Die Erkundung von Körper und Geschlecht, die auf ihre kulturelle Konstruktionen hin befragt werden, gehört zu den folgenreichsten Blickverschiebungen, die der Cultural turn in die Literaturwissen-schaften getragen hat. In dieser Studie werden die Körperbilder in den Romanen "Nightwood" von Djuna Barnes und "The Picture of Dorian Gray" von Oscar Wilde untersucht die Analyse verbindet den Gedanken der kulturellen Konstruiertheit von Geschlechtsidentität mit Thesen zur Bedeutung des Mythos. Die beiden Romane zeigen zwei polare Versuche der Konstruktion von Geschlechtsidentität, die den zeitgenössischen bürgerlichen Geschlechterdiskurs transformieren. Diese Transformation wird hier, im Rückgriff auf Konzepte von Judith Butler, Michel Foucault u. a. sowie vor dem Hintergrund des Mythos des Narziss, der Doppelgänger-Konstruktionen, des Mythos vom Herm-aphroditen, des Androgynie- und des Medusa-Mythos, mit Blick auf die Unterschiedlichkeit der Auseinandersetzung beider Autoren mit der Dichotomie der Geschlechterwelt unter heteronormativen Vorgaben gelesen. Lösungen, das zeigt die Lektüre der beiden Romane, gibt es nicht. Genau darin liegt ihre Macht, ihre Zerbrechlichkeit.