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"Nach dem Beben": Fünf Tage und Nächte verbringt die Frau eines Verkäufers für Hifi-Geräte vor dem Fernseher mit den Katastrophenbildern vom Erdbeben - dann verlässt sie ihren Mann, der sich mit einem mysteriösen Päckchen auf eine Reise begibt. Eine Wahrsagerin sieht tief in die hasserfüllte Seele einer Ärztin, die einem Mann aus Kobe, der ihre Hoffnungen zerstört hat, den Tod wünscht. Die vierjährige Sara begegnet in ihren Alpträumen dem Erdbebenmann, der sie in die Kiste sperren will. Und der Bankangestellte Katagiri hat in seiner Wohnung Besuch von einem Riesenfrosch, der Tokyo vor der Zerstörung durch einen Wurm retten will.…mehr

Produktbeschreibung
"Nach dem Beben": Fünf Tage und Nächte verbringt die Frau eines Verkäufers für Hifi-Geräte vor dem Fernseher mit den Katastrophenbildern vom Erdbeben - dann verlässt sie ihren Mann, der sich mit einem mysteriösen Päckchen auf eine Reise begibt. Eine Wahrsagerin sieht tief in die hasserfüllte Seele einer Ärztin, die einem Mann aus Kobe, der ihre Hoffnungen zerstört hat, den Tod wünscht. Die vierjährige Sara begegnet in ihren Alpträumen dem Erdbebenmann, der sie in die Kiste sperren will. Und der Bankangestellte Katagiri hat in seiner Wohnung Besuch von einem Riesenfrosch, der Tokyo vor der Zerstörung durch einen Wurm retten will.
Autorenporträt
Haruki Murakami, geboren 1949 in Kyoto, ist der international gefeierte und mit den höchsten japanischen Literaturpreisen ausgezeichnete Autor zahlreicher Romane und Erzählungen. Sein Roman "Gefährliche Geliebte" entzweite das Literarische Quartett, mit "Mister Aufziehvogel" schrieb er das Kultbuch seiner Generation. Ferner hat er die Werke von Raymond Chandler, John Irving, Truman Capote und Raymond Carver ins Japanische übersetzt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.10.2003

Und still lebt das Bügeleisen
Sehr beiläufig, sehr melancholisch, sehr eindringlich: Haruki Murakami erzählt vom Leben nach dem Beben
Etwas geschieht, dem sich im Land des Schriftstellers keiner entziehen kann. Etwas, das Zeitungen und Fernsehen tagelang so sehr beschäftigt, dass auch alle anderen Schriftsteller des Landes denken, das Ereignis müsse in die Romane hinein, die sie gerade schreiben. Und doch hat der Schriftsteller seine Bedenken: Gibt es nach zwei Wochen noch Sätze, Gedanken, die in Fernsehbeiträgen, Nachrichten und Essays nicht schon vorgekommen sind? Wahrscheinlich nicht, denkt er sich, schreibt seinen Roman, wie er wollte und lässt das Ereignis Ereignis sein.
Das ist eine empfehlenswerte Möglichkeit, aber nicht die Idee, die Haruki Murakami hatte, wenn er an das Erdbeben von Kobe dachte. Er stellte sich ein Buch vor, das nur unaufdringlich mit dem Erdbeben zu tun haben sollte, ganz im Gegensatz zur Natur des Erdbebens selbst. So entstand der Band mit sechs Erzählungen, die jetzt unter dem Titel „Nach dem Beben” auf deutsch zu lesen sind. Statt den „großen Roman” zum großen Ereignis zu versuchen, hat Murakami sechs kleine Geschichten gewählt. Das Erdbeben steht nicht einmal im Mittelpunkt der einzelnen Texte. Keine der Hauptfiguren wohnt in Kobe, alle nehmen das Ereignis über Fernsehbilder wahr oder es ist einfach schon geschehen. Zehn Seiten ist nicht davon die Rede, dann eine Seite lang, dann wieder nicht mehr. Gerade so viel eben, wie das Erdbeben das Leben der Figuren, das sie auch ohne es führten, betroffen hat. Das Epizentrum des Ereignisses, das, was im Fernsehen zu sehen war und beredet wurde, kennen ohnehin alle.
In der ersten Erzählung stehen diese Fernsehbilder anfangs zwar noch im Mittelpunkt, doch warum sie für die Frau, die einige Tage nach dem Erdbeben ihren Mann verlässt, Bedeutung haben, verrät Murakami nicht. Tagelang hat sie einfach da gesessen, „starrte stumm auf die Bilder aus zerstörten Banken und Krankenhäusern, niedergebrannten Einkaufszentren und eingestürzten Schienen und Hochstraßen.
Tief ins Sofa geschmiegt, die Lippen fest zusammen gepresst, saß sie da und gab auch keine Antwort, als Komura sie ansprach. Sie reagierte nicht einmal mit einem Kopfschütteln oder Nicken.” In ihrem Abschiedsbrief schreibt die Frau, was sie auch sonst hätte schreiben können: ,„Das Problem ist, dass Du mir nichts gibst . . . Um es noch deutlicher zu sagen: Du hast nichts in Dir, was Du mir geben könntest.” Komura sei „liebevoll, sympathisch” und sehe „gut aus”, aber mit ihm lebe sie „wie mit einem Klumpen Luft”.Abgesehen davon, dass ein „Klumpen Luft” im Deutschen schief wirkt, erzeugt die Banalität und Direktheit dieser Sätze im Leser jene Verwunderung, die nie aufgeklärt wird: Okay, sagt man sich mit Komura. Aber warum gerade jetzt? Wegen des Erdbebens? Offenbar ja, aber warum?
Natürlich ist nicht die Frau die Hauptfigur, sondern Komura selbst, dessen Geschichte jetzt erst beginnt. Nach Jahren nimmt er Urlaub, weiß aber nicht wohin. Ein Bekannter bittet ihn, seiner Schwester, die auf Hokkaido wohne, ein Kästchen zu bringen. „,Was?, fragt Komura schließlich eine Freundin der Schwester, die mit ihm auf Hokkaido eine Nacht verbringt, „war eigentlich drin?‘ ,Also‘, sagte Shimao leise, ‚in dem Kästchen war dein Inneres. Ohne es zu wissen, hast du es selbst hierher gebracht und eigenhändig Frau Sasaki übergeben. Jetzt wirst du es nie mehr zurück bekommen.’” Murakamis Geschichten spielen immer an der Oberfläche, sie gehen nur Zentimeter unter die Haut, und selbst ihre Tiefen wirken manchmal wie aus der Retorte. Aber diese Retorte hat immer auch etwas vom Geheimnis eines Märchens.
Ein Paar liebt das Feuer
Eine der besten Geschichten trägt den Titel „Stillleben mit Bügeleisen”. Sie handelt von Miyake, der eines Tages in den Ostprovinzen hängen geblieben ist, weil hier am Strand das meiste Treibholz angeschwemmt wird, mit dem man Nachts große Feuer machen kann. Warum er Feuer machen will, weiß Miyake, ein Maler, selber nicht. Doch Junko, die Supermarkt-Verkäuferin, die Miyake immer anruft, wenn er abends losgeht, hat in der Schule einmal Jack Londons Geschichte „Feuer im Eis” gelesen. Sie weiß, dass der Mann, der verzweifelt versucht, ein Feuer zu machen, um sich zu retten, am liebsten sterben würde.
Murakami löst auch diese Geschichte nicht auf. Zwar sagt Miyake, auch ein „Stillleben mit Bügeleisen” habe Bedeutung, doch er selber bleibt mysteriös.. Auch der Hinweis auf Kobe, wo er herkommt, hilft nicht viel. Zu Frau und Kind, die dort leben, hat er schon lange keinen Kontakt mehr. Auf Junkos Frage meint er, sie wohnten im oberen Teil von Kobe, in den Bergen, dort sei fast nichts zerstört worden. Dann wird das Thema gewechselt. Die unerklärliche Beziehung zwischen der Supermarktverkäuferin und dem Maler und beider Vorliebe für Feuer ist interessanter.
Nicht alle Geschichten gelingt diese verführerische Mischung aus Beiläufigkeit und Melancholie. Der eigentliche Schrecken des Erdbebens bleibt genauso ausgespart wie Menschen, die Opfer zu betrauern haben. Diese Themen, scheint Murakami zu sagen, erledigt eben das Fernsehen. Und gerade die Geschichte, die am nächsten am Thema bleibt, führt stilistisch am weitesten fort: „Frosch rettet Tokyo” handelt humoristisch von der Paranoia des Geldeintreibers einer Kreditbank, dem plötzlich ein Frosch erscheint, der dem Geldeintreiber erzählt, nach Kobe sei jetzt Tokyo an der Reihe. Worauf Frosch und Geldeintreiber versuchen, die Stadt zu retten.
HANS-PETER KUNISCH
HARUKI MURAKAMI: Nach dem Beben. Erzählungen. Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe. DuMont-Verlag, Köln 2003. 186 Seiten, 19, 90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2003

Der Schrecken ist ein leiser Schatten
Kontinentalverschiebungen der Seele: Neue Erzählungen von Haruki Murakami / Von Peter Körte

Wenn einer seinem Buch Zitate aus Dostojewskis "Dämonen" und Godards "Pierrot Le Fou" voranstellt, dann ahnt man schon, wie sein kleines Universum aussehen könnte, auch wenn man den Autor gar nicht kennt. Und wer ihn längst gelesen hat, der fühlt sich gleich zu Hause. Haruki Murakami, der in Japan ein literarischer Superstar ist und in Amerika auf dem etwas langsameren Weg dorthin, hat immerhin auch in Deutschland eine gewisse Durchschlagskraft bewiesen. Seine "Gefährliche Geliebte" sprengte seinerzeit das "Literarische Quartett", und gegen die erotische Detailfreude in manchen seiner Romane panzern sich Rezensenten und Rezensentinnen immer noch gerne, indem sie ihr Lob tadelnd mit dem bösen Adjektiv "trivial" versetzen, als bestünde nicht gerade eines von Murakamis Stilmitteln darin, triviale Mythen aus der Populärkultur ganz selbstverständlich aufzugreifen, weil sie nun einmal in seinen japanischen Großstadtwelten eine Rolle spielen. Bei einem Autor, der Chandler, Carver und Capote ins Japanische übersetzt hat, kann das auch nicht weiter überraschen.

Doch durch Murakamis Geschichten von Orientierungswaisen um die Dreißig zieht noch eine andere Grundstimmung wie ein leiser Schatten: Daß man sich nie zu sicher sein sollte, daß der Abgrund noch weit genug weg ist. "Ich habe mich immer wie jemand gefühlt", hat Murakami in einem Interview gesagt, "der das Unsicherwerden des Bodens, die Katastrophen vielleicht nicht prophezeit, aber doch vorausahnt. Daß unter der Oberfläche ein Chaos verborgen sein könnte, war mein Lebensgefühl von Beginn an, schon im fortschrittsgewissen Japan der Nachkriegszeit." Er hat davon fast hellseherisch in dem Roman "Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt" erzählt, der 1985 in Japan herauskam. Das war zehn Jahre vor den Monaten, die Japan erschütterten und Murakami dazu brachten, aus Princeton in seine Heimat zurückzukehren.

Im Januar 1995 bebte in Kobe die Erde, zwei Monate später verübte die Aum-Sekte ihren Giftgasanschlag in der Tokioter U-Bahn, und der 50. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima und Nagasaki fiel auch noch in dieses Jahr. Nach dem 11. September ist man geneigt, eine solche Katastrophen-Konjunktur in perspektivischer Verkleinerung wahrzunehmen. Doch in Japan war damals vieles nicht mehr, wie es gewesen war, und Murakami, der 1949 in Kyoto geboren wurde, aber in einem Vorort von Kobe aufwuchs, hat diese Verschiebung so beschäftigt, daß er mit "Untergrundkrieg" bereits ein Sachbuch schrieb, für das er mit Angehörigen und Behördenvertretern über das Erdbeben sprach.

In seinem neuen Erzählungsband, der einfach "Nach dem Beben" heißt, geht es um andere Erschütterungen. Die Richter-Skala mag objektive Werte zeigen, auch wenn sie nach oben hin offen ist; Murakamis Geschichten haben eine andere Skala, auf der Meßwerte nicht halb so leicht abzulesen sind. Es geht dabei gar nicht um eine Verschlüsselung: Das Erdbeben ist einfach präsent, auf dem Fernsehschirm, in Gesprächen, in Kontakt wie Nichtkontakt zu Angehörigen, die in der Region Kobe wohnen. Murakami erzählt nicht von Opfern, er erzählt von katastrophenfernen Lebenswelten, in denen sich die Nachbeben auf sehr unterschiedliche Weise bemerkbar machen - wie sich ein Lichtstrahl je nach Einfallwinkel und Oberflächenbeschaffenheit anders bricht. Natürlich sind da die vertrauten Koordinaten. Die Helden sind "Thirtysomethings", sie mögen klassischen Jazz, einer fliegt nach Hokkaido wie so viele Murakami-Helden, sie lesen amerikanische Bücher, aber auch Tolstoi und Dostojewski. Und nahezu jede der sechs Geschichten spielt mit einem kleinen Rätsel, einem scheinbaren Webfehler, der ihr eine phantastische, traumartige Tönung gibt. Das kann so explizit ausfallen wie der riesige, in jeder Hinsicht fabelhafte Frosch, der den bewährten Inkasso-Mann Katagiri heimsucht und mit ihm unter die Erde steigen will, um einen Wurm daran zu hindern, ein Erdbeben in Tokio auszulösen. Ist das ein Alb, ein Fiebertraum, der den in Ausübung seines Jobs angeschossenen Katagiri im Krankenhaus heimsucht? Wahrscheinlich - doch die Frage, die sich dem verwirrten Katagiri stellt, bleibt: "Bis wohin reichte die Realität, und was gehörte ins Reich der Illusion?"

Was einer selbst nicht weiß, das wissen andere Menschen über ihn, wie das junge Mädchen auf Hokkaido, das Komura, den erfolgreichen Verkäufer teurer Stereoanlagen, verführt, nachdem seine Frau fünf Tage stumm vorm Fernsehgerät gesessen und Bilder aus Kobe angeschaut hat, um danach zu verschwinden und die Scheidung einzureichen. Das späte Nachbeben hat hier sein Epizentrum in der Romantik, wenn das Mädchen Komura erklärt, der kleine Kasten, den er für einen Kollegen nach Hokkaido transportiert hat, enthielte sein Inneres: "Ohne es zu wissen, hast du es selbst hierhergebracht . . . Jetzt wirst du es nie mehr zurückbekommen." "War doch nur ein Scherz", sagt sie ein paar Minuten später zu dem verstörten Angestellten.

Es ist eine Verstörung, deren Ursachen die Protagonisten meist nur sehr unvollständig begreifen; sie führt zu etwas, was sich mit den Standardformeln Katharsis oder Happy-End gerade mal vage andeuten läßt. Sie spüren, daß etwas in ihrem Leben in Bewegung geraten ist, daß in der Tektonik ihrer Psyche etwas nicht stimmt. Junpei, der von seinen Stories ganz ordentlich leben kann, sagt: "Aber die Kurzgeschichte gerät immer mehr aus der Mode, wie der bedauernswerte Rechenschieber." Er ist sechsunddreißig. Er ahnt die Chance, die Frau, die er seit gemeinsamen Studententagen liebt und die er an seinen forschen besten Freund verloren hat, wiederzugewinnen, weil sein Freund sich scheiden lassen will. Er zögert, und er begreift erst, wie ihm geschieht, als die nie erloschene Liebe zu Sayoko zusammenfällt mit der Liebe zum Erzählen. Das traurige Märchen von den zwei Bären, das er Sayokos Tochter erzählt, wird ein Happy-End bekommen. Der Schrecken ist nur noch ein leiser Schatten, den der "Erdbebenmann" auf das kleine Mädchen wirft, und Junpei beschließt in dieser Nacht, während er über den Schlaf von Sayoko und Sara wacht, künftig andere Geschichten zu schreiben, "auch wenn der Himmel einstürzte oder die Erde krachend barst".

Die Ausläufer der Schockwelle sind der Katalysator, der das Leben fern von Kobe verändert, der auf schwer beschreibliche Weise auf Prozesse einwirkt, die ihren Ursprung unabhängig von den Katastrophen haben. Er beschleunigt Brüche, und er läßt das Leben auf einmal in verlangsamter Geschwindigkeit vorbeiziehen, wenn die ledige Ärztin Satsuki nach einem Kongreß in Thailand ausspannt und eine Wahrsagerin trifft. Murakami überblendet beides, die emotionalen Nachbeben und die fragilen Zustände seiner Figuren, ohne beides ineinander aufgehen zu lassen. Und womöglich ist die Kurzgeschichte genau die richtige Form für diese Überblendung, weil sie vieles nur skizzieren kann und noch mehr offenlassen muß. Die Figuren sind nicht festgeschrieben wie im Koordinatenkreuz eines Romans, es gibt auch nicht die Mäander, in denen Murakamis Romane bisweilen fließen; da ist auch keine Kausalität, da sind nur die randscharfen Momentaufnahmen eines unübersichtlichen Prozesses.

Noch dort, wo seine Helden skurril oder fast ein bißchen lächerlich agieren, behandelt Murakamis Prosa sie mit einer melancholischen Zärtlichkeit, für die man diese Geschichten einfach mögen muß. "Was man mit den Augen sieht, ist nicht unbedingt wirklich", sagt Frosch zu Katagiri. Und als Satsuki im Flugzeug nach Japan sitzt, vergißt sie plötzlich die Worte, welche ihr Leben versteinern. "Sie lehnte sich in ihren Sitz zurück und schloß die Augen. Auf einmal hatte sie die Farbe des Himmels vor sich, den sie in Thailand beim Rückenschwimmen gesehen hatte, und ,I'll Remember April' von Erroll Garner kam ihr in den Sinn. Ich möchte schlafen, dachte sie. Nur schlafen. Und auf den Traum warten." Wie wirklich ist da schon die Wirklichkeit?

Haruki Murakami: "Nach dem Beben". Erzählungen. Aus dem Japanischen übersetzt von Ursula Gräfe. DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2003. 192 S., geb., 19,90 [Euro].

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",Nach dem Beben' ist schlüssig wie ein Konzeptalbum, in dem die einzelnen Stücke ähnliche Themen kommentieren und aufeinander verweisen." taz

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Leopold Federmair sieht Haruki Murakami mit diesen sechs neuen Erzählungen seinen Kritikern um die "entscheidende Nasenlänge voraus", vermutet er doch in diesen "beunruhigenden" Erzählungen eine mögliche "ironische Auseinandersetzung" mit einem spöttischen Bild, das zuletzt über ihn im Umlauf war: Seine neuesten Arbeiten seien wie Donuts, "außen fett glänzend, innen leer". Gewissermaßen habe Murakami nämlich genau die innere Leere in einem so leidenschaftslosen Land wie Japan beschrieben, in seinen Figuren durch die "stille Resignation" noch bereichert, so der eindeutig auf der Seite des Schriftstellers stehende Rezensent. Mit "liebevollem Desinteresse" beschreibe er mitunter kafkaesk ihre "kampflose Anpassung an die Vorgaben des Schicksals. Zudem sei das Buch noch "bewundernswert konstruiert", dessen Erzählungen sich indirekt alle auf das Erdbeben von Kobe beziehen.

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