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Der Band enthält fünf ausführliche und persönliche Gespräche mit dem belgischen Choreographen Alain Platel, begleitet von zahlreichen Abbildungen. Ergänzt wird der Band durch ein ausführliches Werkverzeichnis.
Alain Platel, geboren 1956 in Gent, ist einer der wichtigsten Choreographen unserer Zeit. Nach einer Ausbildung zum Heilpädagogen gehört er 1984 zu den Mitbegründern der Compagnie Les Ballets C de la B in Gent. Mit Produktionen wie Bonjour Madame (1993), Bernadetje (1996), Iets op Bach (1998) oder Allemaal Indiaan (1999) wird er international berühmt. Nach einer freiwilligen…mehr

Produktbeschreibung
Der Band enthält fünf ausführliche und persönliche Gespräche mit dem belgischen Choreographen Alain Platel, begleitet von zahlreichen Abbildungen. Ergänzt wird der Band durch ein ausführliches Werkverzeichnis.
Alain Platel, geboren 1956 in Gent, ist einer der wichtigsten Choreographen unserer Zeit. Nach einer Ausbildung zum Heilpädagogen gehört er 1984 zu den Mitbegründern der Compagnie Les Ballets C de la B in Gent. Mit Produktionen wie Bonjour Madame (1993), Bernadetje (1996), Iets op Bach (1998) oder Allemaal Indiaan (1999) wird er international berühmt. Nach einer freiwilligen (Denk-)Pause kehrt Platel 2003 erfolgreich mit Wolf auf die Bühne zurück, 2006 folgen vsprs und sein Film Les ballets deci de-là über das Tanzkollektiv Les Ballets C de la B. Für seine Produktionen erhält er zahlreiche Preise, u.a. im Jahr 2004 den Europäischen Theaterpreis für sein Lebenswerk.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.05.2008

Fröhliche Augen voller Liebe
Der Choreograph Alain Platel im Gespräch mit Renate Klett
Zugegeben, es ist immer etwas mühsamer, längere wörtliche Interviews zu lesen, als einen Fließtext mit den entsprechenden Zitaten an passender Stelle. In den meisten Fällen kennt man die Sprecher nicht und damit natürlich auch nicht deren Sprachduktus und Stimmen. Ein gedrucktes Interview ist darüber hinaus stets verdichtet und redigiert, im besten Falle aber so einfühlsam, dass sprachliche Eigenheiten des Interviewten gewahrt bleiben – und selbstverständlich keine seiner Aussagen verfälscht wird. In der Reihe der „Nahaufnahmen” des Alexander Verlags liegt nun ein Bändchen vor, in dem der flämische Choreograph Alain Platel der in Berlin lebenden, weitgereisten Theaterkritikerin und Publizistin Renate Klett Rede und Antwort steht.
Platel, zunächst ausgebildeter Heilpädagoge, ist mental ein Weltbürger und ein ungewöhnlicher Theatermann, da sein Armes Theater tatsächlich die von den politischen Systemen und dem Leben Benachteiligten aus intimer Kenntnis und eigener Erfahrung ins Visier nimmt. Es gelang ihm, weltweite professionelle Anerkennung zu erlangen und zu einem der Lieblinge des globalen Festivalbetriebes aufzusteigen, obgleich er seine Arbeit mit Laien begann und stilistisch grundlegend auch von sämtlichen Konventionen und Moden des zeitgenössischen Theaters abwich.
In Platels Fall bestätigt sich, was man in seinen Aufführungen seit 1984, seit der Gründung seiner Kompanie Les Ballets C le la B, immer wieder beobachten kann: Das Andere, das Ungewöhnliche erwächst aus der Persönlichkeit des Darstellers und der jeweiligen Situation, in der er eine bestimmte Szene anbietet. Alain Platel mag sie nicht, die Originalität um der Originalität willen: „Je mehr Theater ich gesehen habe, desto mehr habe ich begriffen, dass es oft nur darum geht, etwas anderes zu machen als die anderen, ungewöhnlich zu sein, originell um jeden Preis und ohne Rücksicht auf das Publikum.”
Die verbrannte Israelfahne
Das Porträt auf dem Buchdeckel zeigt Alain Platel freundlich und offen dreinblickend, mit fröhlichen Augen unter gekräuselter Stirn und dichtem Kruschelhaar. Der Eindruck eines friedlichen, friedliebenden Mannes bestätigt sich im Gespräch. Er schaut voller Liebe auf die Menschen und kann deshalb auch unverblümt ihre Schwächen zeigen, er macht ein Theater, das seine Zuschauer immer wieder zutiefst berührt. Und dennoch kann es passieren, dass man sich durch ihn, dem es eigentlich fernliegt zu provozieren, provoziert fühlt, weil seine Parteilichkeit gelegentlich fragwürdige künstlerische Mittel und streitbare politische Konsequenzen zur Folge hat. Seine verquere Argumentation, die Fahne, die in seinem Stück „Wolf” auf offener Bühne verbrannt wurde, sei keine echte israelische gewesen, liest sich als Ausflucht. Denn sein Engagement für die Palästinenser – „Sie sind sehr mutig, sehr kontrolliert in ihren Emotionen und Handlungen” – reicht soweit, dass er sich mit seiner Kompanie am Kulturboykott für Israel beteiligte.
Renate Klett, eine intime Kennerin von Platels Werk, angefangen vom „Stabat Mater” (1984) bis zu „Nine Finger” (2007), fragt stets genau nach und hilft ihm ab und an auf die Sprünge. Seite für Seite meint man tatsächlich, dem Theatermann näherzukommen. Und über die Nahaufnahme hinaus nimmt man noch etwas anderes bei der spannenden wie dank ausführlichem Anhang informativen Lektüre mit: zum einen die lebhafte Erkenntnis, wie Selbstbild und Fremdbild auseinanderklaffen, wie Platel, ein unverhohlen politischer Theatermacher, diese Ausrichtung heftig von sich weist zugunsten seines angeblichen Hauptinteresses – der Musik. Und zum anderen, dass auch einer, dem Gerechtigkeit so wichtig ist, sich gelegentlich in den eigenen ideologischen Fallstricken verheddert. EVA-ELISABETH FISCHER
ALAIN PLATEL: Nahaufnahme Alain Platel. Gespräche mit Renate Klett. Alexander Verlag, Berlin 2007. 141 Seiten, 12,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Eva-Elisabeth Fischer findet es grundsätzlich etwas anstrengend, längere Interviews zu lesen und umso erfreuter ist sie deshalb darüber, wie es diesem Band, in dem die Theaterkritikerin Renate Klett mit dem flämischen Choreografen Alain Platel spricht, gelingt, den Lesern den Interviewten Stück für Stück näher zu bringen. Aus ihrer Sympathie für den Choreografen und seine Arbeit macht die Rezensentin keinen Hehl und er tritt ihr in dem Band genauso "friedliebend" und nett entgegen wie schon auf dem Titelfoto. Mitunter aber verfange sich Patel, der stets betone, es gehe ihm vor allem um die Musik, in den "ideologischen Fallstricken" seiner Arbeit, etwa wenn der erklärtermaßen mit den Palästinensern sympathisierende Künstler bei seinem Stück "Wolf" das Verbrennen einer israelischen Fahne auf der Bühne mit dem Hinweis verteidigt, es sei ja keine "echte" Israelfahne. Hier und an anderen Stellen stelle Klett präzise Fragen, bemerkt Fischer angetan und sie findet, dass der Band sich durchweg fesselnd liest und, einem detaillierten Anhang sei Dank, insgesamt sehr aufschlussreich ist.

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