Die obligaten Kapital-Kurse in Studentenkreisen um 1968 bilden den Anfang einer Entwicklung in den Geisteswissenschaften, die den positiven Wissenskanon der einzelnen Fächer dem Zerfall überläßt Ob Germanist, Philosoph oder Kunsthistoriker - Hauptsache, man hat seinen Marx, und später all die anderen gelesen. Der vorliegende Essay verfolgt die Leitwährungen der modisch variierenden Metadiskurse. Beginnend historisch mit der Frankfurter Schule, endend mit Derrida als Meisterdenker wird ihre Funktion beschrieben: Die postmoderne Monokultur erfüllt die politisch korrekte Aufgabe, aus den Geisteswissenschaften das genuine Wissen um je eigene Gegenstände und Methoden auszutreiben.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Manfred Geier weigert sich, in Beat Wyss' selbstkritischer Diskurskritik der 1968er Jahre auch sich selbst wiederzufinden. In seinem langen Essay nimmt der Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie die damals kursierenden Schlüsseltexte unter die Lupe und stellt für sich und seine Zeitgenossen selbstkritisch fest, dass man unter dem Einfluss der "Meisterdenker" wie Marx, Foucault oder Benjamin das eigene Denken weitgehend eingestellt hätte, erzählt der Rezensent. Er selbst fühlte sich allerdings nie unter ein diskursives Joch gezwungen, weshalb Geier mit Wyss' "verspäteter Selbstbefreiung" wenig anfangen kann.
© Perlentaucher Medien GmbH
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