Plump und unbekümmert im Erscheinungsbild, charakterlich zwischen freundlichem Dickhäuter und wütendem Ungetüm : Nashörner haben in den Beschreibungen der Menschen oft einen schweren Stand. Dennoch oder gerade deshalb üben sie für uns seit Tausenden von Jahren eine kolossale Faszination aus. In seiner Natur- und Kulturgeschichte dieser nach den Elefanten größten Landsäugetiere wirft Lothar Frenz einen zärtlichen und kundigen Blick auf das Rhinozeros und verfolgt seine großen Auftritte von den Höhlenmalereien in Chauvet über Dürers berühmten Holzschnitt bis hin zur gehörnten "Jungfer Clara", dem Star-Rhino des 18. Jahrhunderts und Protagonisten der ersten europaweiten Werbekampagne. Doch seine Anziehungskraft wurde ihm auch zum Verhängnis : Frenz zeigt, wie nicht zuletzt die Gier nach dem sagenumwobenen Horn seine Bestände bedrohlich dezimierte. So ist dieses Portrait zugleich ein Requiem für ein sagenhaftes Tier, dass der Mensch bis heute als Trophäe missversteht.