Ehingen war keine Hochburg der Nationalsozialisten. Doch auch in der katholisch-konservativ geprägten oberschwäbischen Kleinstadt durchdrang die totalitäre Diktatur alle Bereiche von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Das reich bebilderte Buch beleuchtet die Anfänge der NSDAP, einzelne prominente Parteiführer, aber auch Ehingerinnen und Ehinger, die Distanz zum Regime hielten. Noch kurz vor Kriegsende wurden in der Stadt Kriegsverbrechen verübt. Und an der Entnazifizierung lässt sich gut nachverfolgen, wie die Gesellschaft nach 1945 mit der NS-Vergangenheit umging. Die geschilderten Fälle weisen über Ehingen hinaus. Einer der NSDAP-Ortsgruppenleiter zog nach Stuttgart, leitete dort eines der größten württembergischen Zwangsarbeiterlager und wurde nach 1945 schwer belastet, weil er Lagerinsassen misshandelt und der Gestapo ausgeliefert haben soll. Das französische Militärtribunal verhandelte in Rastatt gegen die an den Kriegsverbrechen beteiligten Ehinger und verurteilte den NSDAP-Kreisleiter zum Tode. Noch Zwanzig Jahre nach Kriegsende ermittelte das Stuttgarter LKA wegen der Kriegsverbrechen und stieß in Ehingen auf eine Mauer des Schweigens. Im präzisen Blick auf die Geschehnisse vor Ort wird verstehbar, wie die Diktatur auch fernab der Machtzentren funktionierte und welche Kontinuitäten dabei über die politischen Zäsuren von 1933 und 1945 hinweg im lokalen Sozialgefüge bewahrt blieben.