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Daß an Wagner nicht vorbeizukommen ist, gilt zumal für den Ring. Er bleibt eine der größten intellektuellen und ästhetischen Herausforderungen überhaupt - für das Musiktheater wie für die Philosophie, für die musikalische Analyse wie für die Sozialwissenschaften, für die Praxis künstlerischer Arbeit wie für die Theorie des Mythos, der Geschichte und der modernen Welt. Der Ring zählt zu den Werken der Kunst, deren Aufführung immer wieder von neuem Anlaß gibt zu fragen, »wo wir stehen«, was das Werk angesichts der jeweiligen Gegenwart bedeutet und was die jeweilige Gegenwart angesichts des…mehr

Produktbeschreibung
Daß an Wagner nicht vorbeizukommen ist, gilt zumal für den Ring. Er bleibt eine der größten intellektuellen und ästhetischen Herausforderungen überhaupt - für das Musiktheater wie für die Philosophie, für die musikalische Analyse wie für die Sozialwissenschaften, für die Praxis künstlerischer Arbeit wie für die Theorie des Mythos, der Geschichte und der modernen Welt. Der Ring zählt zu den Werken der Kunst, deren Aufführung immer wieder von neuem Anlaß gibt zu fragen, »wo wir stehen«, was das Werk angesichts der jeweiligen Gegenwart bedeutet und was die jeweilige Gegenwart angesichts des Werks. Er steht in höchster Spannung zu der Tradition, der er verpflichtet ist und die die europäische Moderne wesentlich geprägt hat: der Tradition des Fortschritts, der Aufklärung und des Subjekts. In Spannung zu dieser Tradition zu stehen heißt aber, entgegen einem verbreiteten rationalistischen Vorurteil, selbst bei Wagner nicht, sie en bloc zu zerstören oder zu verteufeln. Vielmehr deutet der Ring, indem er die Krise und die Tragik der »Dialektik der Aufklärung« darstellt, Alternativen an, die möglicherweise erst im Licht unserer gegenwärtigen Situation zugänglich und verständlich werden. Das »Gesamtkunstwerk« setzt auf das Ganze und arbeitet doch zugleich gegen es: Totalisierung und Dekonstruktion, große Geschichtsphilosophie und strukturale Sinnzersetzung, Einheit als Ideologie und Problem. Wagners Tetralogie steht für den Aufstand der Kunst gegen die Welt der modernen Trennungen und Spaltungen, bringt aber zugleich selbst eine extreme Pluralität und Heterogenität von Formen hervor. Daraus ergibt sich, kurz gesagt, eine Fülle von Konflikten, und die »Narben«, die aus solchen Konflikten resultieren, betreffen Musik, Ästhetik und Theater gleichermaßen und Details wie das Ganze. Sie lassen sich nicht nach den Richtwerten der politischen Gesäßgeographie durchdeklinieren.

Beiträger:
STEFAN BREUER
WOLFRAM ETTE
GÜNTER FIGAL
MANFRED FRANK
DIETER HENRICH
ECKEHARD KIEM
RICHARD KLEIN
STEFAN MAHNKOPF
SERGIO MORABITO
NIKE WAGNER
SAMUEL WEBER
KLAUS ZEHELEIN
SABINE ZURMÜHL
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Autorenporträt
Dr. Richard Klein; Studium der Orgel und Kirchenmusik, Studium der Philosophie, Musikwissenschaft, Theologie und Germanistik; Lehre in Musikwissenschaft und Philosophie.