Weimar ist vor allem durch sein kulturelles Erbe bekannt: Wieland, Herder. Goethe, Schiller, Liszt und das Bauhaus. Hier wurde auch die erste deutsche Republik geboren. Doch Weimar steht auch für deutsche Schande, denn wenige Kilometer entfernt auf dem Ettersberg befand sich das KZ
Buchenwald.
Der Journalist Peter Merseburger (Jg. 1928) hat diesen Zwiespalt der „Klassikerstadt“ in seinem Buch…mehrWeimar ist vor allem durch sein kulturelles Erbe bekannt: Wieland, Herder. Goethe, Schiller, Liszt und das Bauhaus. Hier wurde auch die erste deutsche Republik geboren. Doch Weimar steht auch für deutsche Schande, denn wenige Kilometer entfernt auf dem Ettersberg befand sich das KZ Buchenwald.
Der Journalist Peter Merseburger (Jg. 1928) hat diesen Zwiespalt der „Klassikerstadt“ in seinem Buch „Mythos Weimar“ ausführlich beleuchtet. Dabei spannt er einen weiten Bogen von der Lutherzeit bis ins 21. Jahrhundert. Vor 500 Jahren breiteten sich die reformatorischen Gedanken in Weimar schnell aus, doch im Gegensatz dazu zeichnete sich die Region auch durch eine antijüdische Haltung aus.
Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Weimar zu einem Juwel deutscher und europäischer Geistesgeschichte. Mit der Unterstützung der Herzogin Anna Amalia wirkten hier die schon erwähnten Klassiker. Im „Silbernen Zeitalter“ wurden unter der Großherzogin Maria Pawlowa und ihres Sohns Carl Alexander Musik, Malerei und die Dicht- und Theaterkunst gefördert. Um das Jahr 1900 entwickelte sich Weimar dann zu einem der Zentren der Moderne und 1920 zur Landeshauptstadt von Thüringen.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Weimar zum Geburtsort der ersten deutschen Republik und später zum nationalsozialistischen Experimentier- und Paradefeld. Im Kalten Krieg musste die Weimarer Klassik dann als Kronzeuge für die politischen Ziele des Arbeiter- und Bauern-Staates herhalten. Zum Schluss wagt Merseburger einen Ausblick auf die Strahlkraft und Zukunft Weimars, das inzwischen Hochschulstadt ist.
Auf den reichlich 400 Seiten hat Merseburger die Höhen und Tiefen Weimars sehr faktenreich und gut lesbar dargestellt. Dazu hat er, wie die umfangreiche Bibliografie und die Danksagungen beweisen, umfassend recherchiert. Darüber hinaus ist es ihm gelungen, die zwiespältige Geschichte Weimars immer wieder mit dem Glanz und der Tragik der deutschen Geschichte zu verknüpfen. Für die vorliegende Neuerscheinung des Pantheon Verlages hat der Autor die Erstausgabe aus dem Jahre 1998 noch einmal überarbeitet und erweitert.