Es gibt ihn wieder, den Nachtwächter und auch den Türmer. Die in Jahrhunderten gewachsene Tradition, die landauf, landab zum viel gefragten Brauch in Deutschland und Österreich geworden ist, erwacht zu neuem Leben. Schlägt den Wächtern von heute die Stunde zur herandämmernden Nacht, sind Hellebarde, Horn und Laterne griffbereit. Dann machen sie sich bald auf den Weg. Der eine durch verwinkelte Gassen im fahlen Mondlicht, der andere ersteigt den höchsten Kirchturm und späht mit seinen Begleitern nach Auffälligkeiten unterm schwach leuchtenden Sternenzelt. Da lässt sich das ferne Mittelalter mit seinen vielen abenteuerlichen, heiteren und romantischen Geschichten erahnen. Doch oft wurden die Hüter der Nacht nur wenig ehrenhaft behandelt und erbarmungswürdig entlohnt. Es wird von jenen erzählt, die ehemals auf die zu bewahrende Ordnung verpflichtet waren und manchmal um Leib und Leben fürchten mussten. Lieder und Stundenrufe - Salär, Auskommen, Lebenswandel- Stand und Ansehen - Rembrandts Nachtwache- Nachtwächterei in der Literatur - Kontrolluhrenfür Nachtwächter - Historische Großereignisse:Erdbeben, Feuersbrünste, Eulenspiegeleien - Porträtsaus ganz Deutschland und Österreich und noch vieles mehr ...
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.08.2018Liebe Leute, lasst euch sagen
Ein Buch für Menschen mit Spezialinteressen. Hier wird die Geschichte der Nachtwächter aufgearbeitet, Grund dafür mag wohl die Gründung der "Deutschen Gilde der Nachtwächter, Türmer und Figuren e.V." im Weserbergland gewesen sein, nicht im Mittelalter, sondern 2004. Die Geschichte weist bis in biblische Zeiten zurück, zumindest werden Wachen während des Auszuges des Volkes Israel als Beispiel aufgezählt. Es folgen Details durch den Lauf der Jahrhunderte, sei es von Minnesängern und dem "wechter uf der zinne", den Römern und den "vigilae", bis Schillers "Glocke" und Rembrandts "Nachtwache". Begleitet von Fotos heutiger Nachtwächter, die nur noch touristische Attraktion sind. Kurios fügt sich die Geschichte der Lola Montez ein, der "feschen Gespielin des bayerischen Königs". Möglicherweiße hatte sie auch ein Techtelmechtel mit dem Sohn eines Türmers. Als Beweis wird ein Kleid aus "kostspieliger Maulbeerseide" angeführt, das die Montez in Vilseck vergessen haben soll. Kurz gesagt: Das ist alles interessant, leider aber wirr zusammengestellt. Da springt man von 1909 in Spremberg und den Anforderungen an den Nachtwächter zu Limburg im Jahr 1548 und gleich weiter zu Trier, 1729. Da fehlte eine ordnende Hand. Schade, denn der Autor ist in Stadtarchive gekrochen, hat viele Quellen studiert, hat zu Liedern und Stundenrufen, Salär und Stand, zur Situation in Deutschland und Österreich recherchiert, doch es wurde nur eine Sammlung ohne roten Faden daraus, aus der man allerdings ebenso viel Unbekanntes erfährt wie Unterhaltsames.
bär
"Nachtwächter und Türmer" von Ulrich Metzner. Verlag Anton Pustet, Salzburg 2017. 168 Seiten, zahlreiche Fotos. Gebunden, 24 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Buch für Menschen mit Spezialinteressen. Hier wird die Geschichte der Nachtwächter aufgearbeitet, Grund dafür mag wohl die Gründung der "Deutschen Gilde der Nachtwächter, Türmer und Figuren e.V." im Weserbergland gewesen sein, nicht im Mittelalter, sondern 2004. Die Geschichte weist bis in biblische Zeiten zurück, zumindest werden Wachen während des Auszuges des Volkes Israel als Beispiel aufgezählt. Es folgen Details durch den Lauf der Jahrhunderte, sei es von Minnesängern und dem "wechter uf der zinne", den Römern und den "vigilae", bis Schillers "Glocke" und Rembrandts "Nachtwache". Begleitet von Fotos heutiger Nachtwächter, die nur noch touristische Attraktion sind. Kurios fügt sich die Geschichte der Lola Montez ein, der "feschen Gespielin des bayerischen Königs". Möglicherweiße hatte sie auch ein Techtelmechtel mit dem Sohn eines Türmers. Als Beweis wird ein Kleid aus "kostspieliger Maulbeerseide" angeführt, das die Montez in Vilseck vergessen haben soll. Kurz gesagt: Das ist alles interessant, leider aber wirr zusammengestellt. Da springt man von 1909 in Spremberg und den Anforderungen an den Nachtwächter zu Limburg im Jahr 1548 und gleich weiter zu Trier, 1729. Da fehlte eine ordnende Hand. Schade, denn der Autor ist in Stadtarchive gekrochen, hat viele Quellen studiert, hat zu Liedern und Stundenrufen, Salär und Stand, zur Situation in Deutschland und Österreich recherchiert, doch es wurde nur eine Sammlung ohne roten Faden daraus, aus der man allerdings ebenso viel Unbekanntes erfährt wie Unterhaltsames.
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"Nachtwächter und Türmer" von Ulrich Metzner. Verlag Anton Pustet, Salzburg 2017. 168 Seiten, zahlreiche Fotos. Gebunden, 24 Euro.
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