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Nach dem grossen Erfolg von Margit Schreiners »Heisst lieben« erscheint nun in einer Neuausgabe der Roman »Nackte Väter«, die eindringliche Geschichte der Liebe einer Tochter zu ihrem Vater und eine eigenwillige nüchtern-innige Huldigung an den Über-Vater ihrer Kindheit, der nun - an Alzheimer erkrankt - geistig verwirrt dem Tod entgegengeht.

Produktbeschreibung
Nach dem grossen Erfolg von Margit Schreiners »Heisst lieben« erscheint nun in einer Neuausgabe der Roman »Nackte Väter«, die eindringliche Geschichte der Liebe einer Tochter zu ihrem Vater und eine eigenwillige nüchtern-innige Huldigung an den Über-Vater ihrer Kindheit, der nun - an Alzheimer erkrankt - geistig verwirrt dem Tod entgegengeht.
Autorenporträt
Margit Schreiner wurde 1953 in Linz geboren, wo sie nach Aufenthalten in Tokio, Paris, Berlin, Italien und dann wieder in Linz lebt sie heute mit ihrem Mann in Gmünd. Seit 1983 tätig als freie Schriftstellerin, erhielt sie für ihre Bücher zahlreiche Stipendien und Preise, u.a. den Oberösterreichischen Landeskulturpreis und den Österreichischen Würdigungspreis für Literatur. 2015 wurde sie mit dem Johann-Beer-Literaturpreis und dem Heinrich-Gleißner-Preis ausgezeichnet, zuletzt erhielt sie den Anton-Wildgans-Preis (2016). Mit »Kein Platz mehr« war sie 2018 für den Österreichischen Buchpreis nominiert.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.03.2004

Haus, Frauen, Sex
Margit Schreiners Lesung im Hessischen Literaturforum

"Es ist ein heller, stechender Schmerz, der mit der oberen Holzsäule des Treppengeländers in Linz verbunden ist." Eine Tochter erinnert sich an den Vater ihrer Kindheit, an den kurzen Abschied, als sie für einige Tage in einem Kinderheim untergebracht wird, weil der Vater auf Reisen geht. Eine von vielen Erinnerungen im Laufe des langen und endgültigen Abschieds von einem Alzheimerkranken, der schon längst zum unerreichbaren Fremden geworden ist. Der Kontrast zwischen intensivem Kindheitserleben und der unsentimentalen, nüchternen Darstellung einer Erwachsenen ist deutlich. Am Anfang steht die detaillierte Beschreibung der Beerdigung, ein drei Seiten langer Satz, atemlos, ohne Punkt bis zu der Stelle, an der die Mutter der Ich-Erzählerin "etwas Hartes, Spitzes, Glattes" in die Hand drückt: das Gebiß des Verstorbenen.

Fast teilnahmslos und mit leichtem österreichischem Akzent liest Margit Schreiner zunächst aus "Nackte Väter", dem Roman, der ihre thematische Triologie von Liebe und Abschied vervollständigt und der in diesem Jahr bei Schöffling & Co neu erschienen ist. Immer geht es um die engsten Bezugspersonen: den Vater, die Mutter, den Ehepartner. Die alltäglichen Mißverständnisse, die Unfähigkeit, den anderen wahrzunehmen und zu lieben, sind Themen, die unter die Haut gehen und durch intime Darstellung die Grenzen der Peinlichkeit überschreiten: an manchen Stellen möchte man wegsehen, nicht dabeisein. Doch gerade an diesen Winkeln scheint der Autorin gelegen.

"Am Ende bringen wir unsere Mütter um, weil wir nicht mehr lügen wollen." Dieser Satz steht zu Beginn der Auseinandersetzung einer Tochter, diesmal mit ihrer Mutter. Wieder geht es um den Abschied, den Tod, aber auch den Anfang einer neuen Liebe und ganz am Ende um eine schmerzhafte Geburt. In dem autobiographisch gefärbten Buch "Heißt Liebe" setzt sich die Tochter mit der Lüge, der Selbstbehauptung, der falschen Wahrnehmung und der unmöglichen Liebe auseinander und tut dies stellvertretend für alle Töchter, indem sie zwischen "ich" und "wir" wechselt.

Diese Tochterrolle verläßt Schreiner in "Haus, Frauen, Sex", indem sie die Position des Technikers Franz einnimmt, der nach langer Ehe von Frau und Sohn verlassen wird. In einem Monolog rechnet er mit den Frauen, insbesondere seiner Exgattin, ab. Erschreckend wirkt hier die Einseitigkeit der Wahrnehmung, beschrieben mit einer illusionslosen Komik: So wettert Franz über die Frigidität seiner Verflossenen, sieht sich als Opfer von Quotenfrauen; kein Verständnis hat er für studierende Ehefrauen, und angesichts der mangelnden weiblichen Sensibilität steht er fassungslos vorm Herd, den er außerdem viel besser putzen kann als all diese Frauen. "Hast du schon einmal eine Frau gesehen, die sich zu Tode säuft, weil ihr Mann stirbt oder weil er sie verlassen hat? Ich nicht."

BIRTE LEMITZ

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»Wer sich auf Margit Schreiners kurzen Roman vom langen Abschied einläßt, den läßt er nicht mehr los.« Wolfgang Werth, Süddeutsche Zeitung »Überlegt verhaltener und nie langatmiger Erzählstil.« Tilman Spreckelsen, Frankfurter Allgemeine Zeitung »Bilder vom eigenen Werden und vom Vergehen des anderen, die Margit Schreiner zu einem anrührenden Requiem zusammengefaßt hat.« Hans Christian Kosler, Neue Zürcher Zeitung