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"Es ist ihr Leben, okay. Aber eine winzige Zeile, warum sie es gemacht hat, das ist doch nicht zuviel verlangt, oder? Ich bin dann erst mal nach New Jersey abgehauen. Zu Mom und Dad und zu Izzy und Clamor. Izzy ist unser Hund und ein echt guter Hund. Ich kapier's einfach nicht, warum Leonia das gemacht hat. Wir hätten uns einfach nicht ineinander verlieben dürfen. Wir verdammten Idioten." Nach dem schockierenden Selbstmord seiner Freundin, versucht ein junger Mann hinter die Geheimnisse des Lebens und der Liebe zu kommen. Er unternimmt eine drei Tage dauernde Odyssee, die nachts in New York…mehr

Produktbeschreibung
"Es ist ihr Leben, okay. Aber eine winzige Zeile, warum sie es gemacht hat, das ist doch nicht zuviel verlangt, oder? Ich bin dann erst mal nach New Jersey abgehauen. Zu Mom und Dad und zu Izzy und Clamor. Izzy ist unser Hund und ein echt guter Hund. Ich kapier's einfach nicht, warum Leonia das gemacht hat. Wir hätten uns einfach nicht ineinander verlieben dürfen. Wir verdammten Idioten." Nach dem schockierenden Selbstmord seiner Freundin, versucht ein junger Mann hinter die Geheimnisse des Lebens und der Liebe zu kommen. Er unternimmt eine drei Tage dauernde Odyssee, die nachts in New York City beginnt. Getrieben von seinen inneren Dämonen sucht Sam Zuflucht in einer Blues Bar, wird aber schon bald wieder auf die Straße gesetzt und trifft wenig später in einem Club ein hinreißendes Mädchen, doch ihre Wege trennen sich so schnell, wie sich gekreuzt hatten. Voller Trauer, Schuldgefühle und Wut fährt Sam zu seiner Familie und seinen Freunden nach New Jersey, wo er nicht nur mit s einer Vergangenheit konfrontiert wird, sondern auch das Verhältnis zu seinen Eltern neu definieren muss. Es wird eine Reise zu seinen Wurzeln und wieder zurück in das Lichtermeer New Yorks.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.08.2000

Allzu große Worte
Einfach nährt am längsten: Mark Cirinos Romandebüt

Es gibt ein Lesealter, in dem man sich jugendlichen Selbstfindungsritualen - durchsoffenen Nächten in kalt beleuchteten Nachtclubs und Grübeleien im frühen Nieselregen - entwachsen fühlt. Nicht ohne Grund halten sich selbst die Klassiker pubertärer Befindlichkeit wie Salingers "Fänger im Roggen" oder Plenzdorfs "Neue Leiden des jungen W." vor allem deswegen am Leben, weil sie in den Lehrplänen der Oberstufen gelandet sind. Das Genre ist heikel, die coole Sprache kippt schnell ins Gestrige ab, vieles bleibt szeneintern.

Mark Cirino, noch keine dreißig, hat sich in seinem Debüt große Mühe gegeben, den Ermüdungserscheinungen der Ältergewordenen gegenzusteuern. Er hat seinen Helden wohnzimmerfähig gemacht und bei aller Patzigkeit mit Eigenschaften ausgestatte, die das Wohlwollen selbst eines Oberstudienrats erregen könnten. Natürlich geht Sam tanzen, macht Mädchen an, wirft Pillen ein. Doch ein Rebell ist dieses Kerlchen gewiss nicht, eher ein verwirrter Junge, der mit dem Erwachsenenleben heillos überfordert ist. Sein Erfinder hat ihm einiges an Schicksalsschlägen zugedacht: Seine Freundin, die mysteriöse Leonia, hat sich das Leben genommen, und die Jugendliebe aus Collegetagen schockiert ihn mit der lange verschwiegenen Geschichte einer Abtreibung nach dem Ende der Beziehung. Woran die Beziehung mit Leonia wirklich gekrankt hat, erfährt man übrigens nicht und hätte gern mehr an die Hand bekommen als dürftige Hinweise.

Zwar spickt Sam seinen Monolog mit derben Ausdrücken, flucht wie ein Großer und ergeht sich seitenlang - das waren schon bei Plenzdorf eher unergiebige Episoden - über Darmbewegungen und die Beschaffenheit seiner Exkremente. Doch hinter der forcierten Ruppigkeit leuchtet das freundliche Seelchen eines wohlerzogenen Mittelklasse-Amerikaners, der sich artig beim Leser für seinen Rededrang entschuldigt, in der verschmierten U-Bahn gute Romane stoisch liest und die Baseballkappe nicht verkehrt herum aufsetzt, weil das albern aussieht. Im Grunde ist sein Bericht die Beichte eines schuldbewußten Kindes, das sich nach nichts mehr sehnt als nach der Absolution der Erwachsenen und einem beruhigenden Kopftätscheln.

Daß es so einfach nicht ist, gehört zu den einfachen Botschaften des Romans. Am Ende muß sogar Shakespeare herhalten, um den jungen Helden in die unerbittliche, aber tapfer auszuhaltende Realität des Erwachsenenlebens zu initiieren: Jeder bekommt vom Leben die Strafe zugeteilt, die er verdient hat, und "es reicht, wenn ich das Gefühl habe, daß ich mich selbst respektiere, das ist alles". Es sind also doch nicht nur die jugendlichen Ausschweifungen, die Drogeneuphorien, die Whisky-Hymnen, die endlosen Selbstinspektionen vor dem Spiegel, die älteren Jahrgängen die Lektüre so mühsam macht. Sondern gerade die Mischung aus gewollter Coolness, unfreiwilliger Bravheit und schlagartig herbeigezauberter Abgeklärtheit macht diesen all-american boy, der den Blues und seinen Hund über alles liebt, letztendlich unerträglich. Die Selbsttherapie schlägt an, am Schluß ist alles raus und der Stuhlgang wieder einwandfrei: "Alles macht Sinn, wenn man mal richtig drüber nachdenkt." Das dürfte auch pubertierende Leser stören. Und zwar erheblich.

ANNETTE PEHNT

Mark Cirino: "name the baby. Ein paar ziemlich große Worte über Leonia". Roman. Verlag Roger Bernhard, Hamburg 1999. 227 S., geb., 22,- DM.

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