Die "Narratio" wird in dieser Studie als Grundstruktur des Verstehens aufgewiesen. Martin Heidegger hat in Sein und Zeit die Sprachlichkeit und Geschichtlichkeit des Verstehens analysiert. Die Geschichte im Singular verstellt ihm dabei den Blick auf Geschichten im Plural, so daß die Bedeutung der Erzählform keinen Eingang in seine Fundamentalhermeneutik findet. Paul Ricoeur reagiert in seinem Hauptwerk Temps et récit auf dieses Defizit, indem er die Thematisierung der Zeit bei Heidegger mit der Erzähltheorie in Beziehung setzt. Da Ricoeurs Begriff von Erzählung den Kriterien der Aristotelischen Tradition verhaftet bleibt, ist eine erneute Fundierung des Narrationsgedankens erforderlich. Auf der Grundlage der Hermeneutik (Dilthey), der narrativen Maieutik (Kierkegaard), der Phänomenologie der Subjektivität, Temporalität und Alterität (Kant, Husserl, Lévinas) wird das Konzept einer fundamentalen Narrativität des Verstehens entwickelt.
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