Bis kurz vor ihrem Tod berichtet Adelheid Duvanel der befreundeten Autorin Maja Beutler fast in Echtzeit aus ihrem Leben, monatlich, manchmal täglich. Parallel dazu ihre Korrespondenz mit dem Lektor Klaus Siblewski, der sie bis an ihr Lebensende begleitet, in Krisen zum Weiterschreiben ermuntert, ihr hilft, Werkbeiträge und Stipendien zu erhalten. Lakonisch bis selbstironisch, manchmal aber auch verzweifelt erzählt Adelheid Duvanel aus ihrem schwierigen Alltag, von den Aufenthalten in der Klinik, von der desaströsen Beziehung mit ihrem Mann Joe, von der Drogensucht und Aidserkrankung der Tochter. Aber auch vom Schreiben und Lesen handeln die Briefe, der Figurenkreis der Erzählungen taucht auf, manche Szenen sind sogar wörtlich in die Texte eingegangen.«Nah bei Dir» ist eine Art Tagebuch in Briefform, ein nüchternes Protokoll über ein schweres, unerträgliches Leben und das erschütternde Selbstporträt einer Autorin, die den widrigsten Umständen lange standhält und ihnen grosse Kunst abringt.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensent Rainer Moritz schockiert die Lektüre der Korrespondez der Schweizer Erzählerin Adelheid Duvanel. Unter welch schwierigen Umständen die jüngst wiederentdeckte Autorin ihre Texte schrieb, kann er hier nachlesen. Vor allem die Briefe an ihren Lektor und an ihre Kollegin sind für Moritz harte Kost, berichtet Duvanel darin doch von Ängsten, Geldnöten, Sorgen um ihre drogenabhängige Tochter und Ärger mit ihrem despotischen Mann. Erschüttert erkennt Moritz die Verhältnisse einer tätigen Frau in einer männerdominierten Gesellschaft. Umso bewundernswerter erscheint ihm das Werk dieser erstaunlichen Frau.
© Perlentaucher Medien GmbH
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