3. überarbeitete AuflageÜberhangmandat, Fraktion, Bundesrat wenn Erwachsene sich über Politik unterhalten, schwirrt einem schnell der Kopf. Dabei sind die Regeln, nach denen Politik funktioniert, gar nicht so schwer zu verstehen. Dieses Buch gibt spannende und zum Teil auch überraschende Antworten auf alle Fragen, die mit Politik zu tun haben. Und es zeigt, wie man sich nicht nur in die Entscheidungen in seiner Stadt, sondern auch in die ganz große Politik aktiv einmischen kann.Nachgefragt: Politik"wurde 2004 für den Gustav-Heinemann-Friedenspreis nominiert.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.08.2003Auswendig lernen für die Kleinen
Das Nachschlagewerk zur Politik bietet Schnörkelloses
CHRISTINE SCHULZ–REISS: Nachgefragt: Politik. Basiswissen zum Mitreden. Loewe-Verlag, Bindlach 2003. 144 Seiten, 12,90 Euro.
„Politik?! Wie langweilig!, werden manche von euch sagen”, lautet der erste Satz dieses politischen Jugendbuches. Oh, denkt man da, nun gibt es zwei Möglichkeiten: 1. Es wird tatsächlich sehr, sehr langweilig. 2. (Noch schlimmer) Es wird gezwungen unterhaltsam.
„Nachgefragt: Politik – Basiswissen zum Mitreden” heißt das bei Loewe erschienene Werk der Journalistin Christine Schulz-Reiss. Sperriger Titel, sperriges Thema. Es geht um die Bundesregierung, den Kanzler, die EU, die Nato, den Weltsicherheitsrat, um die deutsche Geschichte und die Demokratie im alten Griechenland. Der 11. September wird angesprochen, die RAF, Afghanistan, und knutschende Minister im Swimming-Pool sind auch dabei. In sprachlicher Schnörkellosigkeit erklärt die Autorin Begriffe wie Kalter Krieg (eine Art Mobbing), Politikverdrossenheit („Wenn sich Bürger gar nicht mehr für die Fortentwicklung der Gesellschaft interessieren”) oder Neonazis („Hier ist jeder gefragt!”). Jedes Thema wird knapp und seriös auf ein bis zwei Seiten behandelt. Kein Layout-Schnickschnack, wenig Fotos, nur Strichzeichnungen.
Die Bilder sollen im Kopf entstehen. „Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch!”, kommt vor, und auch Wehners Todenhöfer-„Hodentöter”-Verballhornung. Dann wird es wieder sehr sachlich, es geht um Politiker-Diäten und die Macht der Lobbyisten, um Schilys NPD-Geheimdienstdebakel und die Steuerfreiheit in Andorra. Das ganze Buch ist ein gut gemeinter Aufruf für mehr politisches Bewusstsein bei jungen Menschen. Nach dem Motto: Sei Dir bewusst, dass Dein Verhalten immer Folgen hat! Fahre nie schwarz und zahle brav Deine Steuern! Engagiere Dich! – Es ist sauber recherchiert, klar gegliedert, manchmal ein wenig langweilig. Auch Grafiken oder Landkarten fehlen.
Vielleicht ist es ja doch nicht primär ein Buch für Kinder und Jugendliche. Für unser Empfinden ist „Nachgefragt: Politik” eher eine Handreichung für Erwachsene. Sie liefert einfache Antworten auf komplizierte Fragen. Das, was Eltern ohnehin wissen sollten, wird ihnen hier nochmal gebündelt in Erinnerung gerufen. Könnte nicht schaden, dieses (politische) Aufklärungsbuch in Teilen auswendig zu lernen und auf der nächsten langen Autofahrt mal der angeschnallten Riege auf der Rückbank aufzusagen. Sollte diese es sodann selber in die Hand nehmen: Umso besser.
MARTIN ZIPS
Alle Macht für niemand.
Illustration: Verena Ballhaus
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Das Nachschlagewerk zur Politik bietet Schnörkelloses
CHRISTINE SCHULZ–REISS: Nachgefragt: Politik. Basiswissen zum Mitreden. Loewe-Verlag, Bindlach 2003. 144 Seiten, 12,90 Euro.
„Politik?! Wie langweilig!, werden manche von euch sagen”, lautet der erste Satz dieses politischen Jugendbuches. Oh, denkt man da, nun gibt es zwei Möglichkeiten: 1. Es wird tatsächlich sehr, sehr langweilig. 2. (Noch schlimmer) Es wird gezwungen unterhaltsam.
„Nachgefragt: Politik – Basiswissen zum Mitreden” heißt das bei Loewe erschienene Werk der Journalistin Christine Schulz-Reiss. Sperriger Titel, sperriges Thema. Es geht um die Bundesregierung, den Kanzler, die EU, die Nato, den Weltsicherheitsrat, um die deutsche Geschichte und die Demokratie im alten Griechenland. Der 11. September wird angesprochen, die RAF, Afghanistan, und knutschende Minister im Swimming-Pool sind auch dabei. In sprachlicher Schnörkellosigkeit erklärt die Autorin Begriffe wie Kalter Krieg (eine Art Mobbing), Politikverdrossenheit („Wenn sich Bürger gar nicht mehr für die Fortentwicklung der Gesellschaft interessieren”) oder Neonazis („Hier ist jeder gefragt!”). Jedes Thema wird knapp und seriös auf ein bis zwei Seiten behandelt. Kein Layout-Schnickschnack, wenig Fotos, nur Strichzeichnungen.
Die Bilder sollen im Kopf entstehen. „Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch!”, kommt vor, und auch Wehners Todenhöfer-„Hodentöter”-Verballhornung. Dann wird es wieder sehr sachlich, es geht um Politiker-Diäten und die Macht der Lobbyisten, um Schilys NPD-Geheimdienstdebakel und die Steuerfreiheit in Andorra. Das ganze Buch ist ein gut gemeinter Aufruf für mehr politisches Bewusstsein bei jungen Menschen. Nach dem Motto: Sei Dir bewusst, dass Dein Verhalten immer Folgen hat! Fahre nie schwarz und zahle brav Deine Steuern! Engagiere Dich! – Es ist sauber recherchiert, klar gegliedert, manchmal ein wenig langweilig. Auch Grafiken oder Landkarten fehlen.
Vielleicht ist es ja doch nicht primär ein Buch für Kinder und Jugendliche. Für unser Empfinden ist „Nachgefragt: Politik” eher eine Handreichung für Erwachsene. Sie liefert einfache Antworten auf komplizierte Fragen. Das, was Eltern ohnehin wissen sollten, wird ihnen hier nochmal gebündelt in Erinnerung gerufen. Könnte nicht schaden, dieses (politische) Aufklärungsbuch in Teilen auswendig zu lernen und auf der nächsten langen Autofahrt mal der angeschnallten Riege auf der Rückbank aufzusagen. Sollte diese es sodann selber in die Hand nehmen: Umso besser.
MARTIN ZIPS
Alle Macht für niemand.
Illustration: Verena Ballhaus
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Eigentlich sollten Eltern dieses "Aufklärungsbuch" auswendig lernen, empfiehlt Rezensent Martin Zips. Er überlegt nämlich, ob es wirklich ein Buch für Kinder und Jugendliche ist, was es eigentlich sein will. Es geht um den Kanzler, um den 11. September und knutschende Minister im Swimmingpool. Wie Zips erklärt, bekommt man "in sprachlicher Schnörkellosigkeit" einfache Antworten auf komplizierte Fragen aus der Welt der Politik - und das "knapp und seriös auf ein bis zwei Seiten". Das kann manchmal in seiner Bravheit leider auch "ein wenig langweilig sein", räumt Zips ein, findet aber gut, dass es "sauber recherchiert und klar gegliedert ist". Schließlich honoriert Zips aber, dass es ein "gut gemeinter Aufruf für mehr politisches Bewusstsein bei jungen Menschen" ist - und das bei einem so "sperrigen Thema".
© Perlentaucher Medien GmbH
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