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»Nachtblüher« ist Liebesgeschichte, Gesellschaftsroman und eine Erkundung der schlafenden Welt. Vor allem aber ein faszinierender Roman, der mit trockenem Humor, kluger Intuition und Einfallsreichtum eine junge Frau auf die Suche nach Schlaf schickt und ganz nebenbei jene Systeme filetiert, die uns in die Schlaflosigkeit treiben.»Ananda Sernés Romandebüt 'Nachtblüher' ist absolut überzeugend. Das ist faszinierende Literatur.« --- De Morgen

Produktbeschreibung
»Nachtblüher« ist Liebesgeschichte, Gesellschaftsroman und eine Erkundung der schlafenden Welt. Vor allem aber ein faszinierender Roman, der mit trockenem Humor, kluger Intuition und Einfallsreichtum eine junge Frau auf die Suche nach Schlaf schickt und ganz nebenbei jene Systeme filetiert, die uns in die Schlaflosigkeit treiben.»Ananda Sernés Romandebüt 'Nachtblüher' ist absolut überzeugend. Das ist faszinierende Literatur.« --- De Morgen
Autorenporträt
Ananda Serné, geboren 1988, ist eine niederländische bildende Künstlerin und Schriftstellerin. Sie verbrachte ihre Kindheit auf dem Frachtschiff ihrer Eltern auf den Wasserstraßen Europas und lebt derzeit in Norwegen. Ihre Kurzgeschichten wurden in verschiedenen niederländischen Literaturzeitschriften veröffentlicht. 'Nachtblüher' ist ihr erster Roman.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Kritiker Thomas Combrink stellt einige Ähnlichkeiten zwischen Ananda Serné und ihrer Protagonistin Eliza fest: Beide sind auf einem Schiff aufgewachsen und später nach Norwegen gezogen. Eliza leidet unter Schlafmangel und nimmt eine Stelle an einem Forschungsinstitut an, um darüber zu forschen, welchen Einfluss die Partnerwahl auf den Schlaf hat. Das Buch hat für Combrink über lange Strecken Berichtscharakter - die "Kulturgeschichte der Schlaflosigkeit" sucht er vergeblich, auch mit dem möglichen Metaphernraum wird ihm zufolge kaum gespielt. Literarisches Potential entfaltet der Roman für den Rezensenten am ehesten, wenn es um die fiktionalen Schlafwächter geht, die die Schlaflosen in Kliniken unterbringen sollen - insgesamt ein eher "therapeutischer Roman", meint Combrink.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.07.2024

Was der Pflanze Halt gibt, kann beim Menschen fehlen
Ananda Sernés therapeutischer Roman "Nachtblüher" über Schlaflosigkeit

Als Kind lebte die niederländische Künstlerin und Schriftstellerin Ananda Serné auf dem Frachtschiff ihrer Eltern, derzeit wohnt sie in Norwegen. Der Lebenslauf der 1988 geborenen Autorin von "Nachtblüher" weist starke Ähnlichkeiten auf mit der Biographie ihrer Protagonistin Eliza. Auch die hat als junger Mensch auf einem Schiff gelebt und ist von Holland nach Norwegen gezogen. Zentrales Thema des Romans "Nachtblüher" ist der Mangel an Nachtruhe, an dem vor allem die weibliche Hauptfigur leidet. Eliza arbeitet in Stavanger an einem Institut für Schlaflosigkeit; sie trennt sich von Andreas, der das Unternehmen leitet. Sie peilt eine Doktorandenstelle bei der Einrichtung an, um über die Frage zu forschen, welchen Einfluss die Wahl des Partners auf den Schlaf hat.

Im Laufe des Romans macht sie weitere Bekanntschaften mit Männern, einem Künstler aus Oslo und einem Biologen, den sie in Taiwan kennenlernt, wo sie ihren Bruder besucht. Aber auch diese Ansätze zu Beziehungen garantieren nicht den gesunden Schlaf. Über ihre Verhältnisse mit Männern sagt Eliza: "Sie waren keine Anker, sie waren Denkmäler, und ich war eine Flechte, die auf ihnen wuchs. Ihr Leben in Norwegen hatte eine Form, während mein Leben formlos war, knetbar, es nahm die Gestalt ihrer Leben an." Der Grund für die fehlende Nachtruhe liegt in Elizas Entwurzelung, die sich schon in der Kindheit auf dem Schiff andeutet. Im jugendlichen Alter stirbt ein Elternteil von ihr: "Als ich vierzehn war, sprang mein Vater in einen Fluss, sein Körper tauchte drei Tage nach dem Sprung aufgedunsen an der Wasseroberfläche auf."

Der Roman weist den Charakter eines Berichts auf; der Mangel an nächtlichem Schlaf und die fatalen Auswirkungen auf die tägliche Wahrnehmung werden genau protokolliert. Ein Arzt empfiehlt Eliza aufzuzeichnen, wann sie wach ist, wann sie schläft und welche Gedanken sie hat in den Phasen der Ruhelosigkeit. Diese Aufstellungen wirken unfreiwillig grotesk, da sie den Zeitpunkt des Einschlafens präzise angibt, der eher nur geschätzt werden kann.

In seltenen Momenten kommen die literarischen Aspekte des Romans zum Vorschein. Der Titel "Nachtblüher" bezieht sich auf eine Pflanzenart, die ihre stärkste Aktivität hat, wenn es dunkel wird. Eliza wählt diese Gattung für das Beet vor dem Institut für Schlafforschung aus. Durch den realistischen Charakter des Buches bleibt die Handlung in erster Linie bei der Protagonistin - ihre Ängste, ihre Zweifel und ihre Hoffnungen werden beschrieben. Beinahe unangetastet ist die Kulturgeschichte der Schlaflosigkeit - Ananda Serné verspielt das Kapital, das der Motivbereich ihr bietet. Sie ist sprachlich kaum in der Lage, Bilder oder Wortfelder auszugestalten, die im Zusammenhang stehen mit der Nacht und dem Schlaf. Träume spielen in ihrem Buch eine untergeordnete Rolle. "Nachtblüher" besitzt eher die Funktion eines Medikaments. Serné hat einen therapeutischen Roman geschrieben.

Die literarischen Aspekte sind dabei weniger auf der sprachliche Ebene zu finden als vielmehr in den utopischen Passagen des Buchs. Damit ist die Idee eines Instituts für Schlaflosigkeit gemeint, und die Vorstellung von Schlummerkliniken, in welche die dauerhaft Ruhelosen gebracht werden durch die sogenannten Schlafwächter, die auf den Straßen nach ihnen Ausschau halten. Diese beiden erfundenen Sachverhalte hat die Autorin organisch in den Text gesetzt, der ansonsten eher der empirisch wahrnehmbaren Welt nachempfunden ist. Wer möchte ausschließen, dass in Norwegen solche Institute existieren? Mit dieser Utopie verbinden sich gleichzeitig die Angst der Schlaflosen vor dem Kontrollverlust, die Furcht vor der endlosen Müdigkeit und der Gedanke an den Tod. Die Welt der Schlafwächter wirkt wie ein Instrument zur Überwachung der Menschen. Der authentische Charakter des Erzählten soll verstärkt werden durch Fotos, die an wenigen Stellen im Buch zu finden sind. Der Wechsel der Medien wirkt allerdings irritierend, weil die Bilder ihre eigene Geschichte erzählen. Die Realität der Sprache und die Wirklichkeit des visuellen Eindrucks sind nur schwer aufeinander zu beziehen.

Häufiger taucht im Roman der Ausdruck "Anker" auf, mit dem angedeutet wird, dass der Grund für die Schlaflosigkeit in der fehlenden kontinuierlichen Bindung an einen Menschen, an einen Beruf oder an einen Ort liegt. Eliza ist auf der Suche nach einer Aufgabe, nach einem Platz, an dem sie zu Hause ist, und nach einem Partner, der sie liebt. Ihr botanisches Interesse hängt auch mit dem Bild der Wurzel zusammen, die der Pflanze Halt gibt. Eliza kündigt schließlich ihre Stelle im Institut und macht eine Ausbildung zur Schlafwächterin in einer Schlummerklinik. Dort trifft sie Stian wieder, der früher selbst den Beruf ausgeübt hat, sich nun aber als Patient vollkommen übermüdet in dem Krankenhaus befindet. Am Schluss will Eliza die Nachtblüher in der Nähe der Schlummerklinik pflanzen. Sie riecht an dem Schlafmohn, wird bewusstlos und wacht in einem Bett in dem Krankenhaus auf: "Ich frage mich, ob ich eine Patientin bin, oder einfach jemand, der mal kurz ein Nickerchen hält." THOMAS COMBRINK

Ananda Serné:

"Nachtblüher". Roman.

Aus dem Niederländischen von Andrea Kluitmann. Weissbooks Verlag,

Berlin 2024.

240 S., geb., 24,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
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