Japan boomt. Der billige Yen und eine ausgezeichnete Infrastruktur machen das Land zum beliebten Reiseziel, vor allem für Besucher aus Asien. Als ich vor knapp 20 Jahren das erste Mal da war, gab es nur ein Zehntel der Touristen von heute. Das hat leider ziemlich drastische Auswirkungen auf die
Reisequalität, was eine gute Planung umso wichtiger macht. Zum Glück „muss“ ich mir nicht mehr die…mehrJapan boomt. Der billige Yen und eine ausgezeichnete Infrastruktur machen das Land zum beliebten Reiseziel, vor allem für Besucher aus Asien. Als ich vor knapp 20 Jahren das erste Mal da war, gab es nur ein Zehntel der Touristen von heute. Das hat leider ziemlich drastische Auswirkungen auf die Reisequalität, was eine gute Planung umso wichtiger macht. Zum Glück „muss“ ich mir nicht mehr die Top-Sehenswürdigkeiten anschauen, die mittlerweile hoffnungslos (!) überlaufen sind und kann mich auf abgelegene Regionen konzentrieren, wo Japan noch Japan ist. Das Reisehandbuch von National Geographic ist dabei eine qualifizierte Hilfe, denn es sortiert aus dem großen Angebot das heraus, was für einen westlichen Besucher wirklich interessant ist. Das muss übrigens nicht unbedingt das sein, was Japaner interessant finden, denn deren Freizeitverhalten ist in vielen Aspekten völlig anders. Aber es sind auch nicht die japanischen Touristen, die das Reisen mittlerweile so unangenehm machen...
In der Einleitung erfährt man zunächst Allgemeines über Japan, seine Geschichte und Geografie. Die Naturräume und Klimazonen sind extrem unterschiedlich, wie es kaum ein anderes Land in der Welt hat. Es reicht vom sibirischen Norden bis in die Tropen von Okinawa. Gestaffelt nach den Hauptinseln (nur Tokyo hat einen eigenen Abschnitt) werden dann die einzelnen Regionen mit ihren Sehenswürdigkeiten vorgestellt. Eine Übersichtskarte leitet jeweils die Kapitel ein, die Städte-Infos folgen. Für viele kleinere Städte gibt es brauchbares Kartenmaterial, aber die Faltkarten von Tokyo und Kyoto, die separat beiliegen, sind weitgehend nutzlos. Sie enthalten weder die extrem wichtigen Linien des öffentlichen Nahverkehrs noch genügend eingezeichnete Straßen. In Japan findet man wenig ausgeschilderte Straßennamen, daher ist es viel wichtiger, Straßenkreuzungen zu zählen. Wenn dann in der Karte die Hälfte fehlt, findet man de facto nichts. Am besten, man nutzt das Navi im Smartphone (SIM-Karte in Japan kaufen! GSM gibt es in Japan nicht mehr.). Die gleiche Kritik gilt auch für die Faltkarte von ganz Japan, die ist einfach zu grob. Zu allen großen Städten fehlen Informationen über Liniennetze, die bekommt man aber in den jeweiligen Touristeninformationen in den Bahnhöfen, die sehr gut ausgestattet sind.
In der Regel kann man sich auf die Auswahl der Autoren ziemlich verlassen. Es werden die absoluten Top-Ziele der jeweiligen Region vorgestellt, nur Osaka ist aus meiner Sicht mit gerade mal vier Seiten bei weitem zu kurz gekommen. Die Stadt gefällt mir deutlich besser als Tokyo und auch die Menschen sind dort viel entspannter und freundlicher.
Sehr gut gelungen sind die eingeschobenen Spezialkapitel mit sachkundigen Beiträgen, teilweise auch zu ungewöhnlichen Themen. Positiv ist, dass abgelegene Regionen berücksichtigt sind, so dass man Ausweichmöglichkeiten hat, wenn einem die Touristenhorden auf die Nerven gehen.
Im Anhang findet man einen kurzen Abschnitt mit allgemeinen Reiseinformationen, wie man sich fortbewegt, wo man unterkommt, aber die Informationstiefe ist eher oberflächlich. Zumindest kann es die ersten Sorgen nehmen, ob man sich im Land zurechtfinden würde, denn das ist wirklich kein Problem. Nachrecherche ist aber trotzdem dringend empfohlen, denn kritische Punkte lassen die Autoren grundsätzlich ausgespart (Übertourismus, Verfügbarkeit von Zügen, lange Wartezeiten...). Die Hotel- und Restaurantempfehlungen im Anhang haben wirklich nur exemplarischen Charakter, da gibt es unendlich mehr und auch gute Auswahl. Preislich liegen die Empfehlungen eher in der Oberklasse.
Japan mag vielleicht nicht mehr das touristische El Dorado sein, das es mal war, genügend schöne Seiten hat es aber immer noch und dafür ist das Reisehandbuch ein guter Ratgeber.