dabei wird insbesondere der Stellenwert der Biographik für die Etablierung der Künstler untersucht und Darstellungs- und Inszenierungsstrategien in den Blick genommen, die auf die Konstruktion von Künstlermythen verweisen. Dieses Vorgehen basiert auf der Dokumentation einzelner Ausstellungsprojekte. Das Thema wird aus einer interdisziplinären Perspektive betrachtet und richtet sich vor allem an KunsthistorikerInnen und SoziologInnen.