Im Zeitalter der Globalisierung diktieren die Industrieländer einer Mehrheit von Entwicklungsländern die Wirtschaftspolitik - mit negativen Resultaten. Besonders gravierend ist die erzwungene Deregulierung der grenzüberschreitenden Kapitalflüsse, welche seit 1990 eine dichte Folge von Finanzkrisen produziert. Dass die globale Bilanz nicht allzu schlecht ausfällt, ist Ländern wie Indien, China oder Südkorea zu verdanken - gerade weil sie sich dem wirtschaftspolitischen Diktat Washingtons nicht unterwerfen.Niggli warnt in seinem Essay vor der Illusion, man könne die wirtschaftliche Globalisierung durch soziale und ökologische Leitplanken zivilisieren. Demokratie und Selbstbestimmung sind mit voller ökonomischer Integration aller Länder nicht vereinbar. Der Autor fordert ein neues weltwirtschaftliches Regulationsregime, das den einzelnen Ländern mehr Spielraum für eigenständige Entwicklungsstrategien gibt und sie von der Zwangsjacke liberalisierter Finanzmärkte befreit. Ein solcher Kurswechsel bedingt aber, dass die Bevölkerung der Industrieländer dem neuen 'liberalen' Imperialismus entgegentritt, den die USA für den Kampf gegen den 'Terrorismus' konzipieren.Ausgehend von Nigglis Analyse hat die Arbeitsgemeinschaft der Hilfswerke 16 politische Zielsetzungen erarbeitet. Sie zeigen konkrete, realistische Alternativen zur heute dominierenden Politik auf und sind ein nützlicher Leitfaden für alle, die sich für eine gerechtere Welt engagieren.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Als "kenntnisreich und gut verständlich" lobt Rezensent Christoph Fleischmann diesen Essay über die globalisierte Weltwirtschaft aus der Perspektive der Drittwelt-Länder, den der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Schweizer Entwicklungshilfswerke, Peter Niggli, vorgelegt hat. Deutlich werde, dass die Integration der Entwicklungsländer in den Weltmarkt durch Währungsfond und Weltbank nicht uneigennützig erfolge, sondern auch den großen westlichen Konzernen diene, die sich neue Märkte erobern. Fleischmann wertet Nigglis Sicht als "ernüchternd, aber plausibel". Er hebt hervor, dass Niggli nur einen Weg aus der Misere sieht, die De-Globalisierung. Besonders den Entwicklungsländern müsse es demnach ermöglicht werden, referiert Fleischmann, "einen wirtschaftspolitischen Weg zu gehen, der nicht von der vollen integration in den Weltmarkt bestimmt sei." Kapitalverkehrskontrollen, Protektionismus für heimische Industrien und gezielte Subventionen dürften durch WTO-Regeln nicht unmöglich gemacht werden. Fleischmann weist darauf hin, dass Nigglis Essay die Weltsicht formuliert, aus der heraus die Schweizer Hilfswerke ihre Leitlinien gewonnen haben. Etwas bedauerlich findet er hier, dass Niggli die Leitlinien nicht in seinen Essay einbezieht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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