Marktplatzangebote
3 Angebote ab € 2,26 €
  • Broschiertes Buch

Die Ausstellung Vernichtungskrieg: Verbrechen der Wehrmacht 1941-1945 sorgte für heftige öffentliche Diskussionen. Das Buch zeigt, wie sich in der neuen Bundesrepublik eine veränderte Sicht auf den Nationalsozialismus durchsetzt. Die Ausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung brach mit der Legende von der "sauberen" Wehrmacht, auf die sich das Selbstverständnis vieler Deutscher bis heute gründet. Militärhistoriker und Publizisten beschreiben die Folgen der Vergangenheitspolitik seit der frühen Adenauer-Ära für den Aufbau und das Traditionsverständnis der Bundeswehr sowie das…mehr

Produktbeschreibung
Die Ausstellung Vernichtungskrieg: Verbrechen der Wehrmacht 1941-1945 sorgte für heftige öffentliche Diskussionen. Das Buch zeigt, wie sich in der neuen Bundesrepublik eine veränderte Sicht auf den Nationalsozialismus durchsetzt. Die Ausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung brach mit der Legende von der "sauberen" Wehrmacht, auf die sich das Selbstverständnis vieler Deutscher bis heute gründet. Militärhistoriker und Publizisten beschreiben die Folgen der Vergangenheitspolitik seit der frühen Adenauer-Ära für den Aufbau und das Traditionsverständnis der Bundeswehr sowie das geistige Klima in der Bundesrepublik. Ihr Fazit: Mit den Debatten über den Holocaust in den 90er Jahren haben sich neue Deutungen des Nationalsozialismus etabliert. Das Jahrhundertverbrechen wird zur Erinnerungskultur und Teil der nationalen Identität in der neuen Bundesrepublik.
Autorenporträt
Detlef Bald, Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg und lebt als Historiker in München.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.12.2001

Prinzipiell schuldig?

DIE WEHRMACHT gehört zur Vorgeschichte der Bundeswehr. Heutzutage wird niemand ernsthaft bestreiten, daß es Traditionslinien über das Jahr 1945 hinaus gab, obwohl das Gegenteil oft behauptet worden ist. Schon die personelle Kontinuität machte einen vollkommenen Neuanfang unmöglich, wenn auch der ehemalige Wehrmachtsmajor im Generalstab Wolf Graf von Baudissin (1907-1993) die Strukturen verändern wollte. Für ihn stellten weder die Reichswehr der Weimarer Republik noch die Wehrmacht ein Vorbild für die Streitkräfte der jungen Bundesrepublik dar. Den "Reformern" standen in der Vorbereitungsphase eines westdeutschen Verteidigungsbeitrages seit Herbst 1950 die "Traditionalisten" gegenüber, die Baudissins Konzept der "Inneren Führung" als "Inneres Gewürge" abtaten. Detlef Bald zeichnet die "Kämpfe um die Dominanz des Militärischen" nach und zitiert eine Warnung des Wehrbeauftragten Vizeadmiral a. D. Heye aus dem Jahr 1964 vor dem "uniformierten Schrumpfkopf". Daß sich das Ideal des "Kämpfers" spätestens in den achtziger Jahren gegenüber dem in Sonntagsreden weiterhin hochgehaltenen Ideal vom "Staatsbürger in Uniform" durchgesetzt habe, ist jedenfalls eine überzogene These. Koautor Wolfram Wette arbeitet verschiedene Wehrmacht-Bilder in der Bundeswehr heraus und erinnert an den Traditionserlaß des Verteidigungsministers Hans Apel vom 20. September 1982, der immer noch in Kraft ist: "In den Nationalsozialismus waren die Streitkräfte teils schuldhaft verstrickt, teils wurden sie schuldlos mißbraucht. Ein Unrechtsregime wie das Dritte Reich kann Tradition nicht begründen." Ähnliche Worte fand Verteidigungsminister Rühe im Oktober 1996 auf einer Kommandeurstagung in München. Johannes Klotz deutet schließlich die von ihm bewunderte alte, 1999 zurückgezogene Wehrmachtsausstellung "zwischen Geschichtswissenschaft und Geschichtspoltik". In seiner Breitseite gegen die Medienberichterstattung versteigt er sich nebenbei - ganz im Banne von Daniel Goldhagens Fehlurteil über die Deutschen als Hitlers "willige Vollstrecker" - zu einer kruden Prinzipiellschuldthese: "Viele Deutsche kamen nicht in die Situation, Verbrechen zu planen und auszuführen. Die Ablehnung des Pauschalisierungsvorwurfs bedeutet nicht notwendig, daß die große Mehrheit der deutschen Soldaten prinzipiell unschuldig war, sondern daß sie an der Durchführung von Exekutionen und anderen Verbrechen unbeteiligt war." (Detlef Bald/Johannes Klotz/Wolfram Wette: Mythos Wehrmacht. Nachkriegsdebatten und Traditionspflege. Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2001. 211 Seiten, 8,50 Euro.)

rab.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"In einer Kurzkritik stellt der mit rab. zeichnende Rezensent das Buch über die Nachwirkungen der Wehrmacht auf die Bundeswehr vor. Sehr zufrieden ist er damit nicht: Detlef Balds These, dass sich bis zu den 80er Jahren das Bild des Bundeswehrsoldaten als "Kämpfer" gegen die offizielle Vorstellung vom "Staatsbürger in Uniform" durchgesetzt habe, kritisiert rab. als "überzogen", ohne dies näher zu begründen. Auch Johannes Klotz' Beurteilung der Wehrmacht missfällt dem Rezensenten wegen der "kruden Prinzipiellschuldthese". Nur an dem Beitrag von Wolfram Wette über "Wehrmachts-Bilder" der Bundeswehr hat rab. nichts auszusetzen.

© Perlentaucher Medien GmbH"