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Bestseller-Autor Harald Welzer stellt fest, dass unsere Kultur kein Konzept vom Aufhören hat. Deshalb baut sie Autobahnen und Flughäfen für Zukünfte, in denen es keine Autos und Flughäfen mehr geben wird. Und sie versucht, unsere Zukunftsprobleme durch Optimierung zu lösen, obwohl ein optimiertes Falsches immer noch falsch ist. Damit verbaut sie viele Möglichkeiten, das Leben durch Weglassen und Aufhören besser zu machen. Diese Kultur hat den Tod genauso zur Privatangelegenheit gemacht, wie sie die Begrenztheit der Erde verbissen ignoriert. Harald Welzer zeigt in einer faszinierenden Montage…mehr

Produktbeschreibung
Bestseller-Autor Harald Welzer stellt fest, dass unsere Kultur kein Konzept vom Aufhören hat. Deshalb baut sie Autobahnen und Flughäfen für Zukünfte, in denen es keine Autos und Flughäfen mehr geben wird. Und sie versucht, unsere Zukunftsprobleme durch Optimierung zu lösen, obwohl ein optimiertes Falsches immer noch falsch ist. Damit verbaut sie viele Möglichkeiten, das Leben durch Weglassen und Aufhören besser zu machen. Diese Kultur hat den Tod genauso zur Privatangelegenheit gemacht, wie sie die Begrenztheit der Erde verbissen ignoriert.
Harald Welzer zeigt in einer faszinierenden Montage aus wissenschaftlichen Befunden, psychologischen Einsichten und persönlichen Geschichten, wie man aus den Absurditäten dieser gesellschaftlichen Entwicklung herausfindet. Man muss rechtzeitig einen Nachruf auf sich selbst schreiben, damit man weiß, wie man gelebt haben will.
Autorenporträt
Harald Welzer, geboren 1958, ist Sozialpsychologe. Er ist Direktor von FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit und des Norbert-Elias-Centers für Transformationsdesign an der Europa-Universität Flensburg. In den Fischer Verlagen sind von ihm u. a. erschienen: 'Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden', 'Klimakriege. Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird', 'Alles könnte anders sein. Eine Gesellschaftsutopie für freie Menschen', 'Nachruf auf mich selbst. Die Kultur des Aufhörens' und - gemeinsam mit Richard David Precht - 'Die vierte Gewalt. Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist'. Seine Bücher sind in 21 Ländern erschienen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Kim Maurus findet alles ein bisschen banal in Harald Welzers Rundumschlag gegen Ignoranten, Kapitalismus, Naturausbeutung, Konsum. Dass der Autor eine Nahtoderfahrung nötig hatte, um zu erkennen, wie wichtig ein gutes Gesundheitssystem ist, und wie wenig hilfreich Jammern auf hohem Niveau, erstaunt Maurus. Welzers Aggro-Attitüde gegen das Ignorantentum irritiert ihn eher als dass sie ihn für den Autor einnimmt. Was noch? Fehlende Quellenangaben und willkürlich gesetzte Gendersternchen machen die Lektüre dieses für Maurus etwas wirren Buches nur noch anstrengender.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.12.2021

Bitte aufhören!
Harald Welzer weiß um das Ende der Dinge

Harald Welzer hat ein neues Buch geschrieben. Es heißt "Nachruf auf mich selbst" und handelt also ausweislich des Titels vom eigenen Leben. Doch zuerst einmal geht es um den Kapitalismus, der die Natur ausbeutet, von der sich der Mensch schon längst entfremdet habe. Es fallen Sätze wie: "Eine Kultur, die wie unsere ihre eigenen Voraussetzungen konsumiert, muss im Irrtum sein." Dem kann man zustimmen, doch man liest so etwas auch nicht gerade zum ersten Mal. Es geht auch darum, dass die Menschheit durch diese Kultur verlernt habe, aufzuhören, zum Beispiel mit dem Konsum oder der Leistungssteigerung. Ebenso wenig sei sie in der Lage, den Tod als Teil des Lebens zu betrachten, er werde ausgeklammert.

Das alles führt Welzer, von Haus aus Soziologe, zu Feststellungen wie: "Aber ja, das Leben ist endlich", "wir alle müssen sterben, das weiß man sicher", und der Tod sei eine "lästige Erinnerung daran, dass Wissenschaft Grenzen hat, und, leider, auch daran, dass jedes Leben endlich ist". Der Autor versteht sich darauf, seine Einsichten zu wiederholen.

Dann kommt er auf seinen Herzinfarkt zu sprechen, der ihm vor eineinhalb Jahren fast das Leben kostete. Es geht aber gerade noch gut, Welzer liegt im Krankenhaus und ist voller Demut angesichts der Betreuung, die ihm zuteilwird. Und er lässt uns wissen, was er sich damals geschworen hat: "Werde ich irgendwann in einer öffentlichen Situation sein, in der irgendein Idiot darüber schwadroniert, dass in diesem Land nichts funktioniere und überall nur Schwachsinn und Unfähigkeit herrsche, stehe ich auf und haue ihm ansatzlos und erklärungsfrei eine vors Maul. I swear."

Really? Vorher war ihm noch nicht eingefallen, dass hierzulande gerne auf hohem Niveau gejammert wird? Dafür musste man als Soziologe erst auf der Intensivstation landen? Und wieso unbedingt mit der Beschwörung von Handgreiflichkeiten? Aggressive Ausfälle kommen noch ein paarmal vor. Etwa wenn Welzer von Designerbabys spricht, die "im Auftrag extrem progressiver queerer Paarungen" von Leihmüttern in Indien ausgetragen würden. Aus unerfindlichen Gründen hängt er hier ein Gendersternchen und ein "-innen" an das Wort "Leihmütter". Das soll vermutlich ein Witz sein, aber der Sinn erschließt sich nicht. Über Menschen, die viel "dummes Zeug" erzählen und "damit beruflich sehr weit kommen", schreibt er: "Dummheit ist quantitativ eine Konstante, etwa 20 Prozent der Menschen sind in diesem Sinn dumm." Aus welcher Quelle diese Prozentangabe stammt, das erfährt der Leser nicht, obwohl das Buch ein Quellenverzeichnis besitzt.

Welzer ist nicht der erste Autor, der seine Nahtoderfahrung in einem Buch verarbeitet. Bei ihm aber hängt gleich alles miteinander zusammen, sein Herzinfarkt, der Kapitalismus und der Untergang der Menschheit. Das Bezugsnetz ist so dicht, dass er sich darin immer wieder verheddert. Die alles verbindende Frage ist Welzer zufolge: "Wer will ich gewesen sein?" Den Nachruf auf sich selbst solle jeder deutlich vor dem eigenen Lebensabend schreiben, um zu reflektieren, ob er zufrieden sei mit seiner Lebensweise. Welzer gibt zu Beginn des Buches an, sein eigener Nachruf sei auf den letzten Seiten des Buches zu lesen. Dort stehen dann allerdings nur Stichpunkte, etwa: "Ich möchte, dass in meinem Nachruf steht: Er hatte gelernt, das Optimieren zu lassen." Das gibt zu denken, vor allem, weil Welzer an anderer Stelle hervorhebt, es käme darauf an, nicht unter seinen Möglichkeiten zu bleiben.

Ein Abschnitt widmet sich Gesprächen mit Menschen wie Reinhold Messner, die wüssten, wann das Aufhören geboten sei. Der Normalsterbliche, wohlgemerkt Adressat der Abhandlung, würde beim Bergsteigen vermutlich deutlich früher hinschmeißen als Messner. Mit dem Aufhören jedenfalls, so Welzer, würde alles besser werden. Was ja stimmen mag. Wie man die Menschen aber zum Aufhören bringt, darüber weiß Welzer bloß zu berichten, dass es "ein komplexer Prozess" sei. In jedem Fall aber sei Aufhören, und das liest sich gerade in diesem Buch besonders kurios, "Selbstschutz vor der Banalität". KIM MAURUS.

Harald Welzer: "Nachruf auf mich selbst". Die Kultur des Aufhörens.

S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2021. 288 S., geb., 22,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Herausgekommen ist ein so erhellendes wie kurzweiliges Buch - immer radikal, aber doch jederzeit bereit, inkonsequent zu sein. Ein Glück, dass es Harald Welzer noch gibt. Markus Wanzeck natur 20220218