1946 definierte die Weltgesundheitsorganisation Gesundheit als einen »Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen«. Diese Definition stellt einen wirkmächtigen Versuch dar, einen universalen und fortschrittlichen Gesundheitsbegriff zu schaffen, der über Nationen- und Kulturgrenzen hinweg Gültigkeit besitzt. Sie geht allerdings unter der Hand mit Normierungsvorgängen, Anpassungszwängen und einem technisch-sozialen Machbarkeitsglauben einher. Das zeigt sich nicht nur in der modernen Medizin, sondern auch in der…mehr
1946 definierte die Weltgesundheitsorganisation Gesundheit als einen »Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen«. Diese Definition stellt einen wirkmächtigen Versuch dar, einen universalen und fortschrittlichen Gesundheitsbegriff zu schaffen, der über Nationen- und Kulturgrenzen hinweg Gültigkeit besitzt. Sie geht allerdings unter der Hand mit Normierungsvorgängen, Anpassungszwängen und einem technisch-sozialen Machbarkeitsglauben einher. Das zeigt sich nicht nur in der modernen Medizin, sondern auch in der Gesellschaft, die ständig mit ihrer eigenen Diagnose befasst ist und sich durch ein pursuit of perfection auszeichnet: Politische Konflikte und gesellschaftliche Krisen werden in Metaphern des Pathologischen übersetzt und mit Vorstellungen des Kurierens, Immunisierens und Ausmerzens verbunden. Der Band analysiert die Vielfalt paradoxer Phänomene, die mit dem modernen Willen zur Gesundheit entstanden sind.
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Autorenporträt
Gugerli, DavidDavid Gugerli ist Professor für Technikgeschichte an der ETH Zürich. Nach seinem Studium in Geschichte und Literaturwissenschaften war er Gast an der Maison des Sciences de l´Homme in Paris, Visiting Fellow der Stanford University, Investigador visitante am Colegio de México, Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin, Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien sowie Professor an der Universidad Nacional Autónoma de México. In seinen Forschungsprojekten beschäftigt er sich mit der Geschichte der Energieversorgung, der technisch-wissenschaftlichen Erfassung von Räumen, der Entwicklung digitaler Telekommunikationsweisen und der Genese des technisierten menschlichen Körpers. David Gugerli ist Mitglied des Zentrums »Geschichte des Wissens«, das von der ETH und der Universität Zürich getragen wird.
Inhaltsangabe
7 - 19 Editorial (Patricia Purtschert, Jakob Tanner)23 - 38 Krankheit in Zahlen (Lea Haller)39 - 63 Heillose Ansteckung (Felix Trautmann)65 - 84 Das Paradox der Vertrauenskrise (Cornelius Borck)85 - 104 Medizin und Magie in Afrika (Marcel Dreier, Patrick Harries)105 - 124 Krieg, Biopolitik und Medizin (Daniel Hedinger)127 - 140 Künstliche Körper in der Kritik (Paula-Irene Villa)141 - 147 Nach uns die Informationsflut (David Gugerli)149 - 153 Ist Kulturkritik wirklich unser Problem? (Michael Hagner)155 - 158 Ein klein wenig Flut (Philipp Sarasin)161 - 167 »...und führe uns nicht in die Diagnose, sondern erlöse uns von dem Streben nach Gesundheit« (Ivan Illich)169 - 178 Zur Aktualität des Denkens von Ivan Illich und seiner »Kritik der Medikalisierung des Lebens« (Barbara Duden)179 - 188 Ivan Illichs 'Medical Nemesis' und die Medizingeschichte (Flurin Condrau, Carsten Timmermann)189 - 198 »Depressed? It might be political!« (Brigitta Bernet)201 - 222 Vom Gender Bias zu geschlechterspezifischen Innovationen (Patricia Purtschert, Londa Schiebinger, Jakob Tanner)223 - 229 Die Autorinnen und Autoren
7 - 19 Editorial (Patricia Purtschert, Jakob Tanner)23 - 38 Krankheit in Zahlen (Lea Haller)39 - 63 Heillose Ansteckung (Felix Trautmann)65 - 84 Das Paradox der Vertrauenskrise (Cornelius Borck)85 - 104 Medizin und Magie in Afrika (Marcel Dreier, Patrick Harries)105 - 124 Krieg, Biopolitik und Medizin (Daniel Hedinger)127 - 140 Künstliche Körper in der Kritik (Paula-Irene Villa)141 - 147 Nach uns die Informationsflut (David Gugerli)149 - 153 Ist Kulturkritik wirklich unser Problem? (Michael Hagner)155 - 158 Ein klein wenig Flut (Philipp Sarasin)161 - 167 »...und führe uns nicht in die Diagnose, sondern erlöse uns von dem Streben nach Gesundheit« (Ivan Illich)169 - 178 Zur Aktualität des Denkens von Ivan Illich und seiner »Kritik der Medikalisierung des Lebens« (Barbara Duden)179 - 188 Ivan Illichs 'Medical Nemesis' und die Medizingeschichte (Flurin Condrau, Carsten Timmermann)189 - 198 »Depressed? It might be political!« (Brigitta Bernet)201 - 222 Vom Gender Bias zu geschlechterspezifischen Innovationen (Patricia Purtschert, Londa Schiebinger, Jakob Tanner)223 - 229 Die Autorinnen und Autoren
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