Heute ist der »Schriftstellernachlass« ein ebenso erstrangiger wie selbstverständlicher Untersuchungsgegenstand der Literaturwissenschaft. Eben diese Selbstverständlichkeit aber täuscht darüber hinweg, wie höchst voraussetzungsreich dieses Gebilde in historischer Hinsicht eigentlich ist.Um eben jene Voraussetzungen geht es in diesem Buch. Die in ihm versammelten Aufsätze erkunden erstmals die übergreifenden Strukturen der philologischen und poetischen Wirkmacht des schriftstellerischen Nachlasswesens. Innerhalb dieses globalen Fragehorizonts steht die spezifisch literaturwissenschaftliche…mehr
Heute ist der »Schriftstellernachlass« ein ebenso erstrangiger wie selbstverständlicher Untersuchungsgegenstand der Literaturwissenschaft. Eben diese Selbstverständlichkeit aber täuscht darüber hinweg, wie höchst voraussetzungsreich dieses Gebilde in historischer Hinsicht eigentlich ist.Um eben jene Voraussetzungen geht es in diesem Buch. Die in ihm versammelten Aufsätze erkunden erstmals die übergreifenden Strukturen der philologischen und poetischen Wirkmacht des schriftstellerischen Nachlasswesens. Innerhalb dieses globalen Fragehorizonts steht die spezifisch literaturwissenschaftliche Problemstellung im Fokus, wie Schriftsteller seit ungefähr 1750 auf die sich verändernde Situation im Umgang mit literarischen Nachlässen reagieren: Schlägt sich die Etablierung und Transformation des Nachlasswesens in poetischen Prozessen nieder? Verändert sich auch die literaturkritische und philologische Kommunikation über literarische Werke im Zuge dieser Entwicklung?Aus dem Inhalt:Carlos Spoerhase: Neuzeitliches NachlassbewusstseinKai Sina: Nachlassbewusstsein und Selbsthistorisierung in der ModerneUlrich von Bülow: Der Nachlass als materialisiertes Gedächtnis und archivarische ÜberlieferungsformRüdiger Nutt-Kofoth: Zum Verhältnis von Nachlasspolitik und EditionskonzeptionDirk Werle: Nachlass, Nachwelt und Nachruhm um 1800Christiane Holm: Das »litterarische Archiv« in Goethes WohnhausKatrin Dennerlein: Lessings Nachlass - eigene und fremde PerspektivenKaspar Renner: Nachlassbewusstsein und Werkpolitik in der Familie HerderKatja Mellmann: Vier Stichproben zur Nachlasspraxis bei Romanschriftstellerinnen des RealismusRoland Berbig: Nachlass-Willen und -Profil eines literarischen VereinsAlexander Nebrig: Georg Heyms postume AutorschaftPhilipp Böttcher: Nachlassbewusstsein, Werkpraktiken und poetische Selbstreflexion bei Peter RühmkorfKlaus Kastberger: Nachlassbewusstsein, Vorlass-Chaos und die Gesetze des ArchivsHinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
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Autorenporträt
Kai Sina, geb. 1981, studierte Germanistik und Philosophie in Kiel und Göttingen. Lichtenberg-Professor für Neuere deutsche Literatur und Komparatistik (mit dem Schwerpunkt Transatlantische Literaturgeschichte) an der Universität Münster. Ausgezeichnet mit dem Preis der Fritz Behrens Stiftung 2016.Veröffentlichungen u. a.: Transatlantik. Susan Sontag und Thomas Mann (2017); Hans Magnus Enzensberger, Gaston Salvatore und ihre Zeitschrift für das westliche Deutschland (2022); Was gut ist und was böse. Thomas Mann als politischer Aktivist (2024).
Carlos Spoerhase, geb. 1974, ist Literaturwissenschaftler. Nach einem Forschungsaufenthalt an der University of Pennsylvania im Bereich der »History of Material Texts« ist er 2016 auf eine Professur am Gutenberg-Institut für Weltliteratur und schriftorientierte Medien der Universität Mainz berufen worden. Er ist Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München und gegenwärtig Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin.Veröffentlichungen u.a.: Geistesarbeit: Eine Praxeologie der Geisteswissenschaften (Mitautor; 2023); Das Format der Literatur: Praktiken materieller Textualität zwischen 1740 und 1830 (2018); Linie, Fläche, Raum. Die drei Dimensionen des Buches in der Diskussion der Gegenwart und der Moderne (2016); Heinrich von Kleist: Robert Guiskard, Herzog der Normänner, Studienausgabe (Hg., 2011); Autorschaft und Interpretation. Methodische Grundlagen einer philologischen Hermeneutik (2007).
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