Spoon ist launisch, jähzornig und eifersüchtig. Kim ist frei, verwegen und ignoriert die Moral der japanischen Nachkriegsgesellschaft. Die kleine Nachtclub-Sängerin liebt den afroamerikanischen Soldaten - nicht ihn, sondern alles an ihm. Ihrem ersten animalischen Verlangen folgen bald Träume von einer gemeinsamen Zukunft mit Spoon und die Angst, ihn und damit alles zu verlieren. Dabei ist es nur eine Frage der Zeit bis die amerikanische Militärpolizei den Deserteur finden wird ...
Die japanische Jazzsängerin Kim sieht Spoon in einer Bar. Neben heftigem, animalischem Verlangen auf den ersten Blick entstehen in Kim erstmals Träume von einer gemeinsamen Zukunft mit diesem Mann. Doch an ihr haften Zweifel. Sucht Spoon, afroamerikanischer Soldat, der voller Geheimnisse ist, jähzornig und eifersüchtig, nur einen Unterschlupf nach seiner Desertierung? Welche Rolle spielt Maria, ihre engste Freundin? Lernen Kim und Spoon, die sich mit Sex trösten, beruhigen und versöhnen, auch auf die Seele zu hören, miteinander zu reden? Schlafzimmerblick ist ein Buch über die heruntergekommenen Seiten des Lebens über Abhängigkeit, Drogen und Sex, aber vielleicht auch nur eine ganz altmodische Geschichte über das Verlorensein.
Die japanische Jazzsängerin Kim sieht Spoon in einer Bar. Neben heftigem, animalischem Verlangen auf den ersten Blick entstehen in Kim erstmals Träume von einer gemeinsamen Zukunft mit diesem Mann. Doch an ihr haften Zweifel. Sucht Spoon, afroamerikanischer Soldat, der voller Geheimnisse ist, jähzornig und eifersüchtig, nur einen Unterschlupf nach seiner Desertierung? Welche Rolle spielt Maria, ihre engste Freundin? Lernen Kim und Spoon, die sich mit Sex trösten, beruhigen und versöhnen, auch auf die Seele zu hören, miteinander zu reden? Schlafzimmerblick ist ein Buch über die heruntergekommenen Seiten des Lebens über Abhängigkeit, Drogen und Sex, aber vielleicht auch nur eine ganz altmodische Geschichte über das Verlorensein.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.03.2009Nachts sind alle Katzen Gott
Amy Yamada tanzt den letzten Tango in Yokosuka
Pornographie - das ist der erste Gedanke bei diesem Buch. Amy Yamada lässt darin einen schwarzen G.I. und eine japanische Barsängerin in Yokosuka aufeinandertreffen. Von der ersten Sekunde an verbindet die beiden eine körperliche Anziehungskraft, die allerdings von emotionaler Zuneigung nicht zu trennen ist. Es tut sich also schon etwas mehr als Sex. Aber was das nun genau ist, dahinter muss der Leser erst mal kommen.
Es mag der Übersetzung geschuldet sein, dass der Weg dahin manchmal von (vermutlich) unfreiwilliger Komik unterbrochen wird. Einige Sätze des G.I.s Spoon lassen ihn zur Karikatur seiner selbst werden: "OH! SHIT! Bring mir so einen goddam motherfucking Soda." Sogar die Sexszenen schießen gelegentlich übers Ziel hinaus: "Auch unter seinen Achseln roch es eigenartig, beinahe faulig, aber alles andere als unangenehm. Nein, nicht nur nicht unangenehm! Es war ein Geruch, bei dem ich mir wie etwas Reines vorkam, das von etwas Schmutzigem angefallen wird."
Dieser Kontrast zwischen den beiden bleibt bestehen, während sich eine obsessive Liebe entwickelt. Zumindest für Sängerin Kim ist es die intensivste, die sie jemals erlebt hat, was ihr vor allem Angst einjagt - "davor, bei all dem Spiel auf einmal etwas Seltenes, etwas Wahrhaftiges zu spüren". Kim ist Spoons immer öfter auftretender Aggressivität nicht im Mindesten gewachsen. Er schlägt ihr Zähne aus, sie wirft mit Spülschwämmen nach ihm. Er frühstückt Aspirin mit Gin und sprüht "Pussy is God" an die Badezimmerwand. Neben ihm wirkt Kim wie ein kleines Mädchen. Um ihre hoffnungslose Unterlegenheit auszugleichen, geht sie fremd - weil sie befürchtet, sich sonst völlig aufzulösen.
Das Ende dieser ungesunden, von Drogenräuschen und Eifersuchtsszenarien geprägten Beziehung ist absehbar: Spoon ist fahnenflüchtig und kann nur darauf warten, bis er irgendwann geschnappt wird. Es ist nicht so, dass sich das nicht spannend lesen würde. Nur lässt es einen etwas ratlos zurück. Amy Yamada hat es verpasst, eine Ebene zu schaffen, die über Sex, Angst, Gewalt und gelegentliche zärtliche Momente hinausgeht. Yamada hat keine Menschen beschrieben, sondern eine Beziehung. Beides zu versuchen hätte sich gelohnt.
JULIA BÄHR
Amy Yamada: "Nächte mit Spoon". Roman. Aus dem Japanischen von Ina Hein. Ammann Verlag, Zürich 2008. 110 S., geb., 16,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Amy Yamada tanzt den letzten Tango in Yokosuka
Pornographie - das ist der erste Gedanke bei diesem Buch. Amy Yamada lässt darin einen schwarzen G.I. und eine japanische Barsängerin in Yokosuka aufeinandertreffen. Von der ersten Sekunde an verbindet die beiden eine körperliche Anziehungskraft, die allerdings von emotionaler Zuneigung nicht zu trennen ist. Es tut sich also schon etwas mehr als Sex. Aber was das nun genau ist, dahinter muss der Leser erst mal kommen.
Es mag der Übersetzung geschuldet sein, dass der Weg dahin manchmal von (vermutlich) unfreiwilliger Komik unterbrochen wird. Einige Sätze des G.I.s Spoon lassen ihn zur Karikatur seiner selbst werden: "OH! SHIT! Bring mir so einen goddam motherfucking Soda." Sogar die Sexszenen schießen gelegentlich übers Ziel hinaus: "Auch unter seinen Achseln roch es eigenartig, beinahe faulig, aber alles andere als unangenehm. Nein, nicht nur nicht unangenehm! Es war ein Geruch, bei dem ich mir wie etwas Reines vorkam, das von etwas Schmutzigem angefallen wird."
Dieser Kontrast zwischen den beiden bleibt bestehen, während sich eine obsessive Liebe entwickelt. Zumindest für Sängerin Kim ist es die intensivste, die sie jemals erlebt hat, was ihr vor allem Angst einjagt - "davor, bei all dem Spiel auf einmal etwas Seltenes, etwas Wahrhaftiges zu spüren". Kim ist Spoons immer öfter auftretender Aggressivität nicht im Mindesten gewachsen. Er schlägt ihr Zähne aus, sie wirft mit Spülschwämmen nach ihm. Er frühstückt Aspirin mit Gin und sprüht "Pussy is God" an die Badezimmerwand. Neben ihm wirkt Kim wie ein kleines Mädchen. Um ihre hoffnungslose Unterlegenheit auszugleichen, geht sie fremd - weil sie befürchtet, sich sonst völlig aufzulösen.
Das Ende dieser ungesunden, von Drogenräuschen und Eifersuchtsszenarien geprägten Beziehung ist absehbar: Spoon ist fahnenflüchtig und kann nur darauf warten, bis er irgendwann geschnappt wird. Es ist nicht so, dass sich das nicht spannend lesen würde. Nur lässt es einen etwas ratlos zurück. Amy Yamada hat es verpasst, eine Ebene zu schaffen, die über Sex, Angst, Gewalt und gelegentliche zärtliche Momente hinausgeht. Yamada hat keine Menschen beschrieben, sondern eine Beziehung. Beides zu versuchen hätte sich gelohnt.
JULIA BÄHR
Amy Yamada: "Nächte mit Spoon". Roman. Aus dem Japanischen von Ina Hein. Ammann Verlag, Zürich 2008. 110 S., geb., 16,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Zu jeder noch so ungesunden Beziehung gehören Menschen, meint Julia Bähr. Dass Amy Yamada es versäumt, den beiden Hauptfiguren ihres von Drogen, Gewalt und Sex geprägten Beziehungsdramas ein Gesicht zu geben, findet die Rezensentin unverzeihlich. Was sich als obsessive Liebesgeschichte durchaus spannend hätte lesen lassen, erscheint ihr so mitunter als bloße Pornografie, die zu allem Überfluss auch noch unfreiwillig komisch wird, wenn die Übersetzung den Leser mit faulig riechenden Achselhöhlen bekannt macht und mit "motherfucking Soda".
© Perlentaucher Medien GmbH
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