Idith Zertal untersucht die Rolle des Holocaustgedenkens in der israelischen Gesellschaft.Welche Rolle spielen die Opfer des Holocaust im öffentlichen Leben Israels? Welchen Anteil haben sie an der Selbstwahrnehmung und politischen Kultur des Landes? Wie erinnern die Israelis den Holocaust, wann und zu welchen Zwecken?Idith Zertal liefert eine kritische Analyse zentraler Texte der israelischen Geschichte sowie zahlreicher neuer und bislang unbekannter Dokumente, anhand deren sie die folgenschwere Präsenz der Holocausterinnerung in der politischen Kultur Israels nachweist. Dabei geht die Autorin von neuem der Frage nach, wie die entscheidenden Ereignisse des »kurzen zionistischen Jahrhunderts« von der israelischen Öffentlichkeit aufgefaßt und tradiert worden sind: Das jüdische Verhalten während des Holocaust und die Aufstände in den Ghettos; die staatlich organisierte Ausgestaltung des Gedenkens an den Holocaust in Israel; die Gerichtsverfahren gegen Holocaustüberlebende, die der »Kollaboration« mit den Nazis beschuldigt wurden; der Einfluß des durch den Eichmann-Prozeß erzeugten Diskurses auf das Sicherheits- und Machtverständnis Israels im Sechs-Tage-Krieg; und schließlich die Art und Weise, mit der das Evozieren des Holocaust der Okkupation und Besiedlung der eroberten Gebiete sowie dem Mord an einem Ministerpräsidenten in Israel Vorschub geleistet haben.Gerade der für deutsche Leserinnen und Leser ungewohnte Blickwinkel macht das Buch zu einer spannenden und aufschlußreichen Lektüre.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Für Helmut König erzählt die Historikerin Idith Zertal im kämpferischen Geist und mit Berufung auf Hannah Arendt vom "Missbrauch" der Shoah und der Erinnerung an das Verbrechen der Nazis an den Juden als Legitimation für die Politik Israels gegen seine arabischen Nachbarn. Das Buch lesend bedauert es König umso mehr, dass Arendts Eichmann-Buch in Israel kaum gelesen wurde. Die heutigen Blockaden und Instrumentalsierungen habe sie bereits vorausgesehen, schreibt er. Idith Zertals Fortführung von Arendts Gedanken, derzufolge der Zionismus im Verein mit der israelischen Erinnerungspolitik eine Logik der Gleichsetzung von Arabern und Nazis hervorbringt, findet König akribisch und detailliert bewerkstelligt. Die vorliegende, um ein Vorwort von Tony Judt erweiterte Neuausgabe der deutschen Ausgabe von 2003 scheint ihm willkommen.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH