Was Sie schon immer über Nagetiere wissen wollten, aber nie zu fragen wagten: "Zuletzt hatte ich diesen langweiligen und aussichtslosen Hamsterkrieg wirklich satt und legte Giftweizen, was denn auch endlich zum Ziele führte." Dr. Kurt Floericke (23.03.1869 - 29.10.1934) - Wissenschaftler von echtem Schrot und Korn
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.03.2011Geizige Hamster
Das Leben als Tierfreund ist von schweren Enttäuschungen geprägt. So erlebte es jedenfalls Kurt Floericke, der einmal nichtsahnend und wie fast immer arbeitend am Schreibtisch saß, als "plötzlich ein Todesschrei aus dem Hamsterkäfig" erscholl. Floericke eilte hinüber und wurde Zeuge eines "tückischen Schauspiels", ein Hamster biss nämlich den anderen tot, und nun reichte es dem guten Mann mit diesem Hamster, "denn er ist, mit einem Wort gesagt - wahrhaft niederträchtig". Jähzornig, geizig und neidisch, mit seinem gedrungenen Körperbau "eigentlich abstoßend" und vor allem nicht so possierlich wie das Eichhörnchen. Hamster böse, Eichhörnchen gut, Wasserratte böse, Springmaus gut - so sortierte der Naturwissenschaftler Kurt Floericke die Welt der Nager in seinem populärwissenschaftlichen Band "Nagetiere. Bei uns und draußen", der Anfang der dreißiger Jahre erstmals erschien und nun von dem Kulturwissenschaftler Jan Neersö mit ebenso kritischen wie amüsanten Anmerkungen neu herausgegeben worden ist. Floerickes Vermenschlichung der Nager, sein Lob ihrer "stillgeschäftigen Arbeit" und seine Kritik an Unruhestiftern kommentiert Neersö in vielen Fußnoten, ohne sich dabei aber über Floericke lustig zu machen; vielmehr reflektiert er heiter das Schwelgen des Autors in seinen naturforscherischen Hochgefühlen. Auch wem Nagetiere herzlich egal sind, dem-wird dieses herrliche Buch viel erzählen - über die Krone-der-Schöpfung-Sicht des Menschen auf andere Lebewesen. (Kurt Floericke: "Nagetiere". Bei uns und draußen. Herausgegeben von Jan Neersö. Grosskonzern - der kleine Verlag, Berlin 2011. 124 S., Abb., geb., 13,- [Euro].)
fhau.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Leben als Tierfreund ist von schweren Enttäuschungen geprägt. So erlebte es jedenfalls Kurt Floericke, der einmal nichtsahnend und wie fast immer arbeitend am Schreibtisch saß, als "plötzlich ein Todesschrei aus dem Hamsterkäfig" erscholl. Floericke eilte hinüber und wurde Zeuge eines "tückischen Schauspiels", ein Hamster biss nämlich den anderen tot, und nun reichte es dem guten Mann mit diesem Hamster, "denn er ist, mit einem Wort gesagt - wahrhaft niederträchtig". Jähzornig, geizig und neidisch, mit seinem gedrungenen Körperbau "eigentlich abstoßend" und vor allem nicht so possierlich wie das Eichhörnchen. Hamster böse, Eichhörnchen gut, Wasserratte böse, Springmaus gut - so sortierte der Naturwissenschaftler Kurt Floericke die Welt der Nager in seinem populärwissenschaftlichen Band "Nagetiere. Bei uns und draußen", der Anfang der dreißiger Jahre erstmals erschien und nun von dem Kulturwissenschaftler Jan Neersö mit ebenso kritischen wie amüsanten Anmerkungen neu herausgegeben worden ist. Floerickes Vermenschlichung der Nager, sein Lob ihrer "stillgeschäftigen Arbeit" und seine Kritik an Unruhestiftern kommentiert Neersö in vielen Fußnoten, ohne sich dabei aber über Floericke lustig zu machen; vielmehr reflektiert er heiter das Schwelgen des Autors in seinen naturforscherischen Hochgefühlen. Auch wem Nagetiere herzlich egal sind, dem-wird dieses herrliche Buch viel erzählen - über die Krone-der-Schöpfung-Sicht des Menschen auf andere Lebewesen. (Kurt Floericke: "Nagetiere". Bei uns und draußen. Herausgegeben von Jan Neersö. Grosskonzern - der kleine Verlag, Berlin 2011. 124 S., Abb., geb., 13,- [Euro].)
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Christoph Schröder ergötzt sich an diesem erstmals 1932 publizierten, den Nagetieren gewidmetem Essay von Kurt Floericke, allerdings stellt er klar, dass wissenschaftliche Erkenntnis nicht daraus zu ziehen ist. Der Ornithologe und Naturforscher beschreibt darin Nager konsequent aus menschlicher Sicht, wirft Hamstern Jähzorn und Eichhörnchen eine Neigung zum Rausch zu, lässt der Rezensent wissen. Dies ist ausgesprochen unterhaltsam zu lesen, wenn auch mitunter von nicht beabsichtigter Komik, wie Schröder einräumt. Literarische Bedeutsamkeit gewinnt das Büchlein in seinen Augen aus der Demut gegenüber der "Naturschönheit" gepaart mit einem "selbstverständlichen Pragmatismus", und lediglich die vom Herausgeber beigegebenen mitunter einfach "albernen" Fußnoten haben ihn bei seinem Lesegenuss gestört.
© Perlentaucher Medien GmbH
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