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Im multikulturellen Czernowitz aufgewachsen, erlebte der Autor den wachsenden Antisemitismus und - nach der Besetzung durch sowjetische Truppen - die Deportationen der Juden nach Sibirien. Er wurde zu Schwerarbeit in Stalinka eingeteilt, anschließend als Lehrer in Tomsk. Nach seiner Verbannung arbeitete er 25 Jahre als Deutschlehrer, bis er 1994 nach Deutschland übersiedeln durfte.

Produktbeschreibung
Im multikulturellen Czernowitz aufgewachsen, erlebte der Autor den wachsenden Antisemitismus und - nach der Besetzung durch sowjetische Truppen - die Deportationen der Juden nach Sibirien. Er wurde zu Schwerarbeit in Stalinka eingeteilt, anschließend als Lehrer in Tomsk. Nach seiner Verbannung arbeitete er 25 Jahre als Deutschlehrer, bis er 1994 nach Deutschland übersiedeln durfte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.07.2005

Nur die Sprache

VERBANNUNG. Julius Wolfenhaut wurde 1913 in der Stadt Czernowitz/Bukowina geboren, die seinerzeit zum Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn gehörte und nach dem Ersten Weltkrieg an Rumänien fiel. Die jüdische Familie Wolfenhaut war und blieb dem deutschen Kulturkreis verbunden, ungeachtet des auch in Rumänien zunehmenden Antisemitismus. Nach dem Abitur konnte Julius Wolfenhaut zwar noch ein Ingenieurstudium absolvieren, doch auf die Rumänisierung der Bukowina folgte 1940 deren Sowjetisierung, die seine weitere Lebensplanung zunichte machte. Mit dem Hitler-Stalin-Pakt geriet die Bukowina in den sowjetischen Machtbereich. Nach dem Einmarsch der Roten Armee (1940) wurden Juden als "Bourgeois" und angebliche "Konterrevolutionäre" verfolgt und teilweise in die sibirische Taiga deportiert. Als "sozialgefährliches Element" mußte der junge Diplomingenieur zunächst Schwerstarbeit auf einer Kolchose leisten und später minderjährige Kriminelle in der Gebietshauptstadt Tomsk unterrichten. Im Zuge der Entstalinisierung hoben die sowjetischen Behörden seine Verbannung 1956 zwar auf, verweigerten ihm aber die Rückkehr in seine Heimat. Wolfenhaut arbeitete dann weitere 25 Jahre als Deutschlehrer in Tomsk. Die Vermittlung der deutschen Sprache und Literatur wurde ihm zur Profession. 1994, nach seiner Rehabilitierung im Alter von 80 Jahren, konnte er in die Bundesrepublik Deutschland übersiedeln. Seither lebt er in Regensburg. In seinen Erinnerungen schildert Wolfenhaut - höchst eindrucksvoll und beklemmend zugleich - die über 50 Jahre währenden Demütigungen und Entbehrungen eines Menschen, der mit dem "doppelten Brandmal" (Verbannter und Jude) im Sowjetsystem um sein Lebensglück gebracht worden ist. Nach einem halben Jahrhundert "Praxis in Sibirien" sitzt ihm die "bleiche, würgende" Angst vor dem Stalinismus und der sowjetischen Geheimpolizei noch immer in den Gliedern. Es gab "keine Gemeinheit, deren sie nicht fähig" gewesen seien. "Die Bolschewiki hatten mir alles genommen: die Eltern, die Jugend, die Liebe, die Habe, die Heimat; sie hätten mir auch die Sprache genommen - wenn sie es vermocht hätten", lautet sein Fazit. Der Berliner Historiker Wolfgang Benz hat diesen einzigartigen Erinnerungen ein einfühlsames und instruktives Vorwort gewidmet. (Julius Wolfenhaut: Nach Sibirien verbannt. Als Jude von Czernowitz nach Stalinka 1941-1994. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2005. 186 Seiten, 9,90 [Euro].)

HANS-JÜRGEN DÖSCHER

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Auch wenn sich Rezensent Markus Bauer in seiner Besprechung jeglichen Urteils enthält, scheint er doch recht beeindruckt von diesen Erinnerungen, in denen der Czernowitzer Jude Julius Wolfenhaut von seiner Deportation nach Sibirien berichtet. Am 10. Juni 1941, die Sowjetunion hielt noch die inzwischen zu Rumänien gehörende Nordbukowina besetzt, wurde Wolfenhaut zusammen mit Tausenden weiterer Juden abgeholt und im Viehwaggon nach Sibirien verfrachtet. Dort musste er zunächst als Arbeiter im Kolchos, dann in einem Holzbetrieb schuften. Später konnte er, der ehemalige Ingenieur, als Lehrer an eine Schule nach Tomsk gehen. Mit seiner dort gefundenen Familie blieb er in der Tomsker Verbannung, bis er nach Öffnung der Mauer in die Bundesrepublik ausreisen konnen.

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