Als großer Fan von Enna Andersen durfte ich mir die neue Serie von Anna Johannsen natürlich nicht entgehen lassen. „Nach der Zeit“ heißt das neue Buch der Autorin, im Mittelpunkt stehen Kommissarin Hanna Will und der Psychologe Jan de Bruyn – und natürlich ihr Fall. Wobei der an manchen Stellen für
mich fast zu sehr zur Nebensache verkommt, bei so viel Privatem, das auch die beiden Ermittler…mehrAls großer Fan von Enna Andersen durfte ich mir die neue Serie von Anna Johannsen natürlich nicht entgehen lassen. „Nach der Zeit“ heißt das neue Buch der Autorin, im Mittelpunkt stehen Kommissarin Hanna Will und der Psychologe Jan de Bruyn – und natürlich ihr Fall. Wobei der an manchen Stellen für mich fast zu sehr zur Nebensache verkommt, bei so viel Privatem, das auch die beiden Ermittler einprasselt. Trotzdem ist es, wie ich es von der Autorin gewohnt bin, ein weitestgehend unblutiger, psychologisch hochspannender und unterhaltsamer Krimi.
Aber von vorn.
Zwei völlig unterschiedliche Männer um die 40 werden in der Lüneburger Heide tot aufgefunden. Erste Ermittlungen ergeben, dass es sich bei beiden nicht um den zuerst vermuteten Suizid handelt, sondern dass sie ermordet wurden. Weitere Nachforschungen zeigen, dass sich die beiden gekannt hatten, sie waren in ihrer Jugend befreundet gewesen. Und ihr Freundeskreis war noch größer, wie Hauptkommissarin Hanna Will und der Kriminalpsychologe Jan de Bruyn schnell feststellen. Sollten die beiden Morde zusammenhängen, sind dann noch mehr Menschen in Gefahr? Und wenn, was ist das Motiv dafür? Als Hanna und Jan der Lösung des Rätsels näherkommen, ist es auch schon fast zu spät.
Wer Anna Johannsen kennt, weiß, was ihn bei ihren Büchern erwartet. Üblicherweise präsentiert die Autorin gut durchdachte, erfreulich gewaltarme (die Gewalt passiert zwar, wird aber selten in brutalen Szenen geschildert) und äußerst angenehm zu lesende Krimis. Da macht auch „Nach der Zeit“ keine Ausnahme. Die Spannung des Buchs liegt nicht in offener Brutalität, sondern mehr im Unterschwelligen. Allein die Zusammenhänge herauszufinden, war für mich als Leser eine Herausforderung, da man immer nur so viel weiß, wie die Ermittler im Buch und sich seine eigenen Gedanken machen kann. Sprachlich ist das Buch ansprechend geschrieben und bis auf ein paar falsch gewählte Wörter habe ich auch keine Fehler gefunden.
Die Charaktere sind im zweiten Teil der Serie noch im Werden begriffen. Die Ermittler Hanna und Jan sind zwar schon ein bisschen plastischer als in Band 1, ihnen fehlt aber noch, wie man so schön sagt, „das Fleisch auf den Rippen“. Allerdings kam für mich in diesem Buch das Private zwischen den beiden Hauptcharakteren ein bisschen zu sehr zum Tragen, stellenweise verkamen die Ermittlungen neben allen persönlichen Problemen ein bisschen zur Nebensache. Daher ist der Spannungsbogen für mich auch nicht konstant vorhanden, geschweige denn, dass er konstant hoch wäre. Mit Hanna wurde ich auch bis zum Schluss nicht wirklich warm. Sie ist mir zu forsch und zu kantig, die ruhigere Art von Jan lag mir wesentlich mehr. Aber die beiden so gegensätzlichen Charaktere geben dem Krimi einen gewissen Pfiff.
Aber alles in allem war es ein solider Krimi mit zwei interessanten Hauptcharakteren, die handfeste Ermittlungsarbeit erledigen und ihren Fall zu einem stimmigen Schluss führen. Auch wenn sie bei mir zu Kopfschütteln führten, sind die Reibereien der beiden Ermittler mit den Kollegen gut und realistisch beschrieben. Was für ein Kompetenz-Gerangel! Unterhaltsam, stellenweise spannend und psychologisch interessant – so stelle ich mir gute Krimi-Unterhaltung vor. Punktabzug von mir für die vielen Exkurse ins Privatleben der Ermittler. Die sind zwar unterhaltsam, beeinträchtigen aber die Spannung für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr. Eine unbedingte Leseempfehlung für alle Freunde unblutiger und ruhiger Krimis, die neben dem Fall noch eine ansprechende Landschaft mit vielen Heidschnucken zu schätzen wissen. Von mir gibt es vier Sterne und ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Teil.