In zwei Ländern würde er nie auftreten, soll Arthur Rubinstein einmal gesagt haben, und zwar in Tibet und in Deutschland. Gefragt, weshalb gerade diese beiden, antwortete der Pianist, Tibet sei zu hoch, Deutschland zu niedrig. Für viele Juden und Israelis blieb Deutschland Jahre lang der schwarze Fleck auf der Karte. Fast ein halbes Jahrhundert später haben jüdische Solisten, aus Israel und der ganzen Welt, längst einen markanten Platz im deutschen Musikbetrieb eingenommen. Haben sich die Beziehungen zwischen Juden und Deutschen "normalisiert"? Oder erleben wir eine Renaissance der deutsch-jüdischen Musikkultur vor 1933? Anat Feinberg hat sich auf Erkundungsreise gemacht: Neben prominenten Dirigenten wie Michael Gielen, Kurt Sanderling, Eliahu Inbal und Adam Fischer stellten sich auch Solisten, Orchestermitglieder, Opernsänger sowie Musikpädagogen den oft unbequemen Fragen. Ein ungewöhnlicher Blick hinter die Kulissen des deutschen Musikbetriebs. Vor allem aber stehen Lebensgeschichten im Mittelpunkt, denen trotz denkbar größter Unterschiede eines gemeinsam ist: ihr Reichtum an biographischer und musikalischer Erfahrung.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Wunderbare Künstlerporträts seien Annat Feinberg bei einigen der dreizehn Interviews gelungen, lobt Rezensent Ulrich Teusch und findet alle interessant. Die Fragen entsprächen zwar grundsätzlich einem vorgegebenen Schema, doch zeige sich die Gesprächsführung von Annat Feinberg stets flexibel für "spontane" Richtungsänderungen. Geordnet, so der Rezensent, seien die Interviews nach dem Alter der jüdischen Musiker, wobei der jüngste der 1963 geborene Pianist Jascha Nestow sei. Die große Zeit eines jüdisch bereicherten Musiklebens in Deutschland möge zwar vorbei sein, resümiert Feinberg, doch gäben die von Annat Feinberg aufgezeichneten Erfahrungen jüdischer Musiker zumindest Anlass für ein wenig Hoffnung.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH