Der Titel des Buches impliziert einen sehr hohen Anspruch. Bücher über Berge, seien es Reise- oder Kletterführer, Bildbände oder Sachbücher gibt es jede Menge, vor allem über die Alpen, weltweite Überblicke deutlich weniger. Vor etwa 40 Jahren hat mich ein Buch überaus fasziniert, welches heute noch
mein Bücherregal ziert: „Hochgebirge der Erde“ von einem Autorenkollektiv unter Prof. Dr. G. im…mehrDer Titel des Buches impliziert einen sehr hohen Anspruch. Bücher über Berge, seien es Reise- oder Kletterführer, Bildbände oder Sachbücher gibt es jede Menge, vor allem über die Alpen, weltweite Überblicke deutlich weniger. Vor etwa 40 Jahren hat mich ein Buch überaus fasziniert, welches heute noch mein Bücherregal ziert: „Hochgebirge der Erde“ von einem Autorenkollektiv unter Prof. Dr. G. im URANIA-Verlag. Nie wieder habe ich vergleichbares gefunden. Seither „verschlinge“ ich Bergbücher und habe viele gelesen, auch Bildbände, wobei ich bei deren Erwerb eher zurückhaltend bin. Zu selten nimmt man sie zumeist nach der ersten Lektüre in die Hand. Vermutlich wird auch das hier besprochene Buch dieses Schicksal erleiden, es ist wohl das Schicksal von Bildbänden.
Trotzdem: Dieses Buch ist anders. Wenn man die ersten Seiten aufschlägt, das Vorwort liest und dann die doppelseitigen, überaus beeindruckenden Seite mit kurzen Bildunterschriften genossen hat, merkt zumindest als langjähriger Leser des „Bergsteiger“-Magazins, wer hinter diesem Buch steckt. Denn fast identisch kommt jede Ausgabe dieses Magazins von der Aufmachung auf den Eingangsseiten daher, mit wahrhaft faszinierenden Fotos von Profis der Bergfotografie. Und über Autor Eugen E. Hüsler muss man wohl nicht so viel sagen. Nicht wenige nennen ihn den „Klettersteigpapst“ und er ist seit vielen Jahrzehnten in den Bergen zu Hause und einer der besten Schreiber von Wander- und Kletterführern. Michael Ruhland ist seit 10 Jahren Chefredakteur dieses für Bergsteiger wie Wanderer unverzichtbaren Magazins. Und im Vorwort des Buches machen sie deutlich, dass man sie ein wenig überreden musste, dieses Buch anzugehen ob der erschlagenden Vielfalt einschlägiger Bücher.
Es muss sich nicht verstecken hinter anderen Büchern des Genres, dies sei hier deutlich gesagt. Meine Vorrezensentin vermisst das „Alleinstellungsmerkmal“ bei dem Buch. Das aber kann es meiner Meinung nach nicht geben bei der Angebotsfülle und jedes Buch über Berge hat seine Berechtigung.
Im Kapitel „Monumente“ werden zunächst einige wirkliche Highlights der Berge weltweit in opulenten Fotos in Spitzenqualität gezeigt. Gleich am Anfang heben die Autoren hervor, dass sie nicht den Anspruch erheben wollen und können, dies durchgängig im Buch zu gewährleisten. Nicht nur die „hohen“ Berge werden gezeigt, sondern auch besonders schöne. Im Kapitel „Wasserkraft“ geht es einerseits um die gestaltende Wirkung des Wassers in den Bergen, aber auch um die Nutzung der Wasserkraft.
Im Kapitel „Bergleben“ sind die beiden Autoren in ihrem Element und es geht um bergsteigerische Höhepunkte, größte Höhen und andere Superlativen aus dem Bergsteigerleben. In „Werkstatt“ geht es um Bauwerke, ältere wie moderne in den Bergen. Und im Kapitel „Zukunft“ werden eindrucksvoll die aktuellen Gefahren für unsere Bergwelt aufgezeigt, in kurzen, eindrucksvollen Texten und wiederum sehr guten Fotos.
Als Bildband wäre auf manchen Seiten vielleicht eine bessere Platzausnutzung möglich gewesen, manchmal gibt es da etwas viel weißes Papier. Aber dafür ist die Seitengestaltung sehr abwechslungsreich und insgesamt sehr ansprechend. Angenehm wie unterhaltsam sind diverse eingestreute Zitate von bedeutenden Persönlichkeiten, Goethe und John Muir sind dabei und manch andere mehr oder weniger Bekannte, deren Zitate zu den Bergen passen.
Bei einer Bewertung habe ich gelesen, dass jemand das Buch zurückgeschickt hat, weil es zu viele Fotos und zu wenig Informationen hat. Das ist natürlich in Ordnung. Wenn man vorher gelesen hat, dass es ein Bildband ist, sollte eine solche Fehlbestellung aber nicht nötig sein.
Schön, unbedingt empfehlenswert mit manchen „Wow“-Effekten und auf jeden Fall sein Geld wert.
Frank Zimmermann