Alt ist Ivo noch nicht, höchstens an der Grenze, aber zu alt dann doch, um sich in die Freundin des eigenen Sohnes zu verlieben. Seit die junge Frau im Museum auf der Festung arbeitet, Tür an Tür mit Ivo, der dort sein Restaurant hat, findet er keine Ruhe mehr. Mira raubt ihm den Schlaf. Nicht im Ehebett, das teilt er längst nicht mehr mit seiner Frau, die Gesangslehrerin ist, aber ein Star hätte werden können. Überhaupt ist alles anders gekommen in der kleinen Stadt an der Grenze, wo Westen und Osten, Norden und Süden aneinanderstoßen. Anders als erhofft. Es ist August, es ist drückend heiß, seine Tochter Ana hat Geburtstag, ein großes Fest steht bevor. Als wäre die Katastrophe, die Ivo auf sich zukommen sieht, nicht schon genug, hat sein Sohn auch noch einen Autounfall.Im Duktus einer Märchenerzählerin verwebt Nellja Veremej die Geschichte ihres Helden mit Mythen, Fabeln und Legenden. Aus dem leisen Humor, mit dem sie ihre Figuren, ihre Hoffnungen und Nöte betrachtet, spricht die Zuneigung einer Autorin, die aus eigener Erfahrung weiß, dass Geschichte aus Geschichten gemacht ist, dass sich das Große im Kleinen spiegelt. Nellja Veremej kann davon erzählen - und wie!
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© BÜCHERmagazin, Björn Hayer
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Nicole Henneberg folgt den Wanderungen Nellja Veremejs durch das Herz Europas. Die Biografie der Autorin, ihre Lebensstationen im Ural, im Kaukasus, in Leningrad, schließlich in Berlin sieht Henneberg immer wieder im Text gespiegelt, der den Leser laut Rezensentin "mitreißend" in eine fiktive Stadt zwischen Ost und West entführt, eine Grenzregion, deren Historie und Gegenwart die Autorin "kunstvoll" miteinander verwebt. Figuren- und Stadtgeschichte verbinden sich vor dem Hintergrund großer Traumata. Politisch klug und einfühlsam und mit pragmatischer Ironie entwirft die Autorin Schicksalsbegegnungen, die laut Henneberg jederzeit den Blick öffnen können auf das kulturelle Gedächtnis Europas wie auf dessen Tragödien.
© Perlentaucher Medien GmbH
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