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Der vorliegende 9. Band der "Pommersfeldener Beiträge" enthält eine Auswahl von Vorträgen, die in den letzten Jahren bei den Tagungen des Pommersfeldener Kreises gehalten wurden. Sie sind verbunden durch den thematischen Bezug zum Mythos. Franz Gniffke gibt eine philosophische Bestimmung des Mythos. Als zentrale Bestimmungsstücke zeigen sich zum einen die Funktion, die eine mythische Erzählung in der Menschengemeinschaft spielt, in der sie erzählt wird, und zum anderen der scheinbar selbstverständliche Sachverhalt, daß sie erzählt wird. Mythen erweisen sich als heilige Geschichten, in denen…mehr

Produktbeschreibung
Der vorliegende 9. Band der "Pommersfeldener Beiträge" enthält eine Auswahl von Vorträgen, die in den letzten Jahren bei den Tagungen des Pommersfeldener Kreises gehalten wurden. Sie sind verbunden durch den thematischen Bezug zum Mythos. Franz Gniffke gibt eine philosophische Bestimmung des Mythos. Als zentrale Bestimmungsstücke zeigen sich zum einen die Funktion, die eine mythische Erzählung in der Menschengemeinschaft spielt, in der sie erzählt wird, und zum anderen der scheinbar selbstverständliche Sachverhalt, daß sie erzählt wird. Mythen erweisen sich als heilige Geschichten, in denen der praktische Lebensvollzug der jeweiligen Gemeinschaft Orientierung findet. - Wer über den Mythos spricht, erzählt keinen. Er reflektiert vielmehr eine verbindliche, orientierende Geschichte. Und doch kommt noch etwas von jener genuinen Seinsweise des Mythos innerhalb der wissenschaftlichen Darstellung zur Wirkung, wenn eine mythische Erzählung im Medium der Kunst erscheint. Alex Stock betrachtet, wie Bilder die Geschichte von Abraham und Isaak vergegenwärtigen. - Andreas Siekmann wirft einen Blick auf die Umbrüche, die sich im Welt- und Selbstverständnis künstlerischer Subjektivität um 1800 vollziehen. Solche Überlegungen scheinen außerhalb des mythischen Bereichs und vielmehr im Gebiet der Genieästhetik, der Transzendentalphilosophie und der frühidealistischen Geschichtsphilosophie zu liegen. Schöpferische Subjektivität stellt sich jedoch dar, legt sich aus und begreift sich selbst - nicht im philosophischen Begriff, sondern im Gedicht, das die Reflexion in sich hineingezogen hat. In den behandelten Flußgedichten wird der Zug zu einer neuen Mythologie im Dienste der Ideen sichtbar. - Josef Wohlgemut gibt theologisch Rechenschaft von einem halben Satz aus dem Zentrum des christlichen Glaubens. Es ist ein Satz aus einer Lebenspraxis und Geschichte umfassenden letzten Geschichte: "...gestorben für unsere Sünden gemäß der Schrift". - Klaus Besenkemper zeigt in wissenschaftstheoretischen Überlegungen, wie das Wort ,Zufall' umgangssprachlich und noch relativ harmlos personalisiert, dann im Zuge einer Selbsttäuschung hypostasiert wird und schließlich zu einem Prinzip avanciert. Die Rede vom Zufall nimmt mythiosche Züge an, so z.B. in manchen Ausformungen der Chaostheorie. Ist der Zufall eine waltende Macht oder der blinde Fleck der Vernunft, für den sie blind ist, oder kann die Vernunft durch Einsicht in sich selbst zur theoretischen und praktischen Annerkennung des Zufälligen gelangen? - Silvia Dethlefs geht dem Entstehen eines jüngst vergangenen politischen, nationalen Mythos nach. Die literarischen Werke, die seit dem 16. Jahrhundert Hermann den Cherusker zum Inhalt haben, liefern den Stoff und halten ihn schmematisch im Gedächtnis bereit. Wie weit sie selber schon den poltisicn-nationalen Mythos von Freiheit, Einheit und Reich ausbilden, wird kritisch untersucht. - Claus Bussmann erzählt die Lebensgeschichte von Alvar Núñez Cabeza de Vaca, der 1527 als königlich spanischer Schatzmeister und erneut 1540 als Vertreter des Königs nach Amerika fährt. Cabeza de Vaca beschäftigt sich eingehend mit der Eigenart der Indianer, sieht sie als gleichberechtigte Partner an und teilt durch lange Notjahre hindurch ihr Leben. Die Menschenrechte stellt er über das Recht des Stärkeren. Auch wenn er politisch scheitert, sein Leben zeigt paradigmatisch, was moralisch und politisch möglich war. - Im Beitrag von Gerhard Hofmann, Die Zeche zahlen die Armen, kommt das Wort ,Mythos' nicht vor. Wie sollte es auch? Es geht ihm um die Zeche und die Zechpreller, nicht darum, wie die Armen mit ihrer Situation lebenspraktisch auszukommen suchen. Die Details seiner Ausführungen fügen sich allerdings zusammen zur Kritik an einer weltumspannenden Ordnungsvorstellung: des Welt-Wirtschafts-Systems. - Einige ,kleine', rätselhafte politische Ereignisse der neunziger Jahre nimmt Gerhart Wilflinger zum Ausgangspunkt seines historisch-politischen Streifzuges: Zum Verhältnis von Politik und Religion. Er führt ihn bis in die Antike und wieder zurück in eine nun besser verstehbare Gegenwart. Seine These lautet, daß die Unterscheidung zwischen Kirche und Staat wesentlich für die Entwicklung einer freiheitlichen Gesellschaft ist, und daß gleichwohl eine wesentliche Wechselbeziehung zwischen Religion und Politik bestehen bleibt. - Black Angels. Thirteen Images from the Dark Land von George Crumb ist eine Komposition für elektrisch verstärktes Streichquartett. Nicht nur der Titel, sondern auch die Großgliederung evozieren Mythisches: I. Departure (Fall from Grace), II. Absence (Spiritual Annihilation), III. Return (Redemption). Die 13 Sätze sind symmetrisch angeordnet um das 7. Stück (Black Angels), so wie der chromatische Tonbestand der Oktave im 7. Ton, dem Tritonus (diabolus in musica), seine Evokationen nicht etwa nur Anmutungen sind, sondern zur Musik gehören, zeigt Joachim Hansberger in einer das Hören öffnenden Analyse. Die Mythische Provokation wird hörbar, wie in den anderen Beiträgen sichtbar und lesbar.

Zum Autor/Herausgeber: Claus Bussmann ist Prof. für Geschichte des Christentums an der Universität Duisburg. Friedrich A. Uehlein ist Prof. für Philosophie an der Universität Freiburg und wissenschaftlicher Leiter der Shaftesbury-Forschungsstelle der Universität Erlangen.

Zielgruppe: Philosophen, Theologen, Politik- und Kulturwissenschaftler