Inspiriert von unserem Bestseller In 125 Jahren um die Welt, vereint dieser Band eine Auswahl von rund 200 Afrikabildern aus den Archiven von National Geographic - darunter 40 neue Fotografien, die die Vielfalt dieses Kontinents und seiner Landschaften, Klimazonen und Kulturen spiegeln, aber natürlich auch die Art und Weise, wie sich der Westen ein oft von kolonialer Amnesie und exotistischen Fantasien geprägtes Bild des afrikanischen Kontinents gemacht hat und macht.Stationen dieser transkontinentalen Zeit- und Bilderreise, die mit frühen Autochromfotos beginnt und in der Digitalära endet, sind unter anderem archäologische Fundstätten in Ägypten, die Gassen und Suks der Altstadtviertel Algeriens, die nebelverhangenen Vulkane Ugandas und die Drakensberge von Südafrika. Berggorillas in Ruanda, Wolkenkratzer in Simbabwe, Ritualmasken der Tschokwe aus Angola und verzweifelt gegen riesige Heuschreckenschwärme kämpfende Bauern in Kenia bilden ein spannendes Afrikapanorama, das denjeweiligen Zeitgeist abbildet und nachverfolgen lässt, wie der voyeuristische Blick und der Kult des Ausgefallenen von einst einer realistischeren Wahrnehmung gewichen sind, die auch die wirtschaftlichen und sozialen Folgen von Kolonialismus und Globalisierung nicht ignoriert.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.10.2018Scheinangriff der ausgestopften Tiere
Afrika sei für das Magazin "National Geographic" gerade in dessen Gründungszeit eine perfekte Spielwiese gewesen, heißt es in der Einleitung dieses gewichtigen Bands. Die Kolonialmächte stritten noch darüber, wer sich welchen Teil einverleiben dürfe. Ansonsten bot sich eine Überfülle an unbekannten Tierarten sowie obskurer Kulturen und Gesellschaften. Schon in der zweiten Ausgabe war 1889 ein Artikel über Afrika zu lesen, siebenhundert weitere folgten - den chauvinistischen und sensationslüsternen Blickwinkel legten sie erst allmählich ab. Die Fotografien zeigen indes, dass Bilder immer schon eine andere Sprache sprechen konnten. Auf einem ist eine weiße Frau zu sehen, die sich 1930 mit Sommerkleid und Zigarette in einer Rikscha liegend von einem Zulu durch Durban ziehen lässt - sie scheint die Fahrt zu genießen, während die düstere Miene des mit Federn, Fellen und Hörnern geschmückten Mannes etwas anderes verrät. Eine andere Aufnahme zeigt Tierpräparatoren im Jahr 1971, die in der Nähe von Nairobi vor Horden von Leoparden und Löwen sitzen, die in jeder Sekunde angreifen zu wollen scheinen, doch deren trauriges Schicksal sich in den gelangweilten Gesichtern der Arbeiter widerspiegelt. Auch die jüngeren Bilder erzählen von den Widersprüchen: Eine Adiukru-Frau von der Elfenbeinküste hat sich zum Zeichen ihres Wohlstands Goldstaub ins Gesicht gesprenkelt, während man wenige Seiten später in die müden Gesichter von Frauen und Kindern in Ghana blickt, die von einem Goldförderunternehmen aus ihrem Dorf vertrieben wurden. Eine Fundgrube - mehr als dreihundert Seiten dick.
kari
"Afrika" aus der Reihe "National Geographic. In 125 Jahren um die Welt". Herausgegeben von Reuel Golden. Taschen Verlag, Köln 2018. 312 Seiten, zahlreiche Fotos. Gebunden, 50 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Afrika sei für das Magazin "National Geographic" gerade in dessen Gründungszeit eine perfekte Spielwiese gewesen, heißt es in der Einleitung dieses gewichtigen Bands. Die Kolonialmächte stritten noch darüber, wer sich welchen Teil einverleiben dürfe. Ansonsten bot sich eine Überfülle an unbekannten Tierarten sowie obskurer Kulturen und Gesellschaften. Schon in der zweiten Ausgabe war 1889 ein Artikel über Afrika zu lesen, siebenhundert weitere folgten - den chauvinistischen und sensationslüsternen Blickwinkel legten sie erst allmählich ab. Die Fotografien zeigen indes, dass Bilder immer schon eine andere Sprache sprechen konnten. Auf einem ist eine weiße Frau zu sehen, die sich 1930 mit Sommerkleid und Zigarette in einer Rikscha liegend von einem Zulu durch Durban ziehen lässt - sie scheint die Fahrt zu genießen, während die düstere Miene des mit Federn, Fellen und Hörnern geschmückten Mannes etwas anderes verrät. Eine andere Aufnahme zeigt Tierpräparatoren im Jahr 1971, die in der Nähe von Nairobi vor Horden von Leoparden und Löwen sitzen, die in jeder Sekunde angreifen zu wollen scheinen, doch deren trauriges Schicksal sich in den gelangweilten Gesichtern der Arbeiter widerspiegelt. Auch die jüngeren Bilder erzählen von den Widersprüchen: Eine Adiukru-Frau von der Elfenbeinküste hat sich zum Zeichen ihres Wohlstands Goldstaub ins Gesicht gesprenkelt, während man wenige Seiten später in die müden Gesichter von Frauen und Kindern in Ghana blickt, die von einem Goldförderunternehmen aus ihrem Dorf vertrieben wurden. Eine Fundgrube - mehr als dreihundert Seiten dick.
kari
"Afrika" aus der Reihe "National Geographic. In 125 Jahren um die Welt". Herausgegeben von Reuel Golden. Taschen Verlag, Köln 2018. 312 Seiten, zahlreiche Fotos. Gebunden, 50 Euro.
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"Dieses außergewöhnliche Buch ist eine kulturelle Investition, die geschätzt, geteilt und über Generationen weitergegeben wird." Cote Magazine