Die Autoren geben einen umfassenden Einblick in die jahrtausendealte Verbindung zwischen Menschen und Bäumen. 15 heimische Arten wie Eiche, Eibe, Buche, Apfel oder Holunder werden vorgestellt, jede in einem eigenen Kapitel mit viel Wissenswertem über Mythologie, traditionelles Handwerk und nachhaltige Nutzung. Daneben gibt es Tipps zu Heilanwendungen, Wohnen mit Holz und Initiativen zum Baumschutz. Ein Lesegenuss mit vielen Anregungen und über 200 stimmungsvollen Fotos.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.08.2017Mein Freund, der Baum
Nichts gegen große Gefühle, aber mit großen Worten sollte man sparsam umgehen, selbst wenn einem das Herz voll ist. Wenn es zum Beispiel heißt: "Wie der hoffnungsvolle Anfang eines weltweisen Gedichts über die Tiefe des Lebens klingt der Name dieses bedeutenden mythischen Baumes" - gemeint ist die Eibe - oder wenn zu lesen ist "Spricht man dieses Wort" - die Rede ist von Holunder - "laut und bedächtig aus ...so fühlt man sich unversehens an den Rand eines tiefen Brunnens gestellt, in der Hand den Schöpfeimer, den Blick auf der Suche nach einer Spindel in die unergründliche Schwärze gesenkt", dann ist das etwas zu viel des verbalen Überschwangs. Unterschwellig ist zudem eine Menge Sendungsbewusstsein zu spüren, das besonders deutlich wird, wenn sich das Autorenteam - zwei Frauen und ein Mann - selbst porträtiert. Dabei wäre es gar nicht notwendig, den Leser mit weltverbessernden Gedanken zu bedrängen, denn dieses Buch ist ein außerordentlich kundiges Lehrwerk über die fünfzehn in Deutschland am weitesten verbreiteten Bäume, das auch so reichlich Stoff zum Nachdenken bietet. Behandelt werden deren mythische Bedeutung, wie man deren Holz nutzen kann, wie Blüten, Blätter, Früchte oder die Rinde samt einschlägigen Rezepten auf vielfältige Weise wohltun und wie sie das Bild der deutschen Landschaft prägen. Kurzum, es ist alles gesagt, was man über Bäume wissen soll, um zu begreifen, wie bedeutend sie für das menschliche Dasein sind. So gesehen, liegt hier ein wichtiges Buch vor. Sagte man früher den Deutschen eine besonders innige Beziehung zum Wald und den Bäumen nach, so ist heute festzustellen, dass die Menschen der Natur mit ihren Geheimnissen und Wundern zunehmend entfremdet sind. Gleich mehrere Bücher geben sich dieser Tage alle Mühe, das zu ändern. Dieses ist eine davon.
tg.
"Mythische Bäume" von Ursula Stumpf, Vera Zingsem und Andreas Hase. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2017. 237 Seiten, 267 Farbfotos. Gebunden, 29,99 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Nichts gegen große Gefühle, aber mit großen Worten sollte man sparsam umgehen, selbst wenn einem das Herz voll ist. Wenn es zum Beispiel heißt: "Wie der hoffnungsvolle Anfang eines weltweisen Gedichts über die Tiefe des Lebens klingt der Name dieses bedeutenden mythischen Baumes" - gemeint ist die Eibe - oder wenn zu lesen ist "Spricht man dieses Wort" - die Rede ist von Holunder - "laut und bedächtig aus ...so fühlt man sich unversehens an den Rand eines tiefen Brunnens gestellt, in der Hand den Schöpfeimer, den Blick auf der Suche nach einer Spindel in die unergründliche Schwärze gesenkt", dann ist das etwas zu viel des verbalen Überschwangs. Unterschwellig ist zudem eine Menge Sendungsbewusstsein zu spüren, das besonders deutlich wird, wenn sich das Autorenteam - zwei Frauen und ein Mann - selbst porträtiert. Dabei wäre es gar nicht notwendig, den Leser mit weltverbessernden Gedanken zu bedrängen, denn dieses Buch ist ein außerordentlich kundiges Lehrwerk über die fünfzehn in Deutschland am weitesten verbreiteten Bäume, das auch so reichlich Stoff zum Nachdenken bietet. Behandelt werden deren mythische Bedeutung, wie man deren Holz nutzen kann, wie Blüten, Blätter, Früchte oder die Rinde samt einschlägigen Rezepten auf vielfältige Weise wohltun und wie sie das Bild der deutschen Landschaft prägen. Kurzum, es ist alles gesagt, was man über Bäume wissen soll, um zu begreifen, wie bedeutend sie für das menschliche Dasein sind. So gesehen, liegt hier ein wichtiges Buch vor. Sagte man früher den Deutschen eine besonders innige Beziehung zum Wald und den Bäumen nach, so ist heute festzustellen, dass die Menschen der Natur mit ihren Geheimnissen und Wundern zunehmend entfremdet sind. Gleich mehrere Bücher geben sich dieser Tage alle Mühe, das zu ändern. Dieses ist eine davon.
tg.
"Mythische Bäume" von Ursula Stumpf, Vera Zingsem und Andreas Hase. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2017. 237 Seiten, 267 Farbfotos. Gebunden, 29,99 Euro.
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